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Christiane Raabe,
Vorstand Stiftung
Internationale
Jugendbibliothek
Lesen macht glücklich
Wenn ich mich an meine Kindheit
erinnere, so gehörten die Stunden
zu den glücklichsten, in denen ich
in ein spannendes Buch abtauch-
te und lesend alles um mich herum
vergaß. Lesen weckte in mir einen
unbändigen Wunsch nach Freiheit
und danach, die Welt kennenzu-
lernen. Beides ist mir bis heute ge-
blieben. Damals gab es noch keinen
Pisa-Schock und Lesen galt nicht
als „Kompetenz“, die man mit Le-
seförderung herstellen kann. Kin-
dern und Eltern wurde auch nicht
bei Eintritt in die Schule eingebläut,
wie wichtig es sei, eine hohe Lese-
kompetenz als Voraussetzung für
schulischen Erfolg zu entwickeln.
Ich befürchte, dass das zweckfreie,
beglückende Lesen dadurch be-
schädigt wurde. Lesen ist heute für
viele Kinder eine lästige Pflicht. Da-
bei werden sie einer beglückenden
Erfahrung beraubt, lesend aus ih-
rem durchgetakteten, oft stressigen
Alltag auszusteigen. Gerade Eltern
Maja Lunde,
Kinderbuchautorin
Zauberwelt der
Bücher
In meiner Kindheit war eines der
Dinge, die mich am glücklichsten
machten, das Gefühl, mich in Ge-
schichten zu verlieren und meine ei-
gene Welt zu kreieren. Ich wünsche
es jedem Kind, dieses Gefühl auch
wünsche ich daher den Mut, Lesen
nicht nur mit Lernen zu verbinden.
In der Internationalen Jugendbib-
liothek versuchen wir, Kinder spie-
lerisch an das Geheimnis des Lesens
heranzuführen. Wir lesen Geschich-
ten vor, zu denen Kinder dann The-
aterstücke, Kurzfilme oder Comics
entwickeln, die sie weiterschreiben
oder bebildern. Wir reden mit ihnen
über Geschichten und bringen sie
mit Autoren zusammen. Wir versu-
chen, Kindern zu zeigen, dass Lesen
auch vom Lernen losgelöst werden
kann und ein zweckfreies Spiel mit
der Fantasie ist.
MEDIALER INPUT Womit sich Kinder mehrmals pro Woche beschäftigen
72%
76%
76%
Bücher, Zeitschriften,
Magazine, Comics
75%
91%
87%
83%
Musik, Radiosendungen,
Hörspiele, Hörbücher
88%
95%
93%
89%
Filme, Serien,
Fernsehsendungen
93%
Insgesamt
4 bis 5 Jahre
6 bis 9 Jahre
10 bis 13 Jahre
Umfrage in 2.649 Doppelinterviews (jeweils ein Kind und ein Erziehungsberechtigter),
Februar-April 2018; 4-5-Jährige: Antworten der Eltern, 6-13-Jährige: Antworten der Kinder
Quellen: Blue Ocean Entertainment, Der Spiegel, Die Zeit, Egmont, G+J, Panini, Statista
zu erleben. Ich kann mir nur weni-
ge Dinge vorstellen, die lohnender
wären, als Kinder an das Lesen von
Büchern heranzuführen. Denn Li-
teratur kann mehr als Freude zu
vermitteln und Vorstellungskraft zu
entfachen. Ich bin davon überzeugt,
dass sie bei Kindern auch den Glau-
ben an die eigenen Instinkte und Fä-
higkeiten stärkt. Sie gibt ihnen eine
Vorstellung davon, selbst auch hand-
lungsfähig zu sein, gehört zu werden
und die eigene Realität mitgestalten
zu können. Ich denke, dass es in einer
Zeit, in der Kinder immer häufiger
auf Bildschirme starren, wichtiger
denn je ist, als Familie zusammen-
zusitzen, sich gegenseitig etwas vor-
zulesen und über die Geschichten,
die man gelesen hat, zu sprechen.
Als ich begann, mein neuestes Buch
„The Snow Sister“ zu schreiben, hat-
te ich die Intention, eine Geschichte
zu erschaffen, die ich auch meinen
Kindern vorlesen würde. Ich glaube,
dass diese gemeinsamen Momente,
wenn wir ihnen etwas vorlesen, Kin-
der glücklich machen. Sie vermitteln
ihnen das Gefühl, Teil von etwas
Größerem zu sein. Sie fühlen sich
verbunden, nicht nur mit ihrer Fami-
lie, sondern auch mit der Geschichte
selbst. Und dieses Zusammengehö-
rigkeitsgefühl ist sehr wichtig für das
Glücklichsein – bei Kindern wie auch
bei uns Erwachsenen.
Susanne Mierau,
Kleinkindpädagogin,
Fachbuchautorin und
Bloggerin
Bedürfnisse erkennen
Was Kinder glücklich macht, klingt so
einfach und dennoch so kompliziert
zugleich: das feinfühlige Eingehen
auf ihre Bedürfnisse nach Sicherheit,
Ernährung, Schlaf, sozialem Mitein-
ander, Wertschätzung, Selbstverwirk-
lichung. Dies sind Aspekte, die für alle
Kinder gleichermaßen wichtig sind.
Wenn Kinder sich verstanden fühlen
– oder uns Eltern zumindest um Ver-
ständnis bemüht erleben –, legen wir
damit einen wichtigen Grundstein
für ihre gesamte weitere Entwick-
lung. Als Eltern ist es unsere Aufgabe,
die Bedürfnisse des Kindes wahrzu-
nehmen und feinfühlig darauf zu re-
agieren. Das bildet die Basis für eine
sichere Bindung. Dabei stehen die Be-
dürfnisse nicht im luftleeren Raum:
Wir müssen sie abwägen mit unseren
eigenen Bedürfnissen, denn unsere
Zufriedenheit steht im Wechselspiel
mit dem kindlichen Wohlergehen.
Und nicht nur das: Bedürfnisorien-
tierung richtet den Blick immer auch
auf die gesamte Gesellschaft. Denn
nur wenn wir die Grundbedürfnis-
se aller sicherstellen, können wir die
Grundbedürfnisse einzelner wahren,
beispielsweise in Hinblick auf Sicher-
heit und Ernährung. Nachhaltigkeit,
Chancengleichheit und soziale Ver-
antwortung sind deswegen ebenfalls
Aspekte, die sich langfristig auf das
Glück unserer Kinder und ihre Be-
dürfnisbefriedigung auswirken. Be-
dürfnisorientierung sollte nicht nur
individuell, sondern gesamtgesell-
schaftlich und global gedacht werden.
Rocky Müller, Leserin
Antwort Sohn(10): „Mama und Urlaub“.
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