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Felicitas Then,
TV-Köchin
So schmeckt
unsere Welt
Für mich gibt es nichts Wichtigeres
als das Reisen. Allein in diesem Jahr
habe ich Israel, Mexiko, Hongkong,
New York und Japan besucht. Mein
unerschöpflicher Antrieb? Die Su-
che nach neuen Geschmäckern. Was
wird auf fremden Märkten verkauft,
wie mischt man richtiges indisches
Curry, warum gibt es in Mexiko li-
Paula Kunze, Leserin
Kleine Gesten
Arbeit, Facebook, Instagram, Snap-
chat: Wir sind ständig mit irgendetwas
beschäftigt, aber nicht mit uns selbst.
Das ist das erste Mal, dass meine Mei-
nung in einer Zeitung erscheint, und
das macht mich schon glücklich. Da-
mit will ich auf die kleinen Dinge, die
uns glücklicher machen, verweisen.
Sei es eine nette Geste von einem
Wildfremden, der für mich die Tür in
der S-Bahn offengehalten hat. Oder
mein Freund, der mich heute morgen
mit einem Kuss geweckt hat. Ich bin
fest davon überzeugt, dass uns Men-
schen die kleinen Dinge glücklich
machen. Es liegt an uns, sie für uns zu
entdecken.
Andrea Schumacher, Leserin
Blinde Flecken
Wie wäre es mit einer Entdeckungs-
tour am Wochenende? Wer sich im
Sommer mit dem Fahrrad oder im
lafarbenen Mais und wo wachsen
die schärfsten Chilischoten? Kaum
bin ich aus dem Flugzeug gestiegen,
zieht es mich zum ersten Streetfood-
Stand. Auf der Straße kann man den
echten Geschmack eines Landes
kennenlernen. Nicht an Hotelbuf-
fets oder in schicken Restaurants.
Darüber hinaus offenbart das einfa-
che Essen so viel über das Zusam-
menleben, die Rituale und Gewohn-
heiten der anderen Kultur. Und es
verbindet. In Vietnam zum Beispiel
habe ich mit einer Familie auf dem
Boden gesessen und Sommerrollen
und Hühnerfüße gegessen. Auch
wenn wir nicht die gleiche Sprache
gesprochen haben, so konnten wir
uns doch verstehen. Aber die Reisen
bereichern bei Weitem nicht nur den
Winter mit dem Auto in der näheren
Umgebung auch mal auf neue Wege
begibt, der wird überrascht sein, was
er alles noch nicht gesehen hat.
Michael Krützen,
Professor am Institut
für Anthropologie,
Universität Zürich
Neugierde bewahren
Als junger Biologiestudent habe ich
mir oft die Frage gestellt, was es denn
eigentlich noch zu entdecken gäbe
und ob nicht jede neue Entdeckung
eigentlich nur noch einen langsam
gegen null strebenden Wissenszu-
wachs bedeutete. Die Faszination an
der „Wissenschaft der Lebewesen“, der
Biologie, zerstreute glücklicherweise
diese frühen Zweifel. Jedoch ist Wis-
senschaft generell ein eher langwieri-
ger und zeitaufwendiger Prozess, der
Wissenszuwachs marginal und soge-
Moment. Zurück in Berlin ziehen die
neuen Entdeckungen und Aromen
stets in meine Küche ein, werden
mit Bekanntem gemischt und lassen
so völlig neue Kreationen entstehen.
Daran lasse ich meine Youtube-Com-
munity anschließend durch meine
Videos teilhaben und hoffe, dass wir
so gemeinsam Stück für Stück unse-
re leckere Welt entdecken können.
Kommen Sie mit auf die Reise unter:
www.youtube.de/felicitasthen
Daniel Welker, Leser
Zu Hause
Selbst in unserem organisierten All-
tag gibt es noch spannende Entde-
ckungen und Schätze, die es zu heben
gilt. Das beste Beispiel ist die eigene
Wohnung oder das eigene Haus. Ich
kann jedem nur empfehlen, sich mal
wieder in den eigenen Keller oder auf
den Dachboden zu wagen. Dort gibt
es jede Menge zu entdecken.
REISEWELTMEISTER Die Deutschen reisen weltweit am meisten
Die Deutschen reisen weltweit am meisten ins Ausland
Anzahl der Trips Ranking
Deutschland
USA
Großbritannien
China
Frankreich
Kanada 1.
2.
3.
4.
5.
6.
Ausgaben für Auslandsreisen
USA
China
Deutschland
Großbritannien
Japan
Kanada
1/5 der Reisenden wählt sein
Urlaubsziel, weil es es in einer
Fernsehsendung gesehen hat.
nannte Heureka-Momente, wenn es
sie denn überhaupt gibt, sind seltene
Ausnahmen. Zwei solche Momente
gab es jedoch innerhalb meiner For-
schungsgruppe an der Universität
Zürich: Entdeckungen über die kul-
turelle Weitergabe von Werkzeugge-
brauch bei Delfinen in Australien und
die Beschreibung einer neuen Orang-
Utan-Art auf Sumatra. Warum gab es
diese Momente? Kindliche Neugier im
Team, fortwährender internationaler
Austausch mit Kollegen, gemeinsames
Arbeiten an einem gemeinsamen Ziel
– also im Grunde alles, was moderne
Wissenschaft so aufregend und in Zei-
ten zunehmender politischer Isolie-
rung auch gesellschaftsrelevant macht.
Kann man solche Entdeckungen pla-
nen? Überhaupt nicht. Im Englischen
gibt es ein schönes Wort für solche
überraschenden Entdeckungen, die so
nie beabsichtigt waren: „Serendipity“.
Wird es noch viel zu entdecken geben?
Es wird nie aufhören. Wenn man nur
die kindliche Neugierde bewahrt, mit
offenen Augen durch die Welt geht
und auch dem Zufall vertraut.
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