+3 Magazin Dezember 2018 | Page 16

+3 16 nur sprechen, sondern ihre Vorteile praktisch erlebbar machen. Sie er- möglicht es, die Versorgung in länd- lichen Regionen auch in Zukunft auf hohem Niveau sicherstellen zu kön- nen. Ich setze mich deshalb dafür ein, dass mehr sinnvolle telemedizinische Leistungen schnelleren Einzug in die praktische Versorgung halten. NACHTEILE DER TELEMEDIZIN Wo wir den Einsatz digitaler Gesundheitsangebote kritisch sehen Männlich Gesamt Weiblich Lücken beim Datenschutz Weniger persönlicher Kontakt Steigende Kosten Die Technik wird immer komplizierter Es passieren mehr Fehler Telemedizin wird ein immer wich- tigerer Teil unserer Versorgung: für Patienten, Pflegekräfte, Ärzte und Rettungssanitäter. Telemedizin ver- ändert aber auch die medizinische Behandlung selbst und sorgt dafür, dass Austausch und Zusammenarbeit zwischen den Fachrichtungen besser funktionieren. Mit Telemedizin kön- nen wir den Graben zwischen der Ge- sundheitsversorgung in Arztpraxen und Krankenhäusern sowie regionale Grenzen besser überwinden. Sie hilft, dass nicht der Patient zu verschiede- nen Experten reisen muss, sondern das Wissen der Spezialisten zum Patienten kommen kann. Ich denke dabei nicht nur an Videosprechstun- den, die Patienten helfen können, weite Wege zu vermeiden. Mit Te- lemedizin können sich zum Beispiel Mediziner kleinerer Krankenhäuser mit Spezialisten eines Universitäts- klinikums über die für den Patienten 51% Netzwerk der Zukunft sinnvollen nächsten Schritte abstim- men. Telemedizin erleichtert den professionellen Austausch zwischen allen an der Behandlung Beteilig- ten. Die Vorteile für die Patienten: schnellere Diagnosen und eine ziel- gerichtete Behandlung. Mit Teleme- dizin können wir damit über Digita- lisierung im Gesundheitswesen nicht Jens Spahn, Bundesminister für Gesundheit › Es spricht nichts dagegen Vera Pieper, Leserin Seriöse Informationen Ich wundere mich schon manchmal, warum es nicht schon längst viel mehr Telemedizin gibt. Die technischen Möglichkeiten existieren doch bereits und wir alle nutzen sie im Alltag. Der Computerarzt ist zum Beispiel eigent- lich schon im Einsatz, wenn Men- schen ihre Beschwerden im Internet in die Suchmaske eingeben. Nur be- kommt man da natürlich keine qua- lifizierte Ersteinschätzung angezeigt, sondern nur die Ergebnisse, auf die besonders oft draufgeklickt wird. Und das ist nun mal oft die schlimmstmög- liche Diagnose, also irgendetwas, dass definitiv zum Tod führt. Hier wäre es wünschenswert, in Deutschland zu- gelassene und geprüfte professionelle Angebote zur Verfügung zu haben. Letztlich geht es für eine allererste Einschätzung ja erstmal darum, die richtigen Fragen zu stellen und dann die Antworten von einer Fachkraft auswerten zu lassen. Die Antwort kann meinetwegen auch gern erst am nächsten Tag kommen. Hauptsache ich kann seriös einschätzen, ob ich zu einem Facharzt muss – und am besten noch, zu welchem. Umfrage unter 1.051 Personen ab 18 Jahren, Februar 2017; Mehrfachnennungen möglich Quelle: Statista Sophia Mai, Leserin Nicht mehr ohne Lange hat mich Telemedizin gar nicht interessiert. Das hat sich geän- dert, seit meine Oma pflegebedürf- tig geworden ist. Meine Eltern ha- ben mit ihr zusammen entschieden, dass sie so lange wie möglich in ihrer Wohnung leben kann und dann zu uns kommt. Wir haben uns schlau gemacht, welche technischen Mög- lichkeiten es gibt. Meine Großmutter wird jetzt an ihre Medikamente er- innert, sie hat einen Notruf und wir erkennen, wenn es ihr nicht gut geht. Maria Pahmayer, Leserin Der autonome Patient Telemedizin kann helfen, den Men- schen ein Stück Verantwortung für ihre Gesundheit zurückzugeben. Mit Hilfe von Technik kann jeder ein Stück weit selbst entscheiden, ob er zum Arzt geht oder ob es andere Möglichkeiten gibt. Diese Autono- mie entlastet das Gesundheitssystem und hilft Ärzten, sich auf Patienten zu konzentrieren, die wirkliche Pro- bleme haben. Ein Traum wäre eine Gesundheitsampel, bei der Grün be- deutet: „Alles in Ordnung, stell dich nicht so an.“ Gelb heißt dann: „Mach ein bisschen langsamer und versuch es mit Hausmitteln.“ Bei Rot sollte man zum Arzt gehen, idealerweise hat das System schon einen Termin gebucht und der Arzt hat die Daten auf seinem Bildschirm, damit er sich ganz der Gesundheit seiner Patienten widmen kann. Jan Neuhaus, Geschäftsführer Dezernat „IT, Datenaus- tausch und eHealth“, Deutsche Krankenhaus- gesellschaft (DKG) Der 24-Stunden- Experte Telemedizin beschreibt eine Menge von Verfahren, die alle eines gemein- sam haben: Im Rahmen der Diag- nostik oder Therapie werden tech- nische Mittel eingesetzt, um Raum oder Zeit zu überbrücken. Dies kann von einem Telefon bis zur komple- xen Infrastruktur gehen, die einen Operationsroboter steuert oder ei- nem Arzt die virtuelle Präsenz bei einem Intensivpatienten ermöglicht. Telemedizin ist schon heute fester Bestandteil der Krankenhausversor- gung. Im Bereich der Schlaganfall- zentren muss schnell entschieden werden, um welche Schlaganfall- Helmut Lingen, Leser Zukunft auf Rezept Bis dato habe ich noch nicht viel von dem Thema Telemedizin mitbekom- men. Wie so oft werden innovative Ide- en von der Politik – vielleicht aus Angst vor Veränderung – gerne zurückgehal- ten. Für mich als Patient ergeben sich wohl eher Vorteile als Nachteile und der Arztbesuch wird vereinfacht be- ziehungsweise verkürzt. Lange War- tezeiten trotz Termin könnten so auch form es sich handelt und welche So- forttherapie notwendig ist. Über eine Bildübertragung kann ein Experte die Entscheidung treffen, auch wenn der Patient nicht vor Ort ist. Damit werden die Auswirkungen eines Schlaganfalls deutlich gemindert. Beim hohen Grad der heutigen Spe- zialisierung in der Medizin können Experten nicht in allen Krankenhäu- sern vorgehalten werden. Hier kann die Telemedizin die Verlegung des Patienten ersetzen. Dies optimiert die Versorgung und hilft, Experten- wissen weiterzuvermitteln. Kran- kenhäuser begleiten heute Patien- ten mit Hilfe der Telemedizin nach Hause, um den Arzt vor Ort auf Ba- sis entsprechender Sensordaten zu unterstützen. Patienten profitieren von der Sicherheit der 24-Stunden- Überwachung durch das Kranken- haus und bei Bedarf kann der Arzt vor Ort alarmiert werden. Einziger Nachteil ist heute noch, dass Kran- kenhäuser dafür Einzelverträge mit Krankenkassen schließen müssen. der Vergangenheit angehören. Oft- mals geht man aus diesem Grund ja gar nicht erst zum Arzt. Gerade wenn man eine Erkältung hat, kennt man den Krankheitsverlauf ja schon vorher und kann sich die Zeit sparen. Ich wür- de es begrüßen, wenn die Telemedizin diesen Prozess beschleunigen würde und wir nicht wieder als letzte von den Vorzügen einer ortsunabhängigen me- dizinischen Versorgung Gebrauch ma- chen können. Denn wenn man krank ist, dann sollte man am besten im Bett bleiben. Benjamin Mayer, Leser Segenswunsch Für meine kranke Großmutter, die auf dem Land wohnt, ist die große Ent- fernung zum Arztzimmer eine Her- ausforderung und die langen Strecken ein stetes Hindernis. Für sie wäre die Telemedizin ein wahrer Segen. Ihr Name, Leser Was ist Ihre Meinung? Schreiben Sie uns Ihre Antwort und viel- leicht erscheinen Sie im nächsten Heft. Britta Henke, Leserin Internet-Sport Wir haben neulich in einer netten Runde über das Fitnessprogramm aus dem Fernsehen von früher ge- sprochen, als man den Frühsport „ge- meinsam“ mit der auftretenden Fit- nessgruppe gemacht hat. Heute gibt es ja mit dem Internet theoretisch die Möglichkeit, dass man wirklich mit- einander Sport machen kann, ohne dass sich alle Teilnehmer für die Rü- ckenschule an einem Ort treffen müs- sen. Da haben wir uns gedacht, dass wir sowas gerne mal machen würden: gemeinsam als Gruppe mit einem Lehrer zusammen einmal die Woche Stabilisationsübungen von zuhause – aber mit der Möglichkeit, den Lehrer vor der Übung Fragen zu stellen.