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Stark mit Kind
Daniela Jaspers , Bundesvorsitzende Verband alleinerziehender Mütter und Väter ( VAMV )
Für ihre Kinder zu sorgen , macht Alleinerziehende stark – und das , obwohl ihnen diese meist viel Kraft abverlangen . Mütter und Väter wachsen als Alleinerziehende oft über sich hinaus , ausgelöst durch die Verantwortung , die sie weitgehend allein für ihre Kinder tragen , sowie durch die schlechten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen . Das führt dazu , dass sie besondere Kompetenzen wie Flexibilität und Belastbarkeit entwickeln ( müssen ). Alleinerziehende sind Organisationstalente , da es immer einen Plan B und C geben muss , wenn zum Beispiel das Kind krank ist . Und sie müssen netzwerken können , um Unterstützung und gegenseitigen Austausch zu erfahren . Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter ist das Produkt starker Netzwerkerinnen und Netzwerker , die beschlossen haben , ihre Kompetenzen zu bündeln , um sich gemeinsam für ihre Interessen einzusetzen : die Anerkennung als gleichberechtigte Familienform und den Abbau von strukturellen Barrieren , die ihnen den Alltag und die Existenzsicherung erschweren . Das ist längst überfällig . Der VAMV setzt
sich dafür ein , dass familienpolitische Leistungen auch bei Alleinerziehenden voll ankommen und diese nicht durch das Raster fallen : für bedarfsgerechte , qualitativ gute Kinderbetreuung auch in Randzeiten – denn die Berufstätigkeit ist für Alleinerziehende existenziell – für eine familienfreundliche Arbeitswelt und für Steuergerechtigkeit , die am Kind und nicht am Trauschein gemessen wird .
Michael Winterhoff , Kinder- und Jugendpsychiater und Autor
Lockdown als Chance
Vor dem 13 . März 2020 habe ich viele Eltern in meiner Praxis erlebt , die wie unter Strom standen . Kaum jemand ruhte noch in sich und die Beziehung zum Kind litt – trotz der Liebe der Eltern zu ihrem Kind und ihrem Wunsch , es mit dem Besten zu versorgen . Der Druck durch Kindergarten oder Schule , da ihr Kind dort im Verhalten auffällig war , hatte sich zusätzlich auf sie übertragen . Dann kam der Lockdown und plötzlich war alles anders : Die Eltern waren von jetzt auf gleich mit ihren Kindern „ allein zu Hause “. Bestimmte bis dahin ein ständiger Termin- und Erreichbarkeitsdruck ihren ( Berufs- ) Alltag ,
GEWALT GEGEN KINDER Negative Folgen der Pandemie erhöhen die Gefahr
Insgesamt
Bei Familien , in denen ...
... ein Kind unter 10 Jahren lebte
... einer der Partner aufgrund der Pandemie arbeitslos / in Kurzarbeit war
... die Familie akute finanzielle Sorgen hatte
... sich die Befragten zu Hause in Quarantäne befanden
6,5 %
... einer der Partner Angst oder Depressionen hatte
so zeigte sich nun , dass die nächsten Wochen und Monate von allen externen Terminen befreit sein sollten . Das Leben wurde langsamer und geruhsamer . Das atemlos machende Hamsterrad stoppte . Was lange Zeit undenkbar war , wurde nun Wirklichkeit . Und plötzlich war Zeit für ganz andere Dinge . Ich habe Eltern erlebt , die begeistert waren , jetzt Zeit mit ihren Kindern zu verbringen . Sie entdeckten , wie schön es ist , zum Bei-
9,2 %
9,3 %
9,8 %
10,5 %
14,3 %
Umfrage unter 3.800 Frauen zwischen 18 und 65 Jahren zu erlebter Gewalt im Vormonat , April-Mai 2020
Quellen : TU München , Statista
spiel im Wald gemeinsam spazieren zu gehen . Sie entdeckten aber auch , dass das Arbeitsleben auch ohne ständige Termine , Meetings und Dienstreisen möglich ist und dass es eine Chance für sie als Familie sein kann , zu sich zu kommen , zu Ruhe und Gelassenheit zu finden . In allen Schwierigkeiten , die die derzeitige Lage mit sich bringt , heißt es nun , diese Gelassenheitschancen für Familien zu finden und zu leben .
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT , ALSO EINE ANZEIGE

WEIL JEDER EINE FAMILIE BRAUCHT !

Nicht alle Kinder haben das Glück , in intakten Familien aufzuwachsen . Damit sich das ändert , setzt SOS-Kinderdorf bei den Eltern an : durch Hilfe zur Selbsthilfe .
Es ist eine Zahl , die aufschreckt : Alle 13 Minuten muss in Deutschland ein Kind aus seiner Familie genommen werden . Die Gründe dafür sind vielfältig : Überforderte Eltern , Vernachlässigung und Misshandlung sind laut Statistischem Bundesamt die häufigsten Gründe , warum Kinder nicht mehr zu Hause bleiben können oder wollen . Allein im Jahr 2019 wurden so in Deutschland in rund 40.900 Fällen Kinder vom Jugendamt zu ihrem eigenen Schutz aus ihrer Familie genommen .
Auch für die sechsjährige Samira * ist zu Hause kein schöner Ort . Ihre Eltern sind getrennt und streiten sich , wann immer sie sich sehen . Die Mutter der Kleinen ist mit ihrer Erziehung alleine überfordert und lässt das immer öfter an Samira aus . Der letzte Konflikt zwischen Mutter und Tochter eskalierte dermaßen , dass Nachbarn die Polizei riefen . Seitdem wird die Familie durch die ambulante Familienhilfe des SOS-Kinderdorfs unterstützt . Doch ob Samira auch weiterhin bei ihrer Mutter bleiben kann , steht derzeit noch nicht fest .
Um zu verhindern , dass aus Familienkrisen Katastrophen werden , stärkt SOS-Kinderdorf Familien wie die von Samira . Durch vorbeugende Angebote sollen sie erreicht werden , bevor es zu einer Notsituation kommt . Dazu gehören Erziehungsberatungen , ambulante Familienhilfen , Kriseninterventionen , Therapien mit Kindern und Eltern und Familientreffs . Ziel ist es , die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz so zu stärken , dass ihre Kinder bei ihnen glücklich und geborgen aufwachsen können . Mit seiner Arbeit hat SOS-Kinderdorf im Jahr 2019 rund 109.500 Kinder , Jugendliche und Familien in seinen 39 deutschen Einrichtungen erreicht . Und um künftig noch mehr Familien helfen zu können , baut SOS-Kinderdorf vor allem seine ambulanten Angebote kontinuierlich weiter aus .
SOS-Kinderdorf begleitet mit seinen Angeboten Kinder , Jugendliche und Familien auf dem Weg in eine bessere Zukunft . Helfen auch Sie uns dabei . Weil jeder eine Familie braucht ! Spenden Sie unter : sos-kinderdorf . de / portal / spenden
* Name und biografische Details zum Schutz der betroffenen Personen geändert .