+3 Magazin Dezember 2012 | Page 10
International
10
Dezember 2012
Italien:
Die Entdeckung der Langsamkeit
Zahlen
Durchschnittliche Zeit, die ein Deutscher
pro Tag mit Essen und Trinken verbringt, in Minuten
105
Durchschnittliche Zeit, die ein US-Amerikaner
pro Tag mit Essen und Trinken verbringt, in Minuten
74
Menschen, die in Deutschland mindestens einmal
pro Woche in einem Schnellrestaurant essen, in Prozent
4,4
Menschen, die in den USA mindestens einmal
pro Woche in einem Schnellrestaurant essen, in Prozent
Wohin man auch geht, irgendwo leuchtet ein gelbes „M“. Das war Mitte der 1980er Jahre noch anders. Dann, 1986,
sollte das erste McDonalds-Restaurant Italiens in Rom unterhalb der Spanischen Treppe eröffnet werden. Es kam zu
Protesten. Köche bauten vor dem Laden ihre Stände auf, gaben Pasta und Wein aus. Die Geburtsstunde der „Slow
Food“-Bewegung war ein Protest gegen den kleinsten gemeinsamen Nenner: Fast Food.
„Vor hundert Jahren standen 100 bis 120 verschiedene Arten von Nahrungsmitteln auf dem Speisezettel, heute
sind es höchstens zehn bis zwölf“, sagt „Slow Food“-Gründer Carlo Petrini. Inzwischen hat die Organisation mehr als
80.000 Mitglieder, die sich in Regionalgruppen, den Convivien, gliedern. Sie wollen längst vergessene Obst- und Gemüsesorten wieder einführen. Etwa lila Artischocken oder den roten Weinbergpfirsich. „Dem Essen seine kulturelle
Würde zurückgeben“, formuliert Petrini das Ziel der Bewegung. Heute findet man kaum einen Supermarkt, der nicht
mit dem Verkauf regionaler Produkte wirbt. Nur sind die meist teuer. „Ärmere Menschen bekommen schlechteres
Essen“, stellt Petrini fest und fordert, Bio-Produkte aus der Nische zu holen und allen zugänglich zu machen.
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Quelle: Statista, OECD, Pew Research Center
Es war ein teures Vergnügen. 1.000 US-Dollar
im Monat musste Anfang der Nullerjahre
zahlen, wer in Kenia mit einem Modem das
Internet nutzte. Heute kostet ein neues Mobiltelefon mit dauerhaftem Internet-Zugang
monatlich weniger als 20 US-Dollar. Die Zahl
der Nutzer des größten kenianischen Kommunikationsdienstleisters Safaricom stieg
zwischen 2000 und 2010 um das 500-fache.
Inzwischen nutzen 77 Prozent der Kenianer
Mobiltelefone.
Das Handy löst viele Probleme in Kenia. Die
Smartphone-App „Medkenya“ enthält Gesundheitstipps für die Bürger und verbindet
die Patienten mit ihren Ärzten. Im vergangenen Jahr wurde „Medkenya“ mit einem
mit 25.000 US-Dollar dotierten Förderpreis
ausgezeichnet.
Die Apps beeinflussen viele Gesellschaftsbereiche. So entwickelt die Schweizer Stiftung
Biovision derzeit eine App, die kenianischen
Bauern dabei helfen soll, eine nachhaltige
Landwirtschaft zu etablieren. Kenia, das am
südlichen Rand des Horns von Afrika liegt,
war immer wieder Opfer von Hungersnöten.
Die mobile Revolution könnte das ändern.
Zahlen
Festnetzanschlüsse in Deutschland, 2011 51.800.000
Festnetzanschlüsse in Kenia, 2011
283.500
Mobiltelefone in Deutschland, 2011
108.700.000
Mobiltelefone in Kenia, 2011
29.981.000
Quelle: CIA World Factbook
© Ocean/Corbis
Kenia:
Die mobile Revolution
China: Im Reich des Mittelstands
In China kann man nicht mehr über die
Straße gehen, ohne einen deutschen Luxuswagen zu sehen. Die Volksrepublik ist der
größte Absatzmarkt weltweit sowohl für
Porsche, als auch für BMW. Letztere eröffneten in diesem Jahr ihr zweites Werk in
Shenyang. Im Schatten der großen erobern
auch kleine deutsche Unternehmen das
Reich der Mitte. Denn die Konzerne wollen
und können nicht auf die Präsenz ihrer Zulieferer vor Ort verzichten.
Doch nicht nur die Automobil-Konzerne
setzen auf den Mittelstand. Deutsche
Produkte sind in China beliebt. Begehrt seien
Zahlen
Größe der Volksrepublik China, in Km²
Größe der Europäischen Union, in Km²
Geteerte Straßen in der Volksrepublik China, in Km
Geteerte Straßen in der Europäischen Union, in Km
Quelle: CIA World Facebook
sie wegen ihrer Innovation und Qualität, sagt
die Chefin der Deutschen Handelskammer in
Peking Alexandra Voss. Sie glaubt, dass die
Nachfrage insbesondere nach hochwertiger
Medizin- und Umwelttechnik weiter steigen
wird. Eine eigene Branche kümmert sich um
Neuankömmlinge. Etwa das German Centre in Peking. Dessen Leiter Jörg Höhn begleitete bisher knapp 250 Unternehmen in
den chinesischen Markt. Aber es gibt auch
Zurückhaltung: Aus Angst vor Patentdiebstahl produzieren viele Unternehmen sensible Teile in Deutschland und exportieren
sie dann nach China.
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