+3 Magazin Dezember 2021 | Page 14

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Fred Kiesel , Leser
Ohne Konsum können wir nicht und einstellen müssen wir ihn auch nicht . Er muss nur nachhaltiger werden . Was ist wirklich notwendig und wie kann diese Notwendigkeit mit nachhaltigen Produkten bedient werden ? Zum Beispiel kann man auf Fair-Trade- Produkte achten . Oder sich einfach informieren , was man kauft , besonders von welchem Hersteller . So kauft man bewusst und unterstützt die Richtigen .
Mathias John , Sprecher Koordinationsgruppe Wirtschaft , Rüstung und Menschenrechte , Amnesty International Deutschland
Auf Menschenrechte verpflichtet
Unternehmen müssen alle Menschenrechte respektieren . Das fordern die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte . Die Verpflichtung zu menschenrechtlicher Sorgfalt geht in der arbeitsteiligen Welt weit über den Kern der eigenen Geschäftstätigkeit hinaus : Unternehmen müssen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungsketten vom Rohstoff oder Ausgangsprodukt bis hin zu den Endkundinnen und -kunden prüfen , ob an irgendeiner Stelle Menschenrechte gefährdet werden . Und sie müssen bei Risiken transparent und nachvollziehbar Maßnahmen zum Schutz der Menschenrechte ergreifen . Da Freiwilligkeit hier bisher nur wenig bewirkt hat , müssen jene Staaten , die völkerrechtlich an die Menschenrechte gebunden sind , per Gesetz verbindliche menschenrechtliche Sorgfaltspflichten für die Wirtschaft verankern . Diese Gesetze müssen für alle Unternehmen und für alle Schritte
ERNÄHRUNGSWEISE Die Halbierung des Flächenbedarfs ist möglich
Reduktionspotenzial
nach Vorgaben von EAT-Lancet
der globalen Wertschöpfungsketten gelten , effektive Sanktionen bei Verstößen enthalten und dabei von ihrer Geschäftstätigkeit Betroffene einbeziehen . Sie müssen bei Verstößen zur Rechenschaft gezogen werden und für Menschenrechtsverletzungen haften . Betroffene müssen dafür Klagerechte erhalten . Die Zeit drängt , zumal das deutsche Lieferkettengesetz unzureichend ist . Wir brauchen endlich einheitliche , verbindliche und wirksame Standards , um Menschenrechtsverstöße von Unternehmen zu stoppen .
Derzeitiger Flächenbedarf für Konsum von Nahrungsmitteln
Pro Person : 2.022 Quadratmeter
Gesamt : 16,61 Millionen Hektar
Flächenbedarf bei flexitarischer Ernährungsweise
Pro Person : 1.658 Quadratmeter
Gesamt : 13,63 Millionen Hektar
Flächenbedarf bei vegetarischer Ernährungsweise
Pro Person : 1.098 Quadratmeter
Gesamt : 9,03 Millionen Hektar
Flächenbedarf bei veganer Ernährungsweise
Pro Person : 1.030 Quadratmeter
Gesamt : 8,47 Millionen Hektar
Viola Schuster , Leserin

- 18 %

- 46 %

- 49 %

Faire Rechnung
Quelle : WWF Deutschland
Man kann eigentlich nur richtig konsumieren , wenn man dabei an die Auswirkungen auf den Klimawandel achtet . Hierbei wäre ein System extrem hilfreich , das bei der Preisgestaltung einen Klimapreis für jedes Produkt und jede Dienstleistung mit einberechnet . Damit könnte man Konsum gezielter steuern , denn klimagerechte Produkte werden günstiger als solche , die dem Klima nicht guttun .
Meike Gebhard , Geschäftsführerin Utopia
Einfach mal anfangen
Siegel vergleichen , Inhaltsstoffe studieren , den Energieverbrauch checken und am besten auch auf faire Produktion achten . Nachhaltig zu leben , klingt kompliziert . Muss es aber nicht sein . Zunächst einmal gilt : Nicht für jedes Problem sind Konsumentinnen und Konsumenten verantwortlich . Dass Menschenrechte in Lieferketten eingehalten werden , dass für Soja und Palmöl keine Regenwälder abgeholzt werden , dass der Ausbau der Erneuerbaren vorankommt , das liegt zuallererst in der Verantwortung von Politik und Unternehmen . Aber auch wir alle sind in der Pflicht . Wer verantwortungsbewusst konsumieren möchte , ohne dafür ein „ Umweltdiplom “ abzulegen , der sollte auf seinen gesunden Menschenverstand hören und ein paar einfache Grundsätze beherzigen . Am Anfang von nachhaltigem Konsum steht die Frage : Brauche ich das wirklich ? Brauche ich noch ein weiteres T-Shirt ? Brauche ich wirklich ein so dickes Auto ? Und : Nicht alles , was wir brauchen , müssen wir auch besitzen . Vieles können wir auch leihen oder teilen . Wenn wir etwas neu kaufen , dann möglichst nachhaltig . Dabei helfen die bekannten Siegel und der Fokus auf die großen Hebel : Lebensmittel am besten bio und regional kaufen . Weniger Fleisch essen . Zu Ökostrom wechseln . Zu einer grünen Bank wechseln . Damit unser Geld Gutes bewirkt . Weniger fliegen – und wenn , dann kompensieren . Weniger und emissionsarm Autos fahren . Es sind wenige Dinge , mit denen wir Großes bewirken können . Anfangen lohnt sich .
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