+3 Magazin Dezember 2018 | Page 19

+3 Inga Osmers, Chirurgin und Leiterin Berlin Medical Unit, Ärzte ohne Grenzen Brücke in ferne Orte Telemedizin ist ein sehr modernes Werkzeug. Aber wie eigentlich alle Werkzeuge kann auch die Teleme- Maximilian Stelzer, Leser Helfer in der Not Meine Tochter war noch keine vier Jahre alt. Es gab noch kein Internet und auch noch keine Telemedizin, jedoch die „Telefonmedizin“. Am späten Nachmittag, wilde Aktion und zack, Arm der kleinen Wilden verdreht, Radiusköpfchen raus. Ich besorgt, quasi alleinerziehend, rufe abends meinen Spezl Adam an, Me- diziner, 300 Kilometer weg. Er er- klärt mir, was zu tun sei, ich übe mit meinen Händen, wiederhole, schlafe drüber. Morgens in der Garderobe bin ich der Mediziner und korrigie- re den Arm meiner Tochter. Dann gehen wir unnötigerweise, aber eben „zur Sicherheit“ zum Arzt. Der fragt, warum wir denn hier seien. Telefon- medizin hatte Erfolg. Danke, Adam! dizin selber nichts. Ihr Potenzial liegt bei ihren Anwendern. In den Projekten von Ärzte ohne Grenzen sind die Ressourcen knapp und die Sicherheitslage ist oft angespannt. Wenige Ärzte müssen viele Patienten versorgen und die Krankheitsbilder sind vielfältig. Wir sehen Erkrankun- gen, die es in Deutschland nicht oder nicht mehr gibt. Die Behandlung von seltenen Tropenkrankheiten oder auch Tuberkulose wird plötzlich zur medizinischen Routine – und das bei Patienten jeden Alters, Lebensab- schnitts und Umstands, egal ob Neu- geborene oder Kinder, Erwachsene oder Alte, Mangelernährte oder chro- nisch Kranke. Ohne die Möglichkeit vor Ort, besondere Fälle mit einem Spezialisten besprechen zu können, greifen wir mithilfe der Telemedizin auf ein internationales Netzwerk von mehr als 350 Kollegen zurück. Dazu gehören etwa Internisten und Kin- derärzte mit einer besonderen Spezi- alisierung, zum Beispiel auf Infekti- onskrankheiten. 2.550 Mal konnten wir so im Jahr 2017 nicht nur den einzelnen Patienten, sondern auch den behandelnden Ärzten helfen. Denn nichts ist befriedigender und motivierender, als den Patienten ein guter Arzt zu sein. Dann lassen sich auch der wenige Schlaf, die heißen Nächte unter dem Moskitonetz und die hohe Arbeitsbelastung besser er- tragen und man kehrt zwar müde, aber zufrieden aus dem Projekt nach Hause zurück. 19 Silvio Wolf, Leser Macht den Weg frei Die Telemedizin kann sicherlich ei- niges, nur merkt man davon bis dato leider noch nicht viel. Bis auf den Krankenschein, den ich heute schon ganz fortschrittlich per Mail an meine Krankenkasse senden kann – nachdem ich ihn gescannt habe –, sind die hoch- gelobten Möglichkeiten für mich noch nicht sichtbar. Ich bin optimistisch, dass sich das bald ändern mag. Till Hartmann, Leser Sinnvolle Ergänzung Was kann Telemedizin? Jetzt schon mehr als manche wissen. In Kranken- häusern mit ihren chronisch dünnen Personaldecken hilft schon seit Jahren die Teleradiologie. Bildgebende Un- tersuchungen wie Röntgen, CT oder MRT werden hierbei vom Radiologen nicht direkt vor Ort befundet, son- dern, zum Teil komplett ausgelagert, von räumlich unabhängigen externen Auftragnehmern. Doch kann die Te- lemedizin auch für mich als Landarzt und meine Patienten hilfreich sein? Das kommt ganz stark darauf an, wie sie implementiert wird. Oberflächlich betrachtet verbessert sich durch den vereinfachten Arzt-Patienten-Kontakt der Zugang zur ärztlichen Versorgung. Doch ob sich die ärztliche Versorgung selbst verbessert und vereinfacht, bleibt offen und ist derzeit auch Diskussions- thema in der hausärztlichen Verbands- politik. So lehnt die Mehrzahl der jun- gen Hausärzte einen rein digitalen Erstkontakt mit einem Patienten ab. Zu wichtig zur Entscheidungsfindung sind das Einbeziehen aller Sinne und die körperliche Untersuchung. Zudem steht die Frage im Raum, ob der nied- rigschwellige Zugang zu ärztlichen Leistungen über digitale Wege nicht zur Vervielfachung der Patientenkon- takte für den Arzt führt. Dies hätte, neben einer noch weiter sinkenden Attraktivität des Landarztberufs, dann doch wieder eine schlechtere individu- elle Versorgung zur Folge. Die Teleme- dizin wird Einzug halten, wir müssen nur sehen, wie wir sie zum Wohle der Bevölkerung sinnvoll einsetzen. Ihr Name, Leserin Was ist Ihre Meinung? Schreiben Sie uns Ihre Antwort und viel- leicht erscheinen Sie im nächsten Heft. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE optimieren. Novartis hat zum Beispiel, in Kooperati- on mit der Krankenkasse Knappschaft, das teleme- dizinische Gesundheitsprogramm mecor® gestartet, um die Versorgung und Betreuung von Herzin- suffizienz-Patienten zu verbessern. Durch Dr. Sidonie den Einsatz digitaler Golombowski-Daffner, Technologien bieten Geschäftsführerin wir so den Patienten Novartis Deutschland eine aktive Unterstüt- GmbH und Novartis zung und Begleitung Pharma GmbH im Alltag. Die Kombi- nation herkömmlicher Medikamente mit digitalen Technologien bietet viel- versprechende Möglichkeiten, um die Versorgungs- qualität und die Behandlungsergebnisse für die Pati- enten zu verbessern. Eine Plattform für konstruktiven Austausch 1. Reihe: Sidonie Golombowski-Daffner(Novartis), Stephan Eder(Sandoz), Elena Heber(Get.On), Heidrun Mollenkopf(Jury), Regina Vetters (Jury), Manouchehr Shamsrizi(Jury), 2. Reihe: David Daniel Ebert (Get.On), Dirk Lehr (Get.On) DIE VERSORGUNGSSITUATION FÜR PATIENTEN VERBESSERN Die Digitalisierung offenbart eine faszinierende Chance, Medizin neu zu denken und einige der bedeutendsten Her- ausforderungen des Gesundheitswesens zu lösen. Digitale Technologien und telemedizinische Anwendungen haben für die Zukunft des Gesundheitswesens ein hohes trans- formatives Potenzial und werden in den nächsten drei bis fünf Jahren nicht nur die Pharmaforschung und die Arbeit von Ärzten verändern, sondern vor allem den Patienten noch stärker in den Fokus rücken, ihn in seinem Handeln unterstützen und seine Gesundheitskompetenz stärken. Schon jetzt verändert die zunehmende Nutzung di- gitaler Technologien als therapeutische Hilfsmittel die herkömmlichen Vorstellungen medizinischer Behandlung. Sogenannte Assistenz- oder Decision- Support-Systeme können unter Einbindung des Pa- tienten den Arzt bei der Diagnose unterstützen und bei der Abwägung von Therapiealternativen oder im Behandlungs-Monitoring eingesetzt werden. Smart Devices bieten darüber hinaus eine Hilfestellung für den Patienten und sollen so die Therapietreue Unsere Vision ist es, mit Digitalisierung und Inno- vationskraft die Zukunft des Gesundheitswesens neu zu denken. Wir sehen uns in der Verantwortung für den digitalen Wandel und fokussieren uns auf weg- weisende Innovationen, die einen echten medizini- schen Bedarf adressieren. Deshalb haben wir 2018 erstmalig den Digitalen Gesundheitspreis verliehen und gehen nun – nach einer erfolgreichen Auftakt- veranstaltung – in die zweite Runde. Damit die Di- gitalisierung aber auch in Form einer verbesserten Versorgungssituation beim Patienten ankommt, sind alle Akteure des Gesundheitswesens gefragt, gemein- sam neue Lösungen zu erarbeiten. Mit dem Digitalen Gesundheitspreis wollen wir daher eine Plattform für konstruktiven Austausch bieten und digitale Lösun- gen vorantreiben. Weitere Informationen zum Digitalen Gesundheitspreis: www.novartis.de/dgp ›