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Inga Osmers,
Chirurgin und Leiterin
Berlin Medical Unit,
Ärzte ohne Grenzen
Brücke in ferne Orte
Telemedizin ist ein sehr modernes
Werkzeug. Aber wie eigentlich alle
Werkzeuge kann auch die Teleme-
Maximilian Stelzer, Leser
Helfer in der Not
Meine Tochter war noch keine vier
Jahre alt. Es gab noch kein Internet
und auch noch keine Telemedizin,
jedoch die „Telefonmedizin“. Am
späten Nachmittag, wilde Aktion
und zack, Arm der kleinen Wilden
verdreht, Radiusköpfchen raus. Ich
besorgt, quasi alleinerziehend, rufe
abends meinen Spezl Adam an, Me-
diziner, 300 Kilometer weg. Er er-
klärt mir, was zu tun sei, ich übe mit
meinen Händen, wiederhole, schlafe
drüber. Morgens in der Garderobe
bin ich der Mediziner und korrigie-
re den Arm meiner Tochter. Dann
gehen wir unnötigerweise, aber eben
„zur Sicherheit“ zum Arzt. Der fragt,
warum wir denn hier seien. Telefon-
medizin hatte Erfolg. Danke, Adam!
dizin selber nichts. Ihr Potenzial
liegt bei ihren Anwendern. In den
Projekten von Ärzte ohne Grenzen
sind die Ressourcen knapp und die
Sicherheitslage ist oft angespannt.
Wenige Ärzte müssen viele Patienten
versorgen und die Krankheitsbilder
sind vielfältig. Wir sehen Erkrankun-
gen, die es in Deutschland nicht oder
nicht mehr gibt. Die Behandlung von
seltenen Tropenkrankheiten oder
auch Tuberkulose wird plötzlich zur
medizinischen Routine – und das bei
Patienten jeden Alters, Lebensab-
schnitts und Umstands, egal ob Neu-
geborene oder Kinder, Erwachsene
oder Alte, Mangelernährte oder chro-
nisch Kranke. Ohne die Möglichkeit
vor Ort, besondere Fälle mit einem
Spezialisten besprechen zu können,
greifen wir mithilfe der Telemedizin
auf ein internationales Netzwerk von
mehr als 350 Kollegen zurück. Dazu
gehören etwa Internisten und Kin-
derärzte mit einer besonderen Spezi-
alisierung, zum Beispiel auf Infekti-
onskrankheiten. 2.550 Mal konnten
wir so im Jahr 2017 nicht nur den
einzelnen Patienten, sondern auch
den behandelnden Ärzten helfen.
Denn nichts ist befriedigender und
motivierender, als den Patienten ein
guter Arzt zu sein. Dann lassen sich
auch der wenige Schlaf, die heißen
Nächte unter dem Moskitonetz und
die hohe Arbeitsbelastung besser er-
tragen und man kehrt zwar müde,
aber zufrieden aus dem Projekt nach
Hause zurück.
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Silvio Wolf, Leser
Macht den Weg frei
Die Telemedizin kann sicherlich ei-
niges, nur merkt man davon bis dato
leider noch nicht viel. Bis auf den
Krankenschein, den ich heute schon
ganz fortschrittlich per Mail an meine
Krankenkasse senden kann – nachdem
ich ihn gescannt habe –, sind die hoch-
gelobten Möglichkeiten für mich noch
nicht sichtbar. Ich bin optimistisch,
dass sich das bald ändern mag.
Till Hartmann,
Leser
Sinnvolle Ergänzung
Was kann Telemedizin? Jetzt schon
mehr als manche wissen. In Kranken-
häusern mit ihren chronisch dünnen
Personaldecken hilft schon seit Jahren
die Teleradiologie. Bildgebende Un-
tersuchungen wie Röntgen, CT oder
MRT werden hierbei vom Radiologen
nicht direkt vor Ort befundet, son-
dern, zum Teil komplett ausgelagert,
von räumlich unabhängigen externen
Auftragnehmern. Doch kann die Te-
lemedizin auch für mich als Landarzt
und meine Patienten hilfreich sein?
Das kommt ganz stark darauf an, wie
sie implementiert wird. Oberflächlich
betrachtet verbessert sich durch den
vereinfachten Arzt-Patienten-Kontakt
der Zugang zur ärztlichen Versorgung.
Doch ob sich die ärztliche Versorgung
selbst verbessert und vereinfacht, bleibt
offen und ist derzeit auch Diskussions-
thema in der hausärztlichen Verbands-
politik. So lehnt die Mehrzahl der jun-
gen Hausärzte einen rein digitalen
Erstkontakt mit einem Patienten ab.
Zu wichtig zur Entscheidungsfindung
sind das Einbeziehen aller Sinne und
die körperliche Untersuchung. Zudem
steht die Frage im Raum, ob der nied-
rigschwellige Zugang zu ärztlichen
Leistungen über digitale Wege nicht
zur Vervielfachung der Patientenkon-
takte für den Arzt führt. Dies hätte,
neben einer noch weiter sinkenden
Attraktivität des Landarztberufs, dann
doch wieder eine schlechtere individu-
elle Versorgung zur Folge. Die Teleme-
dizin wird Einzug halten, wir müssen
nur sehen, wie wir sie zum Wohle der
Bevölkerung sinnvoll einsetzen.
Ihr Name,
Leserin
Was ist Ihre Meinung?
Schreiben Sie uns Ihre Antwort und viel-
leicht erscheinen Sie im nächsten Heft.
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
optimieren. Novartis hat zum Beispiel, in Kooperati-
on mit der Krankenkasse Knappschaft, das teleme-
dizinische Gesundheitsprogramm mecor® gestartet,
um die Versorgung und Betreuung von Herzin-
suffizienz-Patienten
zu verbessern. Durch
Dr. Sidonie
den Einsatz digitaler
Golombowski-Daffner,
Technologien bieten
Geschäftsführerin
wir so den Patienten
Novartis Deutschland
eine aktive Unterstüt-
GmbH und Novartis
zung und Begleitung
Pharma GmbH
im Alltag. Die Kombi-
nation herkömmlicher
Medikamente mit digitalen Technologien bietet viel-
versprechende Möglichkeiten, um die Versorgungs-
qualität und die Behandlungsergebnisse für die Pati-
enten zu verbessern.
Eine Plattform für
konstruktiven Austausch
1. Reihe: Sidonie Golombowski-Daffner(Novartis), Stephan
Eder(Sandoz), Elena Heber(Get.On), Heidrun Mollenkopf(Jury),
Regina Vetters (Jury), Manouchehr Shamsrizi(Jury),
2. Reihe: David Daniel Ebert (Get.On), Dirk Lehr (Get.On)
DIE VERSORGUNGSSITUATION
FÜR PATIENTEN VERBESSERN
Die Digitalisierung offenbart eine faszinierende Chance,
Medizin neu zu denken und einige der bedeutendsten Her-
ausforderungen des Gesundheitswesens zu lösen. Digitale
Technologien und telemedizinische Anwendungen haben
für die Zukunft des Gesundheitswesens ein hohes trans-
formatives Potenzial und werden in den nächsten drei bis
fünf Jahren nicht nur die Pharmaforschung und die Arbeit
von Ärzten verändern, sondern vor allem den Patienten
noch stärker in den Fokus rücken, ihn in seinem Handeln
unterstützen und seine Gesundheitskompetenz stärken.
Schon jetzt verändert die zunehmende Nutzung di-
gitaler Technologien als therapeutische Hilfsmittel
die herkömmlichen Vorstellungen medizinischer
Behandlung. Sogenannte Assistenz- oder Decision-
Support-Systeme können unter Einbindung des Pa-
tienten den Arzt bei der Diagnose unterstützen und
bei der Abwägung von Therapiealternativen oder im
Behandlungs-Monitoring eingesetzt werden. Smart
Devices bieten darüber hinaus eine Hilfestellung
für den Patienten und sollen so die Therapietreue
Unsere Vision ist es, mit Digitalisierung und Inno-
vationskraft die Zukunft des Gesundheitswesens neu
zu denken. Wir sehen uns in der Verantwortung für
den digitalen Wandel und fokussieren uns auf weg-
weisende Innovationen, die einen echten medizini-
schen Bedarf adressieren. Deshalb haben wir 2018
erstmalig den Digitalen Gesundheitspreis verliehen
und gehen nun – nach einer erfolgreichen Auftakt-
veranstaltung – in die zweite Runde. Damit die Di-
gitalisierung aber auch in Form einer verbesserten
Versorgungssituation beim Patienten ankommt, sind
alle Akteure des Gesundheitswesens gefragt, gemein-
sam neue Lösungen zu erarbeiten. Mit dem Digitalen
Gesundheitspreis wollen wir daher eine Plattform für
konstruktiven Austausch bieten und digitale Lösun-
gen vorantreiben.
Weitere Informationen zum Digitalen
Gesundheitspreis: www.novartis.de/dgp
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