+3 Magazin Februar 2014 | Page 7

GESELLSCHAFT FEBRUAR 2014 Sprache macht Gesellschaft Es ist erstaunlich, wer „wir“ alles sind (Papst, Weltmeister, das Volk, und in Bayern „Mia san Mia“), was „uns“ zugeschrieben wird („Yes We Can“) und was nicht („Davon haben wir nichts gewusst“) und in wessen Namen dabei jeweils gesprochen wird. Das Wörtchen „wir“ gehört zu den unscheinbaren sprachlichen Ausdrücken, mit denen UNSERE FRAGEN . . . Drei exemplarische Antworten haben wir vorgestellt. Im nächsten Magazin werden wir eine Auswahl der interessantesten Leserantworten auf diese Frage veröffentlichen. Werden Sie Teil einer qualitativen und spannenden Diskussion! suggeriert. Wer „wir“ sagt, appelliert deshalb an Zugehörigkeitsgefühle – „Wir sind Papst“ war also nicht nur (populäre) Vereinnahmung, sondern auch (erfolgreiche) Vergesellschaftung. „Wir“ sind nie nur die, die gerade irgendwo dabei sind, wo gesprochen wird. Es sind die, die sich angesprochen fühlen, z.B. als Deutsche, ohne Unter den Linden 40 10117 Berlin dass sie dafür namentlich benannt werden müssen. Genau darin liegt ja die intime (wie verlockende) Selbstverständlichkeit des „Wir“-Gebrauchs. Wer in der Weltgesellschaft nach dem Zusammenhalt von Gesellschaft fragt, müsste also auch sagen, was die Zugehörigkeiten sind, an die dabei appelliert werden soll. Wenn wir „Gesellschaft“ sind, wo genau gehören „wir“ dann dazu? Gemeinsam für die Energiewende Ist es aber nicht eigentlich an der Politik, die Energiewende umzusetzen? Warum die Bürger? Die Politik muss auf jeden Fall für die Energiewende einstehen und stabile Rahmenbedingungen garantieren. Für die faktische Umsetzung gibt es genügend Treiber und Innovatoren, und sei ihr jeweiliger Ansatz noch so kleinteilig. Zu diesen Treibern gehören auch wir von Green City Energy. Doch wir Treiber schaffen es nicht alleine. Wo die Gesellschaft in Demonstrationen formuliert, was sie nicht will, nämlich Atom- und www.plus-drei.de . . . IHRE MEINUNGEN Heiko Hausendorf, Professor für Germanistik an der Universität Zürich Inwiefern halten regenerative Bürgerenergieprojekte die Gesellschaft zusammen? Auf jeden Fall kommt die Energiewende aus der Mitte der Gesellschaft und wird auch jetzt mit überwältigender Mehrheit von ihr getragen. Nur durch den Druck der Bevölkerung kam der politische Beschluss der Energiewende überhaupt zustande. Und neben den positiven ökologischen Aspekten haben Erneuerbare Energien ja auch erhebliche volkswirtschaftliche Vorteile. Vor allem, wenn sie in der Hand der Bürger liegen. Dann ist auch die Akzeptanz viel höher. antwort@ warumverlag.de facebook.com/ plusdreimagazin „Das ‚wir‘ sind die, die sich angesprochen fühlen.“ wir wie in einem Mikrokosmos gesellschaftlichen Zusammenhalt, Zugehörigkeit und Sprache zusammenführen. Wenn einer „wir“ sagt, spricht er zwar alleine, tut aber so, als ob alle Anderen gleichzeitig mitsprächen: Das Fürwort macht ihn zum Fürsprecher. Einmal ausgesprochen macht