+3 Magazin Dezember 2015 | Page 6

+1 6 › Lena Dietz, Leserin Erkenne dich selbst Ich versuche nicht jeder neuen Mode hinterherzurennen, sondern das zu finden, was meiner Persönlichkeit entspricht und sie positiv unterstreicht. Mode soll zu mir passen und mich schöner machen. Den eigenen Stil zu finden, ist nicht einfach. Was hab ich als junges Mädchen alles ausprobiert auf der Suche nach meinem Stil – ganz furchtbare Dinge wie schulterfreie Kleidchen mit Stöckelschuhen oder einen Stilmix aus Doc Martins und Minirock. Das optimale Ergebnis – also der Stil, der zu einem passt und einen glücklich macht – ist oft jahrelanges mühseliges Ausprobieren. Erkennen, was zu einem passt und was nicht, ohne sich verstellen zu müssen: Das macht einen guten Stil aus. Ralf Nöcker, Geschäftsführer Gesamtverband Kommunikationsagenturen GWA e.V. Die Werbung macht's Die Antwort ist einfach: Natürlich definiert Werbung unseren Stil, sogar in erheblichem Maße. Denn wie soll ich wissen, was mein Stil sein könnte, wenn nicht durch Werbung oder durch werbefinanzierte Medien? Natürlich gäbe es auch andere Wege, den eigenen Stil zu finden, etwa das Flanieren durch Stil-Hauptstädte, aber das wäre viel aufwändiger. Werbung senkt also – direkt oder indirekt, indem sie Medien finanziert – die Stil-Suchkosten. Das Ganze hat auch eine inhaltliche Dimension. Werbung und beworbene Produkte kann man als Komplementärgüter verstehen. Wer Produkte kauft, kauft die Wer- Peter Zec, Initiator und Leiter des Red Dot Design Awards Ein Stuhl für die Ewigkeit Unser Verständnis von Stil ist ebenso vielschichtig wie die Faktoren, die ihn prägen. Er äußert sich in Mode, in Sprache, im Verhalten und weiteren Lebensbereichen. Dabei zeichnet sich guter Stil stets durch Ausgewogenheit aus – durch das Mittel zwischen den Extremen. Davon zeugen etwa wiederkehrende Muster und Formen, welche abseits vom jeweiligen Zeitgeist echte „Dauerbrenner“ sind. Im kollektiven Gedächtnis verankert sind sie bung mit. Wer Nespresso trinkt, fühlt sich ein bisschen wie George Clooney – sonst könnte derjenige auch NoName-Kapseln zu weniger als der Hälfte des Preises kaufen. Wer ein Auto der Oberklasse fährt, zieht seinen Nutzen auch aus der Werbung, die das Fahrzeug all jenen präsentiert, die sich ein solches Automobil niemals leisten können. Ein Luxusgut, von dem niemand weiß, dass es ein Luxusgut ist, ist kein Luxusgut. Einen Stil, von dem niemand weiß, dass es ein Stil ist, kann man sich in diesem Sinne sparen. Den eigenen Stil kann man übrigens auch definieren, indem man dem in der Werbung und werbefinanzierten Medien präsentierten einen bewussten Negativ-Entwurf entgegenstellt – siehe Punk. Aber auch für die bewusste Abgrenzung vom Mainstream muss man diesen kennen. Und das geht am effektivsten und effizientesten über Werbung und Medien. den Menschen vertraut und schlicht zeitlos. Auch im Design zeigt sich dies: in Produkten, die uns im Alltag umgeben. Sie überzeugen uns nur dann dauerhaft, wenn die Gestaltung die primäre Qualität der Funktion mit denen der Verführung, des Gebrauchs und der Verantwortung zu einem harmonischen Gesamtentwurf verbindet. Zahlreiche Klassiker verdeutlichen, dass gutes Design nicht nur aktuelle Trends und Tendenzen abbildet, sondern über Jahrzehnte erfolgreich sein kann. Gerade dann, wenn es sich durch eine schlichte Formensprache auszeichnet und in jede Umgebung einfügt. Gelingt dies, kann ein Produkt stilprägend werden und zum Klassiker avancieren. So wie der Eames Plastic Chair, der mit seiner charakteristischen Erscheinung bereits seit 1950 erhältlich und heute noch immer modern ist, oder das Claudia Caspers, Graphologin Wie ein offenes Buch Jede körperliche Bewegung ist, außer durch ihren eigentlichen Zweck, in einer ganz bestimmten Weise individuell determiniert. Jedes Individuum führt sie auf irgendeine Weise anders aus. Die unverkennbare Eigenart aller Bewegungen eines jeden Menschen ist durch seine geistige und seelische Individualität bedingt. Diese Bewegungen, und somit auch die Schreibbewegung, sind deshalb je nach Mensch, auch bei eineiigen Zwillingen, verschieden. Auf diesen mess- und schätzbaren Beobachtungen macht die Schriftpsychologie als psychodiagnostische Methode folgende sachlich begründete Annah- I-Phone, das unsere Objektbeziehung zu Mobiltelefonen völlig neu prägte. Produkte wie diese verfügen über außergewöhnlich gutes Design, haben Stil und definieren letztlich den der Menschen, die sie nutzen. Wolfgang Unglaub, Leser Menschlicher Darstellungsdrang Unsere Außendarstellung reflektiert unsere Innenwelt. Das nennen wir Stil. Sind wir uns unserer Innenwelt nicht bewusst, so müssen wir unsere Außendarstellung inszenieren. Was manche dann für Stil halten, ist lediglich schlichte Inszenierung. me: Jede handschriftliche Bewegung drückt parallel zu ihrer Funktion als Kommunikationsmittel und Anzeiger für nichtseelische Tatbestände, zum Beispiel für Krankheiten, stets auch die jeweilige Persönlichkeitsstruktur aus. So sind durch die Handschriftanalyse unter anderem Erkenntnisse über die individuelle Weise des Selbsterlebens, der psychischen, kognitiven und emotionalen Anlagen, der Willenseigenschaften und Umweltbeziehungen, der Leistungsfähigkeit und des Arbeitsverhaltens möglich. Auch wenn das Urphänomen der leib-seelischen Ganzheit eines Mensc