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WIE WIRD MAN SEIN
EIGENER CHEF?
WIR FRAGEN:
... und was ist
Ihre Meinung?
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Rund 20 Prozent der Menschen sind Novelty-Seeker (Risiko-Sucher) und
brauchen ein höheres Erregungslevel, um sich wohlzufühlen – zum Beispiel
mit einem Sprung vom Zehn-Meter-Turm.
Quelle: Hopptornet (Dokumentarfilm)
© iStock./princigalli
Franziska
von Hardenberg,
Gründerin
Bloomy Days
Zwei-Klassen-
Wirtschaft
Zuerst einmal sollte man sich die
Frage stellen, ob man das überhaupt
möchte. In meinen Augen gibt es vier
Eigenschaften, die man mitbringen
muss, um ein eigenes Unternehmen
zu grünen: Mut, Leidenschaft, Diszi-
plin und Durchhaltevermögen. Wenn
man auf diese Herausforderungen
Lust hat, dann sollte man noch die
passende Idee haben und dann legt
man einfach los. Eigentlich relativ
einfach: kündigen, gründen, ma-
chen. Aber ganz so einfach scheint es
dann wohl doch nicht. Sonst hätten
wir insbesondere mehr Frauen, die
Unternehmen gründen. Warum das
nicht passiert? Vielleicht weil das El-
terngeld nur Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer unterstützt und das
Gesetz, welches den Mutterschutz
regelt, aus den 1960ern ist. Selbst-
ständige haben übrigens gar kein An-
recht auf Mutterschutz. Wahnsinn!
Wenn wir also etwas daran ändern
und wieder mehr Unternehmertum
in diesem Land sehen wollen, dann
müssen wir zuallererst die richtigen
Rahmenbedingungen schaffen. Im
Grunde lässt sich nämlich ein eigenes
Unternehmen sehr gut mit der Fami-
lie vereinbaren. Aber so viele Frauen
haben Angst zu springen, weil sie
einfach überhaupt nicht abgesichert
sind. Hallo Politik, wir haben 2019:
Lasst uns reden!
Marina Salmon,
Leiterin eines
Coworking Spaces
im Technologiepark
Adlershof
Mehr als Flurfunk
Warum ein Platz im Coworking Space
ein gutes Sprungbrett in die Selbstän-
digkeit ist? Eng aufeinanderzusitzen,
fördert den Kontakt. Nicht immer
geht es um gemeinsame Geschäfte
mit dem Schreibtischnachbarn. In
manchen Fällen braucht man einfach
einen guten Steuerberater. Und der
Coworker neben dir kennt vielleicht
einen. Coworking, das ist Zusammen-
arbeit auf flexibler und freiwilliger Ba-
sis – mit der Möglichkeit, voneinander
zu profitieren. Hier treffen Menschen
für neue Projekte oder Geschäftsideen
aufeinander, die sich in einzelnen ab-
geschotteten Büros nie gesehen hät-
ten. Neben den Arbeitsstationen, Platz
für Besprechungen und Rückzugsge-
legenheiten haben wir auch eine Kü-
che, in der einmal im Monat alle, die
wollen, zusammenkommen, um sich
auszutauschen. Sie bilden eine Cowor-
king-Familie, helfen sich gegenseitig,
keiner ist ausgegrenzt. Konkurrenz
ist fast nie ein Thema. Eher betrach-
te man die „Mitbewohner“ als Ergän-
zung. Da sitzt der über 70-jährige
Professor, der in seinem Arbeitsleben
einige Firmen auf die Beine gestellt
hat, neben Schülern und Studienan-
fängern, die nach ihrer Teilnahme am
„Jugend forscht“-Wettbewerb kom-
postierbare, individuell anpassbare
und besser verträgliche Orthesen für
Haustiere mit 3D-Druckern herstel-
len wollen. Coworking ist also nicht
nur etwas für Freelancer und Kreative.