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Remo Largo,
Kinderarzt und Autor
Familie ist kein
soziales Eiland
Viele Eltern fühlen sich überfordert.
Spagat zwischen Familie und Arbeit,
Kinderbetreuung, Druck von der Schu-
le, Kinder fit machen für die Leistungs-
gesellschaft, Partnerschaft pflegen,
Zeit für sich selber. „Um ein Kind auf-
zuziehen, braucht es ein ganzes Dorf“,
lautet ein afrikanisches Sprichwort.
Die Eltern fühlen sich zu Recht über-
fordert: Die Kleinfamilie ist eine Fehl-
konstruktion. Darauf hat die Natur uns
nicht vorbereitet. Familien waren nie
ein soziales Eiland, sondern immer in
Lebensgemeinschaften eingebunden.
Die Gemeinschaften umfassten 50 bis
300 Menschen, die alle miteinander
vertraut waren. Betreuung und Erzie-
hung der Kinder war nicht nur Aufgabe
der Eltern, sondern der Gemeinschaft.
Mit dem Aufkommen der Industrie-
und Dienstleistungsgesellschaft sind
die Familien und Lebensgemeinschaf-
ten zu Klein- und Kleinstfamilien in
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einer anonymen Massengesellschaft
zusammengeschrumpft. Liebe Eltern,
vereint euch! Viele Familien haben be-
reits damit begonnen. Tut euch mit an-
deren Eltern zusammen, aber auch mit
jüngeren und älteren Menschen. Es
geht nicht nur um die Entlastung bei
der Kinderbetreuung, sondern um Le-
bensqualität für alle. Lebensqualität ist
nur über Beziehungen zu haben. Kin-
der brauchen nicht nur die Eltern als
Vorbilder, sondern weitere Bezugsper-
sonen und vor allem ältere und jüngere
Kinder. Um sich gut zu entwickeln und
sozial kompetent zu werden, brauchen
Kinder andere Kinder, nicht Erwachse-
ne mit erhobenem Zeigefinger.
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Ulrich Hoffmann,
Präsident Familienbund
der Katholiken
Mehr Zeit
„Stück zum Glück“
Für mehr inklusive Spielräume
in ganz Deutschland
Orte schaffen, an denen alle Kinder
gemeinsam spielen können, egal ob
mit oder ohne Behinderung – das ist
das Ziel von „Stück zum Glück“, einer
gemeinsamen Spendeninitiative von
Procter & Gamble (P&G), REWE und
der Aktion Mensch. „Inklusive Spiel-
plätze sind wichtig für die Entwick-
lung von Kindern, denn sie fördern ein
grenzenloses Miteinander. Alle können
voneinander lernen und sich unterstüt-
zen, wenn andere Hilfe benötigen“, so
Astrid Teckentrup, Geschäftsführerin
Vertrieb bei P&G. Denn wo Inklusi-
on früh gelernt wird, entstehen keine
Vorurteile oder Barrieren im täglichen
Umgang. Seit April 2018 bauen die
Projektpartner mit „Stück zum Glück“
bundesweit inklusive Spielplätze auf.
Jeder REWE-Kunde kann das Projekt
mit dem Kauf eines Produkts aus dem
P&G-Sortiment, zu dem Marken wie
Pampers, Ariel, Always, Pantene Pro-V
oder Gillette gehören, unterstützen. Seit
Aktionsstart am 30. April 2018 fließt
mit jedem Kauf eines P&G-Produkts
ein Cent direkt in die Initiative für die
Errichtung von inklusiven Spielplätzen
in Deutschland – bis zum Erreichen
der Spendensumme von einer Million
Euro. Bisher wurden bereits 18 Spiel-
platzprojekte umgesetzt. Im Frühjahr
2020 wird der bislang größte Spielplatz
im Rahmen von „Stück zum Glück“ in
Berlin-Pankow eröffnet.
Der gemeinsame Besuch des Spiel-
platzes oder des Schwimmbads, der
Waldspaziergang oder die heimisch
verbrachte Spielerunde, die scherzhaf-
te Plauderei – nichts stärkt Familien
mehr als Zeit für- und miteinander.
Sie schafft jene stabilen Bindungen,
die das Selbstvertrauen und die Per-
sönlichkeit eines jungen Menschen
ein Leben lang prägen und stärken.
Zuversichtliche, reflektierte und un-
beschwerte Menschen sind zudem die
Grundlage von Demokratien. Eine
verantwortungsvolle Familienpolitik
nimmt auf die gemeinsame Zeit von
Familien Rücksicht und fördert sie
durch eine umsichtige Zeitpolitik.
Gesetzliche Vorgaben zu einer fle-
xiblen Erwerbstätigkeit in Teilzeit,
Ausdehnung der Elternzeiten, Opti-
onszeitenmodelle über den gesamten
Lebensverlauf oder die finanzielle Ho-
norierung von Erziehungsarbeit durch
bezahlte und rentenwirksame Sozi-
alleistungen und Beitragssenkungen
Esther Lorenz, Leserin
Hier bin ich gern
Ein starkes familiäres Rückgrat ist
wichtig. Freiheiten für die Kinder
selbstverständlich auch, aber es braucht
Eltern oder Großeltern, die mutig sind
und Vorbilder sein können.
Gundi Günther, Leserin
Sicherer Hafen
Jede Familie hat eine eigene Spra-
che, in der man miteinander kom-
muniziert, mit der sich die Familie
auskennt und die die Basis für das
Grundvertrauen darstellt. Zum Bei-
spiel finden bei meiner Tochter, ih-
rem Mann und den drei Kindern bei
den täglichen gemeinsamen Mahl-
zeiten solche Familiengespräche
und ein reger Austausch statt. Ein-
mal wöchentlich bin auch ich Teil
dieses sehr lebhaften Familienle-
bens. In unendlich vielen Diskussi-
onen erlebe ich, wie sich Meinungen
bilden und vertreten werden – und
alles mit dem wirklich guten Gefühl,
Teil von etwas ganz Großem zu sein,
eine Stimme zu haben und gehört zu
werden.
in der Sozialversicherung für Eltern –
die Instrumente, um Familien Zeit bei
finanzieller Absicherung zu ermögli-
chen, sind vielfältig. Die Familienpo-
litik des Bundes ist jedoch weit von
einer Zeitpolitik für Familien entfernt.
Im Gegenteil: Sie strebt eine mög-
lichst hohe Erwerbstätigkeit der El-
tern als Schutz vor Familienarmut an.
Zusätzlich baut sie die Kitalandschaft
aus. Mehr Zeit ermöglicht eine solche
Politik Familien nicht. Ebenso wenig
stärkt es den Zusammenhalt unserer
Gesellschaft. Souveränität von Famili-
en über die eigene Zeit – sie ist heute
wichtiger denn je.
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Brauchen die Familien Hilfe?
Ja, die meisten sind sehr verunsichert. HIV ist im-
mer noch ein Tabuthema und mit vielen Vorurteilen
besetzt. Deshalb sind HIV-positive Eltern unter gro-
ßem Druck. Die größte Furcht ist, dass ihre Kinder
beschimpft oder ausgegrenzt werden. Das tut beson-
ders weh. Und führt nicht selten zu Scham und zu
Schuldgefühlen.
Was kann die Deutsche AIDS-Stiftung tun,
damit es den Familien besser geht?
„normales“ Fest, bei dem HIV keine Rolle spielt: mit
Baum, Schmuck, einem kleinen Geschenk.
Frau Dr. Degener, was passiert, wenn in der Familie
plötzlich HIV ein Thema wird?
Das kann zu einer Riesenbelastung oder gar zu
einer Zerreißprobe werden. Denn oft ist mit HIV
auch ein Geheimnis da. Und viele Fragen, gerade
wenn die Kinder klein sind. Wann ist der richtige
Zeitpunkt, um von der Infektion zu erzählen? Wie
sagt man das am besten? Was ist, wenn die Kinder
Angst haben?
Dr. Kristel Degener,
Vorstandsvorsitzende Deutsche AIDS-Stiftung
„Aufklären und über HIV informieren gehört
auch zur Arbeit der Deutschen AIDS-Stiftung.
Denn nur wer über HIV Bescheid weiß,
kann seine Vorurteile überdenken!“
Die Familien stärken. Auch ganz direkt durch fi-
nanzielle Hilfen. Zum Beispiel für bedürftige Fami-
lien, die in finanzielle Notlagen geraten. Oder – ganz
aktuell in diesen Tagen - für Familien, die ohne die
Stiftung kein Weihnachtsfest feiern könnten. Ein
Beraten Sie auch zur Aufklärung der Kinder?
Das machen wir nicht selbst, dafür gibt es ausge-
bildete Expertinnen und Experten vor Ort. Aber wir
finanzieren Projekte von Beratungsstellen. Mit Unter-
stützung unserer Stiftung sind wichtige Angebote für
die Familien oft erst möglich. Zum Beispiel auch kleine,
begleitete Freizeiten für HIV-positive Eltern und Kin-
der. HIV kann dann ein Gesprächsthema sein, muss es
aber nicht. Viele wollen auch einfach mal loslassen und
sich sicher fühlen können. Für diese Projektunterstüt-
zung und unsere Einzelhilfen brauchen wir jeden Cent.
Was ist die größte Herausforderung für Familien?
Familie zu bleiben, sich vor Diskriminierung zu
schützen, Unterstützung zu suchen. Manchmal hilft
nur der Wegzug in eine andere Umgebung. Dann
brauchen die Familien jede Hilfe für einen guten
Neuanfang.
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