+3 Magazin Dezember 2018 | Page 8

+1 8 › Christiane Raabe, Vorstand Stiftung Internationale Jugendbibliothek Lesen macht glücklich Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, so gehörten die Stunden zu den glücklichsten, in denen ich in ein spannendes Buch abtauch- te und lesend alles um mich herum vergaß. Lesen weckte in mir einen unbändigen Wunsch nach Freiheit und danach, die Welt kennenzu- lernen. Beides ist mir bis heute ge- blieben. Damals gab es noch keinen Pisa-Schock und Lesen galt nicht als „Kompetenz“, die man mit Le- seförderung herstellen kann. Kin- dern und Eltern wurde auch nicht bei Eintritt in die Schule eingebläut, wie wichtig es sei, eine hohe Lese- kompetenz als Voraussetzung für schulischen Erfolg zu entwickeln. Ich befürchte, dass das zweckfreie, beglückende Lesen dadurch be- schädigt wurde. Lesen ist heute für viele Kinder eine lästige Pflicht. Da- bei werden sie einer beglückenden Erfahrung beraubt, lesend aus ih- rem durchgetakteten, oft stressigen Alltag auszusteigen. Gerade Eltern Maja Lunde, Kinderbuchautorin Zauberwelt der Bücher In meiner Kindheit war eines der Dinge, die mich am glücklichsten machten, das Gefühl, mich in Ge- schichten zu verlieren und meine ei- gene Welt zu kreieren. Ich wünsche es jedem Kind, dieses Gefühl auch wünsche ich daher den Mut, Lesen nicht nur mit Lernen zu verbinden. In der Internationalen Jugendbib- liothek versuchen wir, Kinder spie- lerisch an das Geheimnis des Lesens heranzuführen. Wir lesen Geschich- ten vor, zu denen Kinder dann The- aterstücke, Kurzfilme oder Comics entwickeln, die sie weiterschreiben oder bebildern. Wir reden mit ihnen über Geschichten und bringen sie mit Autoren zusammen. Wir versu- chen, Kindern zu zeigen, dass Lesen auch vom Lernen losgelöst werden kann und ein zweckfreies Spiel mit der Fantasie ist. MEDIALER INPUT Womit sich Kinder mehrmals pro Woche beschäftigen 72% 76% 76% Bücher, Zeitschriften, Magazine, Comics 75% 91% 87% 83% Musik, Radiosendungen, Hörspiele, Hörbücher 88% 95% 93% 89% Filme, Serien, Fernsehsendungen 93% Insgesamt 4 bis 5 Jahre 6 bis 9 Jahre 10 bis 13 Jahre Umfrage in 2.649 Doppelinterviews (jeweils ein Kind und ein Erziehungsberechtigter), Februar-April 2018; 4-5-Jährige: Antworten der Eltern, 6-13-Jährige: Antworten der Kinder Quellen: Blue Ocean Entertainment, Der Spiegel, Die Zeit, Egmont, G+J, Panini, Statista zu erleben. Ich kann mir nur weni- ge Dinge vorstellen, die lohnender wären, als Kinder an das Lesen von Büchern heranzuführen. Denn Li- teratur kann mehr als Freude zu vermitteln und Vorstellungskraft zu entfachen. Ich bin davon überzeugt, dass sie bei Kindern auch den Glau- ben an die eigenen Instinkte und Fä- higkeiten stärkt. Sie gibt ihnen eine Vorstellung davon, selbst auch hand- lungsfähig zu sein, gehört zu werden und die eigene Realität mitgestalten zu können. Ich denke, dass es in einer Zeit, in der Kinder immer häufiger auf Bildschirme starren, wichtiger denn je ist, als Familie zusammen- zusitzen, sich gegenseitig etwas vor- zulesen und über die Geschichten, die man gelesen hat, zu sprechen. Als ich begann, mein neuestes Buch „The Snow Sister“ zu schreiben, hat- te ich die Intention, eine Geschichte zu erschaffen, die ich auch meinen Kindern vorlesen würde. Ich glaube, dass diese gemeinsamen Momente, wenn wir ihnen etwas vorlesen, Kin- der glücklich machen. Sie vermitteln ihnen das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Sie fühlen sich verbunden, nicht nur mit ihrer Fami- lie, sondern auch mit der Geschichte selbst. Und dieses Zusammengehö- rigkeitsgefühl ist sehr wichtig für das Glücklichsein – bei Kindern wie auch bei uns Erwachsenen. Susanne Mierau, Kleinkindpädagogin, Fachbuchautorin und Bloggerin Bedürfnisse erkennen Was Kinder glücklich macht, klingt so einfach und dennoch so kompliziert zugleich: das feinfühlige Eingehen auf ihre Bedürfnisse nach Sicherheit, Ernährung, Schlaf, sozialem Mitein- ander, Wertschätzung, Selbstverwirk- lichung. Dies sind Aspekte, die für alle Kinder gleichermaßen wichtig sind. Wenn Kinder sich verstanden fühlen – oder uns Eltern zumindest um Ver- ständnis bemüht erleben –, legen wir damit einen wichtigen Grundstein für ihre gesamte weitere Entwick- lung. Als Eltern ist es unsere Aufgabe, die Bedürfnisse des Kindes wahrzu- nehmen und feinfühlig darauf zu re- agieren. Das bildet die Basis für eine sichere Bindung. Dabei stehen die Be- dürfnisse nicht im luftleeren Raum: Wir müssen sie abwägen mit unseren eigenen Bedürfnissen, denn unsere Zufriedenheit steht im Wechselspiel mit dem kindlichen Wohlergehen. Und nicht nur das: Bedürfnisorien- tierung richtet den Blick immer auch auf die gesamte Gesellschaft. Denn nur wenn wir die Grundbedürfnis- se aller sicherstellen, können wir die Grundbedürfnisse einzelner wahren, beispielsweise in Hinblick auf Sicher- heit und Ernährung. Nachhaltigkeit, Chancengleichheit und soziale Ver- antwortung sind deswegen ebenfalls Aspekte, die sich langfristig auf das Glück unserer Kinder und ihre Be- dürfnisbefriedigung auswirken. Be- dürfnisorientierung sollte nicht nur individuell, sondern gesamtgesell- schaftlich und global gedacht werden. Rocky Müller, Leserin Antwort Sohn(10): „Mama und Urlaub“. Anzeige Mehr Bu großes Ge chti pps & winnspiel unter: www.arse diti on.de/ leuchtend e-augen Über 400 000 Käfer-, aber nur acht Bären- arten! Ein Natursachbuch über die unglaub- liche Vielfalt des Lebens auf der Erde. Ab 7 Jahren / 20,00 € (D) Eine herzerwärmende Gutenacht- geschichte und gleichzeitig das Autorendebüt von Max von Thun! 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