+3 Magazin Dezember 2019 | Page 14

+3 14 WIR FRAGEN: WAS STÄRKT DIE FAMILIE? ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] Allein in Österreich müssen pro Jahr 1.200 Menschen nach schweren Rodelunfällen im Krankenhaus behandelt werden – damit ist der Wintersportspaß für die ganze Familie gefährlicher als Skifahren. Quelle: Kuratorium für Verkehrssicherheit Österreich © iStock./Imgorthand Klaus Zeh, Präsident Deutscher Familienverband (DFV) Mehr Wertschätzung Für Kinder und Familie bleibt heute immer weniger Zeit. Familien müssen sich den Bedürfnissen des Arbeits- markts anpassen: Wer Kinder erzieht oder Angehörige pflegt, nimmt in den meisten Fällen erhebliche berufliche und finanzielle Nachteile in Kauf. Selbst von gesetzlich garantierten Schutzzeiten wie der dreijährigen El- ternzeit können Familien heute nicht mehr selbstverständlich Gebrauch machen. Der Deutsche Familienver- band fordert daher von der Politik, sich hinter die Familien zu stellen und sich konsequent für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf einzusetzen. Denn nicht die Familien müssen sich dem Arbeitsmarkt anpas- sen, sondern der Arbeitsmarkt den Fa- milien. Dazu gehört, dass Arbeitszei- ten familiengerecht gestaltet und zum Beispiel Eltern nach Phasen der Kin- dererziehung beruflich nicht schlech- ter gestellt werden. Bei der Besetzung von Arbeitsstellen müssen die beson- deren Fähigkeiten von Eltern und pfle- genden Angehörigen positiv berück- sichtigt werden. Warum nicht Mütter und Väter dadurch stärken, dass man sie – bei gleicher Qualifikation – be- vorzugt einstellt? Wer unbefristet Ver- antwortung für Kinder übernimmt, darf außerdem nicht mit befristeten Arbeitsverträgen abgespeist werden. Bund, Länder und Kommunen müs- sen als öffentliche Arbeitgeber mit gutem Beispiel vorangehen. Dass dem Familienleben die nötige Sicherheit, Ruhe und Zeit zur Verfügung steht, dafür muss nicht zuletzt auch die Ar- beitswelt Sorge tragen. Julia Dreseler, Familienpsychologin Mosaik der Erlebnisse Gemeinsame Erinnerungen können den Zusammenhalt einer Familie stär- ken, indem sie das Erleben von Zuge- hörigkeit wachsen lassen. Häufig sind es alltägliche Kindheitserlebnisse wie gemeinsame Spiele oder erzählte Ge- schichten, die unsere Erinnerungen prägen. Auch Familienrituale wie der Ablauf von Festen, Essensrituale oder Urlaube haben diese Funktion. Sie be- dingen ein Gemeinschaftsgefühl und unterstreichen die Individualität einer Familie. Das gemeinsame Rekapitulie- ren dieser stärkenden Erlebnisse macht sie zu einem festen Bestandteil einer Familiengeschichte. Erinnerungen an die eigene Herkunftsfamilie bedeu- ten zudem eine Zeitreise zu unseren Wurzeln, zu dem, was wir geworden sind. Teilen wir sie mit Partner und Kindern, entsteht Nähe und unsere Lieben können manche unserer Ver- haltensweisen besser verstehen. Wie verhält es sich jedoch mit schwierigen familiären Erinnerungen? An einigen knabbern wir sicherlich ein Leben lang und können ihnen nur schwer etwas Positives abgewinnen. Viele herausfordernde Erlebnisse können jedoch aus einem anderen Blickwin- kel heraus betrachtet werden, indem wir etwa unseren Fokus auf das den- noch Gute richten oder anerkennen, dass wir daran gewachsen sind. Ins- besondere Erlebnisse von außen wie Krankheit, die eine Familie gemeistert hat, können den Zusammenhalt durch Stolz auf das gemeinsam Bewältigte stärken. Lasst uns also möglichst viel gemeinsam erleben und die positiven Folgen davon genießen.