+3 Magazin Dezember 2017 no2 | Page 4

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WIR FRAGEN :

WIE ENTSTEHEN LEGENDEN ?

... und was ist Ihre Meinung ?

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Leonardo da Vinci entwarf während seines langen Lebens Flugapparate , die – wie dieser Ornithopter – auf dem Flugverhalten von Vögeln basierten .
Quelle : Geo
© iStock ./ MATJAZ SLANIC
Béla Réthy , ZDF-Sportmoderator
Legende braucht Zeit
Legenden entstehen , wenn Menschen etwas Einzigartiges schaffen , von dem man sich schon zu dessen Lebzeiten immer wieder erzählt oder woran sich sogar die Nachwelt noch erinnern wird . Im Sport fallen mir dazu drei Namen ein : Der erste ist Mario Götze , der im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 gegen Argentinien das Siegestor schoss . Zu diesem Zeitpunkt war er nicht einmal Stammspieler , sondern wurde nur eingewechselt . Der zweite ist Boris Becker , der mit 17 Jahren Wimbledon gewann und damit jüngster Sieger des bedeutendsten Tennisturniers der Welt wurde . Plötzlich
kannte ganz Deutschland das „ Bobbele “. Der dritte ist Sven Hannawald , der als einziger Sportler bisher alle vier Wettbewerbe einer Vierschanzentournee gewann . Diese Legenden bleiben – unabhängig davon , wie das Leben der einzelnen Sportler weiterging . Denn nicht bei allen Sportlern lief das Leben danach immer geradeaus . Oft wird es auch zum Problem , immer wieder mit diesem nachhaltigen Ereignis in Verbindung gebracht zu werden . Dennoch wird es sie ihr Leben lang begleiten . Im Augenblick des Geschehens ist es meist noch gar nicht klar , dass eine Person oder ein Ereignis zur Legende wird . Ich habe etwa das 7:1 von Deutschland gegen Brasilien bei der Fußball-WM 2014 kommentiert und man hat dieses legendäre Ergebnis erst später begriffen . Es vergeht bis heute kaum eine Woche , in der ich nicht auf dieses Spiel angesprochen werde . Die damalige deutsche Elf – lebende Legenden .
Uschi Obermaier , Genussmensch
Einfach leben
Wer im Duden das Wort „ Legende “ nachschlägt , findet als Erklärung die Begriffe „ ausschmückende Darstellung “ und „ glorifizierende Erzählung “. Nun sind die Geschichten , die mein Leben geschrieben hat , zwar durchaus prädestiniert für eine gewisse Legendenbildung , daran gearbeitet habe ich aber selbst nie aktiv . Um ehrlich zu sein , habe ich noch nicht einmal in solchen Kategorien gedacht . Kalte Berechnung ist kein Teil meines Wesens . Die Antwort ist stattdessen viel simpler : Ich wollte immer hautnah erfahren , wie etwas funktioniert und wie es sich anfühlt .
Ich konnte gar nicht anders , als die Welt um mich herum auf meine ganz eigene Art und Weise zu entdecken – vom Leben in der Kommune über die Männer und Drogen bis hin zu den Reisen . Ich habe mein Leben gelebt , so wie ich es wollte ; habe getan , was sich andere nicht getraut haben . Und galt deshalb plötzlich als Verfechterin der sexuellen Revolution . Viele Menschen haben mich deswegen für meinen Mut beglückwünscht , dabei bin ich eigentlich ein großer Schisser – vielleicht habe ich ganz einfach vor anderen Dingen Angst als die meisten Menschen . Dass das Leben irgendwann nicht mehr intensiv ist , ist eines davon . Das bringt sicher eine gewisse Risikobereitschaft mit sich . So wie jetzt : Ich denke darüber nach , mein kalifornisches Paradies hinter mir zu lassen und irgendwo ganz neu anzufangen . Ich glaube , es ist mal wieder an der Zeit für Europa .