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Stephan Articus,
Hauptgeschäftsführer
Deutscher Städtetag
Eine Frage des Fokus
Eine nachhaltige Klimaschutz- und
Energiepolitik lässt sich am wirkungsvollsten verwirklichen, wenn
Energieverbräuche vermieden werden, der Energieeinsatz durch eine
effiziente Anlagentechnik vermindert und der Anteil der erneuerbaren
Energien an der Energieerzeugung
bedeutender wird. Derzeit findet
die Energiewende in Deutschland
vor allem im Bereich der Energieerzeugung statt. Die Potenziale der
Energieeffizienz werden noch nicht
ausgeschöpft. Aus Sicht des Deutschen Städtetages sollten daher verstärkt Aspekte der Steigerung der
Gerd Eisenbeiß, Leser
Kurzsichtige Evolution
Mehrheitlich sicher so egal wie seit je
her. Denn nie in den letzten hunderttausend Jahren musste der Mensch
seine Kurzsichtigkeit in Raum und
Zeit in Frage stellen. So hat sich eben
sein Hirn und seine Kultur entwickelt. Nun müssten wir alle an ferne
Länder in ferner Zukunft denken, ihnen zuliebe auf manches verzichten:
das ist ein Bewusstseinsschock! Viele beginnen, das zu verstehen, aber
bei nur wenigen führt das bereits zu
Änderungen des Verhaltens. Bitter,
aber verständlich.
Energieeffizienz und der effizienten
Wärmeversorgung in den Fokus der
politischen Diskussion genommen
werden. Viele Städte treiben eine
höhere Energieeffizienz in Form von
Einzel- und Quartiersanierungskonzepten voran und unterstreichen damit die außerordentliche
Relevanz der Energieeffizienz für
die Zukunftsfähigkeit von Städten.
Mit ihrem eigenen Gebäudebestand
sowie dem Wohnungs- und Gewerbegebäudebestand der kommunalen Unternehmen besitzen sie einen
wichtigen Hebel, um die Energieeffizienz in ihrem Wirkungskreis zu
erhöhen. Wirtschaftliche und technologieoffene Maßnahmen in Energieeffizienz, welche die finanziellen
Möglichkeiten der Eigentümer berücksichtigen, können die Energiekosten senken, erhalten die Bausubstanz und sichern Lebensqualität in
städtischen Quartieren. Dazu gehört
dann selbstverständlich auch eine
verbrauchernahe und bedarfsorientierte Energieberatung.
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Rainer Scharr,
Vorsitzender
Deutscher Verband
Flüssiggas e.V.
Haken: Sie ist Zukunftsmusik. Wenn
die Bundesregierung umgehend di e
klima- und umweltschädlichen Auswirkungen des Straßenverkehrs verringern will, dann müssen jetzt verfügbare alternative Antriebsarten stärker
in die Kraftstoffpolitik integriert werden. Die Kriterien emissionsarm, verfügbar und bezahlbar sollten entscheidend sein. Denn nur was tatsächlich
genutzt wird, kann auch wirken.
Fahrzeuge mit Autogas leisten einen
deutlichen Beitrag zur Verringerung
von Emissionen: Der CO2-Ausstoß
von Autogas ist in der Gesamtbetrachtung um etwa 21 Prozent geringer als bei Benzin. Eine halbe Million
Endverbraucher leisten bereits heute
einen bezahlbaren Beitrag zur Reduktion von CO2, Feinstaub und Stickoxiden. Auch im Schwerlastverkehr kann
Autogas im Dual-Fuel-Betrieb mit
Diesel nachhaltig die Ziele der Bundesregierung bei der Luftreinhaltung
unterstützen.
Das Jetzt zählt
Die Frage sollte lauten: „Was müssen
wir jetzt tun, um den Klimawandel zu
bremsen?“ Neben der Energiewirtschaft und der Industrie hat vor allem der Verkehrssektor einen hohen
Anteil an den Emissionen. Er ist für
rund 20 Prozent des klimaschädlichen CO2 verantwortlich – und dieser
Sektor konnte den CO2-Ausstoß seit
1990 nicht mindern. Richtig ist es, auf
den öffentlichen Nahverkehr oder die
Stärkung des Radverkehrs zu setzen.
Dennoch wird der Individual- und
Güterverkehr weiter bestehen. Hier
setzt die Bundesregierung vor allem
auf Elektromobilität. Mit nur einem
UMFRAGE ZU DEUTSCHLANDS WICHTIGSTEN UMWELTPROBLEMEN
493 IN DEUTSCHLAND BEFRAGTE GEBEN AN, UM WELCHE UMWELTPROBLEME SOLLTEN SICH FÜHRENDE POLITIKER
VOR ORT AM DRINGENDSTEN KÜMMERN
50%
Luftverschmutzung
49
%
Bodenerosionen
40%
4 %
30%
20%
Erderwärmung/
Klimawandel
49 %
übermäßige
Verpackung von
Verbrauchsgütern
42 %
9 %
10%
mangelhafte
Trinkwasserqualität
Anonym, Leser*in
15
%
%
33
Abholzung
Emissionen
23 %
Abfallprodukte
Abreicherung von
Bodenschätzen
%
18
Der Klimawandel ist ein globales
Problem. Eigenverantwortung und
Lebensstil müssen subjektiv harmonisiert werden. Das Klima hat sich auf
der Erde immer gewandelt und war
dadurch der Motor für Veränderung,
die Mensch, Tier und Pflanzen nachhaltig betroffen haben. Wir können
den Ist-Zustand nicht einfrieren, sollten aber auch nicht die Veränderung
künstlich beschleunigen. In diesem
Dilemma steht jede Entscheidung.
10 %
27 %
Ein echtes Dilemma
Artenschutz
Wasserverschmutzung
Quelle: IPSOS
Peter Lemke,
Mitglied des
Wissenschaftlichen Beirats
der Bundesregierung für
Globale Umweltveränderungen (WBGU)
Am Ende leiden alle
Ein ungebremster Klimawandel
gefährdet die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit. Dabei
hängt es sehr davon ab, wie stark die
Erderwärmung ausfällt. Der Weltklimarat hat folgende Gefährdungslagen identifiziert: Die bisherige anthropogene Klimaerwärmung bedroht
bereits heute einige Ökosysteme. Die
Gefährdungsrisiken für viele Arten
steigen ab zwei Grad erheblich. Beispiele sind das arktische Meereissystem oder Korallenriffe. Klimabedingte Risiken für Wetterextreme wie
Hitzewellen, Starkniederschläge und
Überschwemmungen von Küstenzonen werden bei einer Erwärmung ab
einem Grad als hoch eingeschätzt. In
einer um vier Grad wärmeren Welt
ist in vielen Regionen mit bisher
nicht bekannten Hitzewellen und
schweren Dürren zu rechnen.
In Regionen niedriger geographischer Breiten und geringem Entwicklungsstand sind die Risiken für
eine unverhältnismäßig große Zahl
Betroffener allgemein am höchsten.
Für die Nahrungsproduktion und
die Wasserressourcen ergeben sich
bei einer Erwärmung von über zwei
Grad für einige Länder hohe Risiken. Die Risiken für die Weltwirtschaft und die Biodiversität werden
bei einer Erwärmung zwischen einem und zwei Grad als moderat und
bei drei Grad als hoch eingeschätzt.
Mit steigender Erwärmung besteht
für manche physikalischen Systeme
oder für manche Ökosysteme das Risiko abrupter und drastischer Änderungen. In Korallenriffen und in der
Arktis sind solche unumkehrbaren
Regimeübergänge bereits Realität.