+3 Magazin Dezember 2022 | Page 10

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WIR FRAGEN :

WIE VERBESSERN WIR DAS STADTLEBEN ?

Funde belegen , dass Menschen sich bereits vor 4.000 Jahren auf schlittschuhähnlichen Geräten fortbewegt haben – auf Gleitkufen aus Knochen .
Quelle : wdr . de © iStock ./ alexsl
Melanie Humann , Professorin für Urbanismus und Entwerfen , Technische Universität Dresden
Orte der Möglichkeiten
Zurzeit forsche ich im Rahmen der „ Modellprojekte Smart Cities “ des Bundesministeriums für Wohnen , Stadtentwicklung und Bauwesen zur Digitalisierung in Städten . In rund 70 deutschen Kommunen untersuchen wir , wie digitale Technologien , Daten und Anwendungen eine nachhaltige und gemeinwohlorientierte Entwicklung von Städten und ländlichen Räumen fördern können . Gerade im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels in Städten – wir denken an tropische Nächte , Starkregenereignisse oder Wassermangel – helfen Umweltdaten , Veränderungen
zu monitoren und Zukunftsszenarien zu modellieren . Auf dieser Basis lässt sich zum Beispiel entscheiden , an welchen Orten in einer Stadt noch gebaut werden darf – und wo nicht . An anderer Stelle ermöglicht die Digitalisierung neue Mobilitätskonzepte . Der intermodale ÖPNV – also die aufeinander abgestimmte Nutzung mehrerer öffentlicher Verkehrsmittel wie Tram und E-Bike für eine Wegstrecke – basiert auf digitalen Lösungen . Gleichzeitig müssen Kommunen frühzeitig Risiken der Digitalisierung abschätzen und präventiv Maßnahmen gegen etwaige Negativeffekte entwickeln . Neben Datenschutz- und Datensicherheitsrisiken können dies technische und soziale Risiken sein – wie die zunehmende digitale Spaltung unsere Gesellschaft . Ob und wie die Digitalisierung zur sozio-ökologischen Transformation unserer Städte beitragen kann , erfordert eine ganzheitliche Betrachtung .
Markus Lewe , Präsident Deutscher Städtetag
Mit allen Mitteln
Vor Ort drehen die Städte mehrere große Räder gleichzeitig : Energieund Verkehrswende , Klimaanpassung , Wandel der Innenstädte , Wohnungsbau , Digitalisierung . Über allem steht : Wir wollen die Städte als lebenswerte Orte stärken . In der aktuellen Lage bleibt Energiesparen oberstes Gebot . Damit wir unabhängiger von fossiler Energie werden , gehen die Städte voran : mit dem Ausbau erneuerbarer Energie , energetischen Sanierungen von öffentlichen Gebäuden , dem Nutzen von Abwärme zum Heizen von Quartieren . Im Verkehr setzen wir konsequent auf mehr Busse und Bahnen ,
bauen mehr Radwege , schaffen mehr Platz für Begegnungen und Grün in der Stadt . Beim Wohnungsbau wollen wir schneller und ressourcenschonender vorankommen . Wenn etwa Immobilien umgenutzt , saniert oder aufgestockt werden , sparen wir Rohstoffe , Kosten und auch Zeit . Um all das zu schaffen , brauchen die Städte einen guten gesetzlichen Rahmen und ausreichend finanziellen Spielraum . Der Erfolg nachhaltiger Entwicklung entscheidet sich in den Städten . Die Stadtentwicklung braucht ein gemeinsames Bekenntnis . Viele Städte haben die Musterresolution des Deutschen Städtetages zur Agenda 2030 der UN unterzeichnet . Damit setzen sie nicht nur ein Zeichen für ökologische Ziele , sondern auch für mehr soziale Gerechtigkeit . Gute Bildung , faire Löhne , Gleichberechtigung , Integration , Inklusion , Teilhabe und gleichwertige Lebensverhältnisse sind Grundlage für gutes Miteinander und Zusammenhalt in der Stadt .