+3 Magazin Dezember 2015 | Page 15

+2 Mojib Latif, Professor für Ozeanzirkulation und Klimadynamik, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Mathe lügt nicht Viele Menschen fragen sich angesichts der Schwierigkeit, verlässliche Wettervorhersagen über mehrere Tage zu erstellen, ob man dann überhaupt die Klimaentwicklung über Jahrzehnte vorhersagen kann. Man muss Wetter von Klima unterscheiden. Als Wetter bezeichnet man die kurzfristigen Geschehnisse in der Atmosphäre, als Klima die gemittelte Entwicklung über längere Zeiträume. Ein Beispiel: Wir wissen ganz sicher, dass der kommende Winter kälter sein wird als der letzte Sommer. Wir wissen jedoch nicht, ob Heiligabend Schnee liegen wird. Ersteres ist eine Klimavorhersage, letzteres eine Wettervorhersage über viele Wochen. Dieses Beispiel ist nicht so trivial wie es auf den ersten Blick erscheint. Warum wissen wir, dass der Winter kälter als der Sommer ist? Weil sich der Sonnenstand ändert. In der Mathematik spricht man von einer Randbedingung. Und Randbedingungen können Ordnung ins Chaos bringen. Auch beim Klimawandel ändert der Mensch eine Randbedingung, die Zusammensetzung der Luft infolge des Ausstoßes sogenannter Treibhausgase wie Kohlendioxid. Das muss zur globalen Erwärmung führen. Wir wissen aber nicht, wie viele Treibhausgase wir in den kommenden Jahrzehnten ausstoßen werden. Deswegen sind auch Vorhersagen im eigentlichen Sinne gar nicht möglich. Wir führen Wenn-Dann-Rechnungen durch. Das erklärt die große Bandbreite in den Ergebnissen, denn sie hängen sehr stark von dem angenommenen Emissionsszenario ab. 15 Erwin Thoma, Leser Erzwungener Wandel Irgendwie machen wir die Augen zu – vor Realitäten, die längst ablaufen. Aber es wird nicht mehr lange dauern und wir haben keine Wahl des freien Handelns mehr. Der Umbau der Wirtschaft und der Industrie in Richtung Kreislaufwirtschaft und CO2-Neutr