+3 Magazin Dezember 2015 | Page 20

+3 20 Robert Pfaller, Philosoph Abstoßend und anziehend zugleich Alles, wofür es sich zu leben lohnt, ist rund um eine zwiespältige Eigenschaft gebaut: Es ist teuer wie Partykleidung, ungesund wie Alkohol, unanständig oder unappetitlich wie Sex, unvernünftig wie Fantasie, Spiel, Müßiggang oder Verausgabung. Menschen sind darum nicht von sich aus dem Glück zugewandt. Spontan verabscheuen sie es vielmehr. Als großartig können sie das Zwiespältige nur dann erleben, wenn sie es feiern. Dann folgen sie einem Gebot der Gesellschaft, das sie ermutigt, ihre üblichen Beschränkungen und Heiner Kausch, Leser Genuss kennt keine Rente Wohl dem, der eine Passion, eine Leidenschaft hat, oder sogar zwei, vielleicht sogar drei. Ich kann auch mit 70-plus Jahren noch genießen, wenn ich aktiv die Augen schließe und dann passiv in meiner Lieblingsmusik versinke. Oder wenn ich mein Segelboot so getrimmt habe, dass ich von der Naturgewalt Wind über die Ostsee getrieben auf den Wellen ins Gleiten gerate. Da rauscht dann nicht nur das Meer, da rauscht es Hemmungen hinter sich zu lassen: „Sei kein Spaßverderber, stoß mit uns an.“ Nur als gesellige Wesen sind die Menschen darum glücksfähig, nicht aber auf sich alleine gestellt, als lediglich ihren Eigeninteressen folgende Individuen. Die neoliberale Postmoderne hat die Menschen an die Idee gewöhnt, sie würden sich befreien, wenn sie die Gebote der Geselligkeit und Solidarität abschütteln. Der zum Genuss einladende Andere wurde nun wirksam als Gesundheitsgefährdung, Sicherheitsbedrohung, sexueller Belästiger oder Sozialschmarotzer wahrgenommen. Die gesamte politische Kraft, die sich nicht mehr auf die Regulierung der irrationalen Aktionen auf den Finanzmärkten richtete, wurde nun auf den vermeintlichen Schutz der Individuen vor Belästigung gerichtet. Befreit wurden sie damit aber vor allem von ihrer Glücksfähigkeit – und damit letztlich auch von ihrer Freiheit. auch in mir. Genuss stellt sich bei mir dann ein, wenn ich durch eine meiner Leidenschaften in eine Trance gerate, die mich eine Zeit lang aus dem Alltag entführt und meine Genusssaiten in Schwingungen versetzen. Da habe ich ihn dann, den Genuss, der über die Trance hinaus ein wenig weiter wirkt und mich motiviert, meine Leidenschaften auch jetzt noch im Alter zu pflegen, soweit ich dazu in der Lage bin. Franziska Wolffheim, Leserin Meditativer Genuss Man kann Schokolade sehr langsam essen, sozusagen in Zeitlupe. Man lässt ein Stück auf der Zunge zergehen, wartet ab, wie es langsam schmilzt, schmeckt immer wieder hin und versucht, möglichst genau den Geschmack zu bestimmen. Blumig, nussig, karamellig, würzig? Wie hoch ist der Kakaogehalt? Probiert man erst ein Stück mit 35 und danach eines mit 75 Prozent Kakao, ist das wie Wech- selduschen: Der Unterschied ist krass. Die Spanne zwischen süß und bitter erweist sich als immens. Man könnte sogar über den Geschmack von Schokolade meditieren, ganz fokussiert, ohne währenddessen andere Reize aufzunehmen. Dabei verstreichen die Minuten, die Schokolade gibt den Takt vor, man braucht eben so lange, bis sie geschmolzen ist. In dieser Zeit hätte man auch ein e ganze Tafel Schokolade essen können oder sogar zwei. Aber warum? So ist es doch viel schöner und der Magen ist kaum gestört in seiner meditativen Ruhe. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) Zucker – Genuss aus der Natur Essen ist mehr als nur die reine Aufnahme von Nahrung. Essen ist Genuss und lädt dazu ein, Zeit miteinander zu verbringen. Wir verbinden Essen – nicht nur in der Advents- und Weihnachtszeit – auch mit ganz individuellen Traditionen. Die gute Nachricht für alle Genießer: Ein schlechtes Gewissen braucht keiner dabei zu haben, denn es gibt keine „gesunden“ oder „ungesunden“ Lebensmittel. Alle haben ihren Platz in einer ausgewogenen Ernährung – von der Avocado bis zum Zucker. Auf das richtige Maß kommt es an. Und dafür gibt es keine allgemeingültigen Regeln. Auch auf einzelne Lebensmittel braucht man nicht zu verzichten, solange die Gesamtbilanz von Kalorienaufnahme und -verbrauch stimmt. Die Energiebilanz ergibt sich aus dem Vergleich der Energiemenge, die man über die Nahrung aufnimmt, mit der Energiemenge, die man verbraucht. Mit dem ganz individuellen Mix aus Ernährung, Bewegung, Genuss und Lebensstil kann man alles genießen, was einem schmeckt. Denn gerade das Naturprodukt Zucker erweist sich in der Küche als wahrer Allrounder: Er verbessert den Geschmack, ist beim Backen einfach unersetzlich und setzt optische Akzente. Und was wären so manche traditionellen Speisen und Bräuche ohne die vielen guten Eigenschaften des Zuckers? www.schmecktrichtig.de Sandra Brüggemann, Leserin Körper und Geist Auch an kalten Tagen, wenn keine Sonne auf meine Haut scheinen kann, braucht mein Körper Balsam. Ich genieße dann die Zeiten in Thermen oder in der Sauna. Noch mehr kann ich bei einer Massage entspannen, wenn selbst meine Füße so durchgeknetet werden, dass eine wohlige Wärme sie durchsteigt. Dann fallen alle Sorgen von mir und eine innere Ruhe kehrt ein. Das ist wahrer Genuss. Dieter Burghaus, Leser Der feine Unterschied Genuss setzt die Kenntnis der Grenze zwischen Großzügigkeit und Verschwendung voraus. Anzeige Genuss auf Italienisch. Das Beste vom Thunfisch – als Salat, mit Pasta, als Brotaufstrich, in Olivenöl oder einfach pur.