+3 Magazin Dezember 2017 no2 | Page 7

+1 Regina Halmich, ehemalige Boxweltmeisterin Gegen den Strom Man kann sagen, dass ich immer zwei Kämpfe führen musste. Der eine fand im Ring statt, das war eigentlich der einfachere. Diesen Kampf konnte ich durch sportliche Leistung gewinnen. Der andere spielte sich außerhalb des Rings ab. Hier musste ich viel Über- zeugungsarbeit leisten, als Frau in einer männerdominierten Sportart ernst genommen zu werden. Medien kann man nicht immer beeinflussen und es gab viele Kritiker, die mich nie- derschrieben. So stand ich dem Show- kampf gegen Stefan Raab, der mich wohl in ganz Deutschland berühmt gemacht hat, auch zunächst eher skeptisch gegenüber. Aber manchmal muss man außergewöhnliche Wege gehen. Denn durch dieses Mediener- eignis wurde ich plötzlich als Sport- lerin geachtet und konnte Menschen für das Frauenboxen begeistern – also für das, was mir wirklich wichtig ist. Natürlich musste ich auch weiterhin meine sportlichen Fähigkeiten im Boxring zeigen, sonst wäre ich schnell abgeschrieben gewesen. Ich wollte immer 150 Prozent geben und habe im Nachhinein gemerkt, dass ich viel zu sehr an mir selbst zweifelte. Heu- te würde ich allen Frauen raten, viel mehr an die eigenen Kompetenzen zu glauben. Aber es waren wohl auch ein Stück weit die Kritiker, denen ich es beweisen wollte – und dies durch kontinuierliche sportliche Leistung. Ich wollte ihnen einfach die Argu- mente nehmen. So kam das Feuer in mir auch nicht zum Erlischen und machte mich zwölf Jahre zur unge- schlagenen Weltmeisterin. Jakob Becker, Leser Das gewisse Etwas Ich glaube, der Kern einer jeden Le- gende ist eine ganz außergewöhnliche Geschichte, die so nicht jeden Tag, sondern nur ganz selten geschieht. Es kann auch ein besonderer Erfolg oder Misserfolg sein. Ich glaube, besonders aus tragischen Niederlagen entstehen legendäre Geschichten, wenn der gefal- lene Held dem Unglück trotzt und da- gegen ankämpft oder wieder aufsteht. Zudem muss die Geschichte etwas Au- ßergewöhnliches haben, eine ganz be- sondere Wendung oder Leistung zum Beispiel. Moderne Legenden sind ja oft Sportler, Musiker, Politiker oder an- dere öffentliche Persönlichkeiten. Ich glaube, das liegt daran, dass sich eine Legende natürlich nur mit der ent- sprechenden Bekanntheit verbreiten kann. Früher konnten nur besonders einzigartige Geschichten und Erzäh- lungen ein wirklich breites Publikum 7 Matthias Buschmann, Leser Außergewöhnlich Menschen, die die Gesellschaft be- reichern. Menschen, die sich von der Allgemeinheit abheben. Die heraus- stechen durch Geschmack und Stil. Die überaus beliebt und überall gerne gesehen sind. Mit ihnen Zeit zu ver- bringen, sorgt oft für aufregende Er- lebnisse und spannende Abenteuer. Oftmals schaffen sie Sachen am Rande des Möglichen. Sie verschaffen ihrem Umfeld ein gutes Gefühl und sorgen für Momente, über die man gerne spricht und die man sich noch Jahr- zehnte später erzählt. Jeder Moment ihres Lebens ist erwähnenswert und besonders. Von vielen bewundert, sind erreichen. In der heutigen Zeit entste- hen viele Legenden eher im Fernsehen oder im Internet, weil hier viele Leute von der besonderen Geschichte Notiz nehmen. Zu der breiten Öffentlichkeit kommt auch noch die jeweilige Persön- lichkeit. Wir müssen die Helden der Geschichte entweder besonders mögen oder sie besonders ablehnen, damit wir mitfiebern, mitleiden und uns freuen oder trauern können. Legenden aufopferungsvoll auf das Wohl und das Glück ihres Umfeldes bedacht. Voller Elan und Einsatzbe- reitschaft helfen und fördern sie voll- kommen uneigennützig, wo es ihnen möglich ist und sich die Gelegenheit bietet. Auffällig durch außergewöhn- liches Verhalten und herausragende Performance. In frühen Jahren oft als Kurzzeitbrenner eingeschätzt, haben sie sich stetig über alle Erwartungen gesteigert und allen das Gegenteil be- wiesen. Ausdauer, Großmütigkeit und Lebensfreude unterstreichen ihre Per- sönlichkeit. Viele Menschen glänzen in einzelnen Momenten, Legenden schaffen das immer. Schon in frühen Jahren außerhalb „normaler“ Maß- stäbe und für viele Menschen und Be- obachter kaum zu erfassen. Legenden betreten einen Raum, die Stimmung hebt sich und es geht direkt nach vor- ne. Sie setzen sich für andere ein und sind immer verfügbar. Mitreißend und Freude versprühend. Rita Schaller, Leserin Fiktive Vorbilder Ob das Monster von Loch Ness, Bigfoot oder der Yeti: Immer wieder taucht je- mand auf, der behauptet, er hätte sie gesichtet. Es reicht auch ein Kopf im Wasser oder eine Fußspur im Schnee. So entstehen Legenden vielleicht nicht, aber so werden sie am Leben gehalten. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE EINE MARKE, VIELE MYTHEN Andreas Johler, Director Marketing Coca-Cola Deutschland Ist der Weihnachtsmann eine Coke- Erfindung? Hilft Coca-Cola bei Ma- genproblemen? Nur zwei von un- zähligen Sagen, die sich rund um die weltberühmte Limonade ranken. Sie ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine Marke durch Legenden zum Kultur- gut wird. Schon die Geschichte der Erfindung von Coca-Cola ist legendär. Am 8. Mai 1886 mixte John Stith Pemerton eine Rezeptur, die in die Weltgeschichte eingehen sollte. Eigentlich hatte der Apotheker aus Atlanta an einem Si- rup gegen Kopfschmerzen und Mü- di gkeit geforscht. Da sein mit Soda gemischter Sirup reißenden Absatz fand, merkte Pemberton schnell, was für ein Potenzial seine Erfindung hatte. Und er setzte auf höchste Ge- heimhaltung. Das legendäre „Ge- heimrezept“ wurde erst 1919 nieder- geschrieben. Heute lagert es in einem Tresor in der „World of Coca-Cola“ in Atlanta. Die Geheimhaltung führte natür- lich zu Legendenbildung: Angeblich sollte das Getränk Kokain enthalten (falsch) und das Unternehmen habe den Sixpack erfunden, damit eine Coke nie mehr als eine Armlänge ent- fernt ist (stimmt). Wichtig für die Legende Coca-Cola ist neben dem Inhalt auch: die Verpa- ckung. Die damals noch recht junge Marke entwickelte 1915 eine Flasche, die zu einer Ikone des Produktde- signs wurde und so bis heute verkauft wird. Die geschwungenen Kurven er- innern an einen Frauenkörper und wurden von diversen Künstlern auf- gegriffen. So ließen sich zum Beispiel Salvador Dali, Andy Warhol, Keith Haring und Joseph Beuys von ihr in- spirieren. Das Unternehmen hatte ein legen- däres Getränk in eine ebensolche Form gegossen. Der Grundstein für den Mythos Coca-Cola. Nicht nur bei Inhalt und Form setzt Coca-Cola Meilensteine, sondern auch bei der Werbung. Beispielswei- se, indem sie 1931 Santa Claus für eine Kampagne nutzte. Der Zeich- ner Haddon Sundblom kreierte da- bei den Weihnachtsmann so, wie ihn Kinder und Erwachsene noch heute kennen und lieben. Coca-Cola hat ihn nicht er- funden, aber seine Popula- rität gesteigert und ihm ein Gesicht gegeben. Die Weihnachtstrucks, be- gleitet vom rot-weißen Santa Claus, zeigen jedes Jahr aufs Neue, dass das Fest und Coca-Cola mitt- lerweile fest verbunden sind. Auch legendär: Das ers- te afro-amerikanische Model in einer Print- werbung posierte 1955 für Coca-Cola. Die Coke Light Kampagne in den 1980ern hatte den Mut, einen Mann als Sexsymbol darzu- stellen – in Form des Coke-Lieferanten. Drei Beispiele für eine Aussa- ge: Als Vorreiter schafft Coca-Cola immer wie- der ikonische Werbung. Jüngstes Beispiel: Die „Vielleicht bin ich gar nicht deine Freun- din, sondern Manuel Neuer“-Kampagne für Coca-Cola Zero Sugar. Der Satz erwarb Kultstatus und ist ein Beispiel für die Kraft viraler Netze, die den Status von Coca-Cola un- termauern. Die Marke arbeitet an den nächs- ten Legenden – und mit ihr alle Coke-Fans. Dabei be- schränkt sich der Kult längst nicht mehr auf die klassi- sche Coke, sondern auch auf zuckerre- duzierte Vari- anten wie die erfolgreiche Coca-Cola Zero Sugar. Nicht nur der Neuer- Satz zeigt: Le- genden brau- chen keinen Zucker. ›