+3 Magazin Februar 2016 | Page 10
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WAS VERBINDET UNS?
WIR FRAGEN:
... und was ist
Ihre Meinung?
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Der erste Smiley der Welt ist mehr als
4500 Jahre alt und wurde an einer Höhlenwand im französischen Nîmes gefunden.
Hubertus Meyer-Burckhardt,
Produzent, Autor und
mit Barbara Schöneberger
Gastgeber der
NDR-Talkshow
Der richtige Deckel
Liebe ist das Lachen, das Weiche und
die Zeit. Fangen wir mit der Zeit an.
Peter Ustinov hat gesagt: „Ab einem
bestimmten Alter merkt man, dass
das, was man für die Generalprobe
gehalten hat, schon die Vorstellung
ist.“ Die meisten Theaterschauspieler
sagen immer wieder, dass das Probieren mehr Freude bereitet, als die
Vorstellung selbst. Bei Langzeitliebe
hilft das aber nichts: Ustinov hatte Recht. Daher ist es umso wichtiger, dass man die Zeit mit dem verbringt, der ein Seelenpartner ist. Mag
sein, dass sich Gegensätze anziehen.
Aber was ist danach, wenn die Nähe
da ist – ohne, dass sie da ist. Anton
Tschechow warnte: „Wenn du die
Einsamkeit fürchtest, dann heirate
nicht.“ Man sollte sich daher glücklich schätzen, wenn es so etwas wie
blindes Verständnis mit dem Partner gibt. Liebende haben einen sehr
ähnlichen Blick aufs Leben, treffen
Verabredungen ohne sprechen zu
müssen und entdecken mitunter
die Leichtigkeit des Seins mitten im
Alltag. Meine Frau nennt das dann
„weich“. Ein besseres Adjektiv gibt es
nicht, finde ich.
Und damit sind wir beim Lachen.
Gemeinsam Dinge leichter nehmen,
gemeinsam sich freuen zu können.
Ein spanischer Mann, ein Leben „für
den Daimler“ in Stuttgart gearbeitet, lebt heute wieder in seiner Heimat, der eher armen Extremadura.
Befragt, warum dort trotzdem mehr
gelacht wird als bei uns in Deutschland, erwidert er: Weil für uns hier in
Spanien alles Komödie ist, was nicht
Tragödie ist.
Quelle: Musée d'histoire naturelle Nîmes
© Max Wanger/Corbis
Ulrich Wickert,
Autor und Journalist
Unbekannte Freunde
Reisen können uns verbinden. Allerdings nur dann, wenn wir mit Neugier
und Wissensbegierde unterwegs sind.
Wenn wir nicht sagen, die anderen
sind anders, sondern wenn wir fragen, warum sind die anderen anders.
Ich habe das selber immer wieder erfahren. Denn als Journalist hatte ich
das große Glück, reisen zu können.
Ich erinnere mich, dass ich aus persönlichen Gründen 1979 nach China
fuhr und dort ein ganz anderes Land,
eine ganz andere Kultur, ganz andere
Menschen kennenlernte, als ich durch
die Lektüre von Fachliteratur kannte.
Daraufhin bemühte ich mich um eine
Drehgenehmigung und konnte ein
halbes Jahr später für sechs Wochen
mit einem Kameramann in China
drehen. Während die westliche Welt
Peking als ein schrecklich autoritäres
Regime verurteilte, konnte ich dort in
den Straßen der Hauptstadt Demonstrationen von Intellektuellen oder von
Bauern drehen, Interviews mit den
Protestierenden machen, ohne dass
die Polizei eingriff. Ich habe eine typische chinesische IntellektuellenFamilie porträtieren können, die in
einer eigenen Villa mit einer Köchin
lebte. Wer hätte sich das vorstellen
können, dass in dem Land, in dem alle
so gleich waren, dass sie nur im MaoLook gekleidet sein durften, jemand
über Hauspersonal verfügte. Wenn
wir also reisen und die Augen offen
halten, wenn wir uns für die anderen
Menschen interessieren, dann lernen
wir sie kennen und mögen. Vielleicht
lernen wir sogar etwas für uns eigenes
Leben.
Ute Erdsiek-Rave,
Vorsitzende des
Expertenkreises
„Inklusive Bildung“,
Deutsche
Unesco-Kommission
Miteinander lernen
Das Leitbild für die Zukunft unserer
Gesellschaft sollte Inklusion heißen –
in allen Lebensbereichen, nicht nur in
der Bildung, nicht nur für Menschen
mit Beeinträchtigungen, sondern insgesamt für das Zusammenleben in
einer vielfäl ѥ