+3 Magazin Dezember 2015 | Page 14

+2 14 › Stephan Articus, Hauptgeschäftsführer Deutscher Städtetag Eine Frage des Fokus Eine nachhaltige Klimaschutz- und Energiepolitik lässt sich am wirkungsvollsten verwirklichen, wenn Energieverbräuche vermieden werden, der Energieeinsatz durch eine effiziente Anlagentechnik vermindert und der Anteil der erneuerbaren Energien an der Energieerzeugung bedeutender wird. Derzeit findet die Energiewende in Deutschland vor allem im Bereich der Energieerzeugung statt. Die Potenziale der Energieeffizienz werden noch nicht ausgeschöpft. Aus Sicht des Deutschen Städtetages sollten daher verstärkt Aspekte der Steigerung der Gerd Eisenbeiß, Leser Kurzsichtige Evolution Mehrheitlich sicher so egal wie seit je her. Denn nie in den letzten hunderttausend Jahren musste der Mensch seine Kurzsichtigkeit in Raum und Zeit in Frage stellen. So hat sich eben sein Hirn und seine Kultur entwickelt. Nun müssten wir alle an ferne Länder in ferner Zukunft denken, ihnen zuliebe auf manches verzichten: das ist ein Bewusstseinsschock! Viele beginnen, das zu verstehen, aber bei nur wenigen führt das bereits zu Änderungen des Verhaltens. Bitter, aber verständlich. Energieeffizienz und der effizienten Wärmeversorgung in den Fokus der politischen Diskussion genommen werden. Viele Städte treiben eine höhere Energieeffizienz in Form von Einzel- und Quartiersanierungskonzepten voran und unterstreichen damit die außerordentliche Relevanz der Energieeffizienz für die Zukunftsfähigkeit von Städten. Mit ihrem eigenen Gebäudebestand sowie dem Wohnungs- und Gewerbegebäudebestand der kommunalen Unternehmen besitzen sie einen wichtigen Hebel, um die Energieeffizienz in ihrem Wirkungskreis zu erhöhen. Wirtschaftliche und technologieoffene Maßnahmen in Energieeffizienz, welche die finanziellen Möglichkeiten der Eigentümer berücksichtigen, können die Energiekosten senken, erhalten die Bausubstanz und sichern Lebensqualität in städtischen Quartieren. Dazu gehört dann selbstverständlich auch eine verbrauchernahe und bedarfsorientierte Energieberatung. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Rainer Scharr, Vorsitzender Deutscher Verband Flüssiggas e.V. Haken: Sie ist Zukunftsmusik. Wenn die Bundesregierung umgehend di e klima- und umweltschädlichen Auswirkungen des Straßenverkehrs verringern will, dann müssen jetzt verfügbare alternative Antriebsarten stärker in die Kraftstoffpolitik integriert werden. Die Kriterien emissionsarm, verfügbar und bezahlbar sollten entscheidend sein. Denn nur was tatsächlich genutzt wird, kann auch wirken. Fahrzeuge mit Autogas leisten einen deutlichen Beitrag zur Verringerung von Emissionen: Der CO2-Ausstoß von Autogas ist in der Gesamtbetrachtung um etwa 21 Prozent geringer als bei Benzin. Eine halbe Million Endverbraucher leisten bereits heute einen bezahlbaren Beitrag zur Reduktion von CO2, Feinstaub und Stickoxiden. Auch im Schwerlastverkehr kann Autogas im Dual-Fuel-Betrieb mit Diesel nachhaltig die Ziele der Bundesregierung bei der Luftreinhaltung unterstützen. Das Jetzt zählt Die Frage sollte lauten: „Was müssen wir jetzt tun, um den Klimawandel zu bremsen?“ Neben der Energiewirtschaft und der Industrie hat vor allem der Verkehrssektor einen hohen Anteil an den Emissionen. Er ist für rund 20 Prozent des klimaschädlichen CO2 verantwortlich – und dieser Sektor konnte den CO2-Ausstoß seit 1990 nicht mindern. Richtig ist es, auf den öffentlichen Nahverkehr oder die Stärkung des Radverkehrs zu setzen. Dennoch wird der Individual- und Güterverkehr weiter bestehen. Hier setzt die Bundesregierung vor allem auf Elektromobilität. Mit nur einem UMFRAGE ZU DEUTSCHLANDS WICHTIGSTEN UMWELTPROBLEMEN 493 IN DEUTSCHLAND BEFRAGTE GEBEN AN, UM WELCHE UMWELTPROBLEME SOLLTEN SICH FÜHRENDE POLITIKER VOR ORT AM DRINGENDSTEN KÜMMERN 50% Luftverschmutzung 49  % Bodenerosionen 40% 4 % 30% 20% Erderwärmung/ Klimawandel 49 % übermäßige Ver­packung von Verbrauchsgütern 42 % 9 % 10% mangelhafte Trinkwasserqualität Anonym, Leser*in 15  %  % 33 Abholzung Emissionen 23 % Abfallprodukte Abreicherung von Bodenschätzen % 18  Der Klimawandel ist ein globales Problem. Eigenverantwortung und Lebensstil müssen subjektiv harmonisiert werden. Das Klima hat sich auf der Erde immer gewandelt und war dadurch der Motor für Veränderung, die Mensch, Tier und Pflanzen nachhaltig betroffen haben. Wir können den Ist-Zustand nicht einfrieren, sollten aber auch nicht die Veränderung künstlich beschleunigen. In diesem Dilemma steht jede Entscheidung. 10 % 27 % Ein echtes Dilemma Artenschutz Wasserverschmutzung Quelle: IPSOS Peter Lemke, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU) Am Ende leiden alle Ein ungebremster Klimawandel gefährdet die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit. Dabei hängt es sehr davon ab, wie stark die Erderwärmung ausfällt. Der Weltklimarat hat folgende Gefährdungslagen identifiziert: Die bisherige anthropogene Klimaerwärmung bedroht bereits heute einige Ökosysteme. Die Gefährdungsrisiken für viele Arten steigen ab zwei Grad erheblich. Beispiele sind das arktische Meereissystem oder Korallenriffe. Klimabedingte Risiken für Wetterextreme wie Hitzewellen, Starkniederschläge und Überschwemmungen von Küstenzonen werden bei einer Erwärmung ab einem Grad als hoch eingeschätzt. In einer um vier Grad wärmeren Welt ist in vielen Regionen mit bisher nicht bekannten Hitzewellen und schweren Dürren zu rechnen. In Regionen niedriger geographischer Breiten und geringem Entwicklungsstand sind die Risiken für eine unverhältnismäßig große Zahl Betroffener allgemein am höchsten. Für die Nahrungsproduktion und die Wasserressourcen ergeben sich bei einer Erwärmung von über zwei Grad für einige Länder hohe Risiken. 
Die Risiken für die Weltwirtschaft und die Biodiversität werden bei einer Erwärmung zwischen einem und zwei Grad als moderat und bei drei Grad als hoch eingeschätzt. Mit steigender Erwärmung besteht für manche physikalischen Systeme oder für manche Ökosysteme das Risiko abrupter und drastischer Änderungen. In Korallenriffen und in der Arktis sind solche unumkehrbaren Regimeübergänge bereits Realität.