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Mojib Latif,
Professor für
Ozeanzirkulation und
Klimadynamik, GEOMAR
Helmholtz-Zentrum für
Ozeanforschung Kiel
Mathe lügt nicht
Viele Menschen fragen sich angesichts der Schwierigkeit, verlässliche
Wettervorhersagen über mehrere
Tage zu erstellen, ob man dann überhaupt die Klimaentwicklung über
Jahrzehnte vorhersagen kann. Man
muss Wetter von Klima unterscheiden. Als Wetter bezeichnet man die
kurzfristigen Geschehnisse in der Atmosphäre, als Klima die gemittelte
Entwicklung über längere Zeiträume.
Ein Beispiel: Wir wissen ganz sicher,
dass der kommende Winter kälter
sein wird als der letzte Sommer. Wir
wissen jedoch nicht, ob Heiligabend
Schnee liegen wird. Ersteres ist eine
Klimavorhersage, letzteres eine Wettervorhersage über viele Wochen.
Dieses Beispiel ist nicht so trivial wie
es auf den ersten Blick erscheint. Warum wissen wir, dass der Winter kälter als der Sommer ist? Weil sich der
Sonnenstand ändert. In der Mathematik spricht man von einer Randbedingung. Und Randbedingungen
können Ordnung ins Chaos bringen.
Auch beim Klimawandel ändert der
Mensch eine Randbedingung, die
Zusammensetzung der Luft infolge
des Ausstoßes sogenannter Treibhausgase wie Kohlendioxid. Das
muss zur globalen Erwärmung führen. Wir wissen aber nicht, wie viele
Treibhausgase wir in den kommenden Jahrzehnten ausstoßen werden.
Deswegen sind auch Vorhersagen im
eigentlichen Sinne gar nicht möglich. Wir führen Wenn-Dann-Rechnungen durch. Das erklärt die große
Bandbreite in den Ergebnissen, denn
sie hängen sehr stark von dem angenommenen Emissionsszenario ab.
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Erwin Thoma, Leser
Erzwungener Wandel
Irgendwie machen wir die Augen zu
– vor Realitäten, die längst ablaufen.
Aber es wird nicht mehr lange dauern und wir haben keine Wahl des
freien Handelns mehr. Der Umbau
der Wirtschaft und der Industrie in
Richtung Kreislaufwirtschaft und
CO2-Neutr