+2
12
Saúl Luciano Lliuya,
peruanischer Klimakläger
David gegen Goliath
Als Bergführer und Kleinbauer lebe
ich in den peruanischen Hochanden
eng mit der Natur zusammen. Ich
sehe, dass sich viel auf Mutter Erde
verändert. Ich frage schon längere Zeit
nach den Verursachern der dramatischen Gletscherschmelze in meiner
Heimat. Ich sehe mit großer Sorge,
dass das Wasser in den Gletscherseen immer mehr ansteigt. Oberhalb
meiner Heimatstadt Huaraz staut
sich im Palcacocha-Gletschersee eine
so große Wassermasse auf, dass der
See jederzeit überfluten könnte. Viele
Menschen sind bedroht. Durch glück-
liche Umstände habe ich vor mehreren Monaten eine deutsche Umweltorganisation kennengelernt, die mir
viel erklären und Kontakte herstellen
konnte, auch zu meiner heutigen Anwältin. Ich habe nämlich gerade beim
Landgericht in Essen eine in ihrer
Art in der Welt einmalige Klimaklage gegen den größten europäischen
Produzenten von Klimagasen, RWE,
eingereicht. Ich will mit diesem Musterprozess erreichen, dass dieser Konzern anteilig für seine Mitschuld am
Klimawandel von den Richtern zur
Verantwortung gezogen wird. Damit
durch entsprechende, von RWE mitfinanzierte Schutzmaßnahmen oben
am See mein Haus und die Häuser
meiner Nachbarn abgesichert werden.
Die Politik sollte gemeinsame internationale Regeln schaffen, damit die
besonders vom Klimawandel betroffenen Menschen nicht alle einzeln klagen müssen. Es muss Klimagerechtigkeit geben. Mir ist das nicht egal! Wir
alle sollten uns mutig einmischen!
Roland Dopfer, Leser
Er ist schon da
Die meisten Menschen haben nicht
erkannt oder wollen nicht realisieren,
was für Probleme da auf uns zukommen. Betrifft uns ja nicht mehr, also
machen wir so weiter wie bisher. Die
Temperaturen dieses Jahr, die Wasserknappheit im Moment könnten
noch ein Weilchen andauern, so dass
auch der letzte am eigenen Körper
verspürt, dass der Klimawandel bereits voll im Gange ist. Vielleicht hilft
es ja weiter, wenn es wieder einmal
Verbote gibt, den Garten zu wässern
und das Auto zu waschen, wie in
Amerika bereits mehrfach praktiziert.
Joseph Grohtler, Leser
Ski unheil
Wer wie wir vom Wintersport lebt,
den schaudert es schon bei den Prognosen. Das betrifft zum einen ganz
direkt die Frage, wie viel Schnee man
jeweils im Winter noch bekommen
mag, zum anderen herrscht aber auch
eine große Unsicherheit, wie weit Investoren weiterhin ihr Geld in die Erneuerungen der Wintersportanlagen
stecken werden. Denn ohne weitere
Investitionen können ganze Skigebiete dichtmachen.
Reinhard Lindenhahn, Leser
Schwarze Peter überall
Es hat schon etwas Widersinniges:
Je wärmer es wird, desto dicker wird
unser Fell gegen den drohenden Klimawandel. Kaum sind die Medien voll
von irgendwelchen aktuellen Ereignissen, schon geraten die wirklich lebensbedrohlichen Entwicklungen auf
dieser Erde aus dem Blickfeld. Es ist
so bequem, in dem Sinne unmündig zu
sein, dass man die Verantwortlichkeiten den Politikern und den multinatio-
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Maik Butzbach,
Vorstand
NFN AG – Nachhaltiges
Finanznetzwerk
Klimafreundliche
Investments
Die Auswirkungen des Klimawandels auf Megacities, wie aktuell
in Peking zu sehen, begegnen uns
weltweit in verschiedenen Facetten.
Überschwemmungen und Smog
prägen diese Bilder. Regenzeiten
sind seit zehn Jahren in Afrika nicht
mehr zeitlich kalkulierbar, Dürre
und Hungersnot breiten sich aus.
Banken, Versicherer und Vermögensverwaltungen investieren nach
wie vor ungefiltert weltweit in wenig zukunftsfähige Branchen wie
die Kohleindustrie. Über deutsche
Unternehmen wird derzeit ein Koh-
IHR PERSÖNLICHER BEITRAG
1,4 t
1,4 t
1,1 t
Ernährung
Privatfahrzeuge
1,7 t
Heizung
Emissionen pro
Bundesbürger,
in CO2-Äquivalent
Gesamt
11 Tonnen
3,8 t
Konsum
öffentliche
Emissionen
1,0 t
Flugverkehr
0,7 t
Strom
0,1 t
öffentlicher
Personennahverkehr
Quelle: IFEU 2013 & Umweltbundesamt
Sigrid Schulze, Leserin
Verschobene Maßstäbe
Den Klimawandel zu ignorieren ist
das Ergebnis fehlenden Wissens um
Zusammenhänge in der Natur. Dies
kann ganz konkret verstanden werden, da sich die Menschen in Industrienationen kaum noch als einen Teil
der Natur begreifen, ist aber auch im
übertragenen Sinn gemeint, da sich
viele der eigenen Bequemlichkeiten
und Muster, der „eigenen Natur“ zu
wenig bewusst sind. Die Fragen danach, wie meine Urgroßeltern gelebt,
sich ernährt, gekleidet, gepflegt und
Patrick Graichen,
Direktor von
Agora Energiewende
Scheinbar weit weg und
doch ganz nah
Maximale Pro-Kopf-Emissionen, um die 2°-Grenze einzuhalten: 1 Tonne.
nalen Konzernen gibt. Dabei gilt heute
mehr denn je ein Satz von Bertrand
Russell: „Keiner machte je einen größeren Fehler als jener, der nichts tat,
weil er nur wenig tun konnte.“
lekraftwerk in Griechenland finanziert und gebaut. Daher bieten wir
vom nachhaltigen Finanznetzwerk
NFN AG Lösungen an, die direkte
und in direkte Auswirkungen auf den
Klimaschutz haben. Dies gelingt, da
wir bei allen Investitionen den ÖkoFilter setzen. Möglich wird dadurch
sowohl eine nachhaltige betriebliche
Altersvorsorge für Unternehmen
als auch eine ökologisch-ethische
Vermögensverwaltung für Privatpersonen. Klimafreundliche direkte
Investitionen in Solaranlagen mit
Abschreibungsvorteilen lenken Steuergelder um. Denn derzeit lagern
Energieversorger ihre Kohle- und
Atomkraftwerke in „Bad Energieversorger“ aus und werden die Kosten
mittelfristig über Steuergelder sozialisieren. Nicht mit uns – wir wollen
es selbst bestimmen!
dabei ein für ihr Verständnis gutes,
verantwortungsvolles Leben geführt
haben, kann ein Korrektiv für eigene
Gewohnheiten sein. Das Gleiche gilt
für die Frage, wie Menschen in einer
anderen Klimazone ein gutes, verantwortungsvolles Leben gestalten und
für Nachhaltigkeit sorgen. Wir verstehen den Menschen zunehmend als ein
Objekt der Mode oder als Akteure der
Geldwirtschaft, nicht als Teil einer zu
respektierenden und zu schützenden
Natur. Wer sich Essen bestellte, wer
kochen oder liefern ließ, war früher ein
mächtiger, reicher Mensch. Durch das
Internet beschäftigen wir heute, ohne
mächtig und reich zu sein, die ganze
Welt zur Befriedigung unserer Bedürfnisse. Sind wir so weltbewegend? Natürlich nicht! Und trotzdem üben wir
Macht aus, zerstören Ökonomien und
betreiben enormen Aufwand mit uns!
Wo bleibt die Fantasie, der Wille zur
Freiheit, zur Unabhängigkeit?
Das Diskrepanzproblem des Klimawandels ist, dass die Verursacher
nicht die Leittragenden sind. Die
Verursacher, das sind wir – indem
wir Benzin, Kohle und Gas verbrennen. Die Leittragenden sind jene,
die dort wohnen, wo es durch den
Klimawandel immer weniger Regen
und immer mehr Dürren gibt. Und
es sind künftige Generationen, die
einer Welt mit steigendem Meeresspiegel, noch schlimmeren Dürren
und noch stärkeren Stürmen entgegenleben. Weil für uns Verursacher die Leidtragenden weit weg
scheinen, kümmern wir uns nicht
genug um das Problem. Das ist eine
Täuschung. Denn Dürren führen zu
Missernten – und treiben Menschen
in die Flucht. Das steckt auch hinter
der Massenflucht aus Syrien: Dem
dortigen Krieg ist eine vierjährige
Rekorddürre vorausgegangen. Sie
hat mehr als eine Million Bauern
und Hirten in die Städte getrieben.
Doch das Regime war unfähig, den
Klimaflüchtlingen Lohn und Brot
zu geben. Und auf einmal steht der
Klimaflüchtling vor unserer Tür und
begehrt Einlass. Ähnlich verhält es
sich bei den künftigen Generationen.
Bis 2050 soll die Dekarbonisierung
weitgehend vollzogen sein, so das
Ziel der großen Industriestaaten.
Das erscheint weit weg, doch wenn
man die Perspektive seiner Kinder
einnimmt, ändert sich alles. Meine
Zwillinge sind im Jahr 2050 so alt
wie ich jetzt: 43. So rückt 2050 ganz
nah an einen heran. Der Klimawandel steht direkt vor uns, wir müssen
nur die Augen öffnen, ihn sehen –
und handeln.