+3 Magazin Dezember 2015 | Page 10

+2 10 WIE EGAL IST UNS DER KLIMAWANDEL? WIR FRAGEN: ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] Die globale Durchschnittstemperatur ist seit Beginn der Industrialisierung bereits um ein Grad Celsius gestiegen. Quelle: Meteorological Office UK © Christophe d'Yvoire/Sygma/Corbis Miguel Arias Cañete, EU-Kommissar für Klimapolitik und Energie Die Wende ist Chefsache Für die EU kann ich sagen: Wir stehen dem Klimawandel absolut nicht gleichgültig gegenüber. Ganz im Gegenteil: Ihn zu bekämpfen, ist eine unserer wichtigsten politischen Aufgaben und eine der strategischen Prioritäten der neuen EU-Kommission unter Präsident Jean-Claude Juncker. Auch die europäische Bevölkerung ist sich der negativen Effekte der Erderwärmung sehr bewusst – nicht zuletzt, weil wir alle die Auswirkungen des Klimawandels in den immer häufigeren Dürren, Überschwemmungen, Lauffeuern und extremen Wetterphänomenen spüren. Um den Klimawandel zu verhindern, brauchen wir die gründliche Dekarbonisierung der europäischen Wirtschaft und die vollständige Transition zu einem nachhaltigen und klimafreundlichen Energiemodell. Das ist kein Hindernis für wirtschaftliches Wachstum: Seit 1990 haben wir Europäer unsere Emissionen um 23 Prozent gesenkt, und unser Bruttoinlandsprodukt ist um 46 Prozent gestiegen. Wir haben bereits eine ambitionierte „europäische Energiewende“ begonnen . Bis 2030 wollen wir unsere Treibhausgasemissionen um mindestens 40 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren, unsere Energieeffizienz um mindestens 27 Prozent steigern und den Anteil an erneuerbaren Energien auf mindestens 27 Prozent unseres Energieverbrauchs erhöhen. Wir sind auf einem guten Weg, diese Ziele zu erreichen. Martina Witten, Leserin Nur heiße Luft? Von der drohenden Klimakatastrophe wird immer wieder gesprochen, aber es folgen kaum Handlungen. Das Sparen von Energie wird nicht belohnt. Im Gegenteil: Je mehr Strom und Gas ein Haushalt verbraucht, desto günstiger ist der Tarif. Fassaden, Denkmäler und Straßen werden oft die ganze Nacht beleuchtet, vom Lichtermeer des Einzelhandels ganz zu schweigen. Es ist schick im Straßenrestaurant im Freien zu dinieren – natürlich auch, wenn es dafür eigentlich zu kalt ist, dafür gibt es ja Heizpilze. Es ist auch billiger und bequemer, mit dem eigenen Auto zu fahren. Konsequent kostenloser engmaschiger Nahverkehr würde die Abgasemissionen in den Ballungszentren deutlich mindern. Elektroautos sind keine dauerhafte Lösung, schließlich muss der Strom auch produziert werden. Es müssten in den Städten mehr Radwege und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen werden, damit die Radfahrer gefahrlos ihr Ziel erreichen. Viele Lebensmittel in den Supermärkten werden durch die ganze Bundesrepublik gekarrt, frisches Obst, exotische Früchte und Blumen gelangen als Luftfracht zu uns. Ist es nicht an der Zeit, dass mehr vor Ort produziert und regional vermarktet wird? Kritisch sehe ich auch, dass viele unserer alten Autos, die die Abgasnormen nicht mehr erfüllen, in ärmere Länder exportiert werden. Ist uns der Klimawandel wirklich egal? Ist uns eine intakte Natur nur vor unserer eigenen Haustür wichtig?