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Robert Pfaller,
Philosoph
Abstoßend und
anziehend zugleich
Alles, wofür es sich zu leben lohnt,
ist rund um eine zwiespältige Eigenschaft gebaut: Es ist teuer wie Partykleidung, ungesund wie Alkohol,
unanständig oder unappetitlich wie
Sex, unvernünftig wie Fantasie, Spiel,
Müßiggang oder Verausgabung.
Menschen sind darum nicht von sich
aus dem Glück zugewandt. Spontan
verabscheuen sie es vielmehr. Als
großartig können sie das Zwiespältige nur dann erleben, wenn sie es
feiern. Dann folgen sie einem Gebot
der Gesellschaft, das sie ermutigt,
ihre üblichen Beschränkungen und
Heiner Kausch,
Leser
Genuss kennt
keine Rente
Wohl dem, der eine Passion, eine
Leidenschaft hat, oder sogar zwei,
vielleicht sogar drei. Ich kann auch
mit 70-plus Jahren noch genießen,
wenn ich aktiv die Augen schließe
und dann passiv in meiner Lieblingsmusik versinke. Oder wenn ich mein
Segelboot so getrimmt habe, dass
ich von der Naturgewalt Wind über
die Ostsee getrieben auf den Wellen
ins Gleiten gerate. Da rauscht dann
nicht nur das Meer, da rauscht es
Hemmungen hinter sich zu lassen:
„Sei kein Spaßverderber, stoß mit
uns an.“ Nur als gesellige Wesen sind
die Menschen darum glücksfähig,
nicht aber auf sich alleine gestellt,
als lediglich ihren Eigeninteressen
folgende Individuen. Die neoliberale
Postmoderne hat die Menschen an
die Idee gewöhnt, sie würden sich
befreien, wenn sie die Gebote der
Geselligkeit und Solidarität abschütteln. Der zum Genuss einladende
Andere wurde nun wirksam als Gesundheitsgefährdung, Sicherheitsbedrohung, sexueller Belästiger oder
Sozialschmarotzer wahrgenommen.
Die gesamte politische Kraft, die sich
nicht mehr auf die Regulierung der
irrationalen Aktionen auf den Finanzmärkten richtete, wurde nun auf
den vermeintlichen Schutz der Individuen vor Belästigung gerichtet. Befreit wurden sie damit aber vor allem
von ihrer Glücksfähigkeit – und damit letztlich auch von ihrer Freiheit.
auch in mir. Genuss stellt sich bei
mir dann ein, wenn ich durch eine
meiner Leidenschaften in eine Trance gerate, die mich eine Zeit lang
aus dem Alltag entführt und meine
Genusssaiten in Schwingungen versetzen. Da habe ich ihn dann, den
Genuss, der über die Trance hinaus
ein wenig weiter wirkt und mich motiviert, meine Leidenschaften auch
jetzt noch im Alter zu pflegen, soweit
ich dazu in der Lage bin.
Franziska Wolffheim, Leserin
Meditativer Genuss
Man kann Schokolade sehr langsam essen, sozusagen in Zeitlupe.
Man lässt ein Stück auf der Zunge
zergehen, wartet ab, wie es langsam
schmilzt, schmeckt immer wieder hin
und versucht, möglichst genau den
Geschmack zu bestimmen. Blumig,
nussig, karamellig, würzig? Wie hoch
ist der Kakaogehalt? Probiert man erst
ein Stück mit 35 und danach eines mit
75 Prozent Kakao, ist das wie Wech-
selduschen: Der Unterschied ist krass.
Die Spanne zwischen süß und bitter
erweist sich als immens. Man könnte
sogar über den Geschmack von Schokolade meditieren, ganz fokussiert,
ohne währenddessen andere Reize
aufzunehmen. Dabei verstreichen die
Minuten, die Schokolade gibt den
Takt vor, man braucht eben so lange,
bis sie geschmolzen ist. In dieser Zeit
hätte man auch ein e ganze Tafel Schokolade essen können oder sogar zwei.
Aber warum? So ist es doch viel schöner und der Magen ist kaum gestört in
seiner meditativen Ruhe.
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Günter Tissen,
Hauptgeschäftsführer
Wirtschaftliche
Vereinigung Zucker (WVZ)
Zucker – Genuss aus
der Natur
Essen ist mehr als nur die reine Aufnahme von Nahrung. Essen ist Genuss
und lädt dazu ein, Zeit miteinander
zu verbringen. Wir verbinden Essen –
nicht nur in der Advents- und Weihnachtszeit – auch mit ganz individuellen Traditionen. Die gute Nachricht
für alle Genießer: Ein schlechtes Gewissen braucht keiner dabei zu haben,
denn es gibt keine „gesunden“ oder
„ungesunden“ Lebensmittel. Alle haben ihren Platz in einer ausgewogenen
Ernährung – von der Avocado bis zum
Zucker. Auf das richtige Maß kommt
es an. Und dafür gibt es keine allgemeingültigen Regeln. Auch auf einzelne Lebensmittel braucht man nicht zu
verzichten, solange die Gesamtbilanz
von Kalorienaufnahme und -verbrauch
stimmt. Die Energiebilanz ergibt sich
aus dem Vergleich der Energiemenge,
die man über die Nahrung aufnimmt,
mit der Energiemenge, die man verbraucht. Mit dem ganz individuellen
Mix aus Ernährung, Bewegung, Genuss und Lebensstil kann man alles genießen, was einem schmeckt. Denn gerade das Naturprodukt Zucker erweist
sich in der Küche als wahrer Allrounder: Er verbessert den Geschmack, ist
beim Backen einfach unersetzlich und
setzt optische Akzente. Und was wären
so manche traditionellen Speisen und
Bräuche ohne die vielen guten Eigenschaften des Zuckers?
www.schmecktrichtig.de
Sandra Brüggemann, Leserin
Körper und Geist
Auch an kalten Tagen, wenn keine
Sonne auf meine Haut scheinen kann,
braucht mein Körper Balsam. Ich genieße dann die Zeiten in Thermen
oder in der Sauna. Noch mehr kann
ich bei einer Massage entspannen,
wenn selbst meine Füße so durchgeknetet werden, dass eine wohlige Wärme sie durchsteigt. Dann fallen alle
Sorgen von mir und eine innere Ruhe
kehrt ein. Das ist wahrer Genuss.
Dieter Burghaus, Leser
Der feine Unterschied
Genuss setzt die Kenntnis der Grenze zwischen Großzügigkeit und Verschwendung voraus.
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Genuss auf Italienisch.
Das Beste vom Thunfisch – als Salat, mit Pasta,
als Brotaufstrich, in Olivenöl oder einfach pur.