+3 Magazin August 2020 | Page 9

Anzeige FISCHBESTÄNDE NACHHALTIG NUTZEN Wildfisch ist nährstoffreich und hat einen niedrigen CO 2 -Fußabdruck. Vor allem jedoch kann Wildfisch einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der Weltbevölkerung leisten, denn: Wildfisch ist eine natürlich nachwachsende Ressource. Doch genau hier liegt die Crux: Wildfisch kann nur dann natürlich nachwachsen, wenn er nicht überfischt wird. – der mit Abstand meistverkaufte Thunfisch in Deutschland – ist in keinem der drei Ozeane überfischt. Ein Freibrief zum unbedarften Thunfischkonsum ist das jedoch nicht: Denn auch dort, wo es keine Überfischung gibt, ist der Thunfischfang risikobehaftet – vom Problem des Beifangs anderer Meerestiere bis zum Problem der illegalen Fischerei. Um diese Herausforderungen in den Griff zu bekommen, brauchen wir nachhaltige Fischereien, die ihre Fanggeräte technisch weiterentwickeln, sich an Befischungsregeln halten und wo nötig auch weniger Fisch fangen. Und wir brauchen Instanzen, die dies durchsetzen und überprüfen. Das MSC-Programm ist hier ein möglicher Weg. Es bekämpft die illegale Fischerei, stellt sicher, dass die zertifizierten Fischereien nachhaltig arbeiten und kontrolliert die Lieferkette, damit wirklich nur nachhaltig gefangener Fisch als solcher gekennzeichnet und verkauft wird. Andrea Harmsen, Marine Stewardship Council (MSC) 34 Prozent aller Fischbestände sind überfischt. Mit dem Wachstum der Weltbevölkerung wird auch der Druck auf diejenigen Bestände steigen, die derzeit laut Welternährungsorganisation FAO optimal befischt werden. Wollen wir zukünftigen Generationen intakte Fischbestände hinterlassen, müssen wir also mit Hochdruck dafür sorgen, dass sich Schutz und Nutzung der Meere die Balance halten und Nachhaltigkeit zum weltweiten Standard in der Fischerei wird. Für den Thunfisch gilt dies in besonderem Maße, denn mit keinem anderen Fisch wird weltweit so viel Umsatz gemacht wie mit den sieben kommerziell genutzten Thunfischarten. Auch in Deutschland ist der Thunfisch in den letzten Jahren auf Platz drei der Beliebtheitsskala geklettert – nur Lachs und Alaska Seelachs essen wir häufiger. Vor diesem Hintergrund überrascht es vielleicht, dass 15 der weltweit 23 kommerziell genutzten Thunfischbestände nach übereinstimmender Expertenauffassung in einem guten Zustand sind. Der Echte Bonito beispielsweise VERKAUFSANTEIL NACHHALTIGER THUNFISCHPRODUKTE IN DEUTSCHEN SUPERMÄRKTEN 77% des in Deutschland verkauften Thunfischs kommt ohne kontrollierte Nachhaltigkeit und gesicherte Rückverfolgbarkeit auf den Tisch. Der Schwachpunkt sind dabei die preisgünstigen Dosenprodukte. 23% 2019, in Prozent DREI TIPPS FÜR DEN THUNFISCH-KAUF Schauen Sie nicht nur auf den Preis! Thunfisch ist eine wertvolle Ressource. Und Nachhaltigkeit gibt es nicht umsonst. Sie erfordert Investitionen, Veränderungen und Kontrollen. Mit Ihrer Entscheidung für MSC-zertifizierte Produkte belohnen Sie nachhaltige Fischereien. Stellen Sie die richtigen Fragen! Zum Beispiel: „Woher kommt mein Thunfisch? Wie wurde er gefangen?“ Das MSC-Siegel bietet hier eine verlässliche Orientierung. Behalten Sie den Überblick! Die Flut der Siegel ist verwirrend. Informieren Sie sich, von wem und wofür ein Siegel verliehen wurde. Teils zeichnen Hersteller und Händler Produkte mit eigenen Siegeln aus, teils sind Kriterien und Zertifizierungsprozesse unklar. Mehr im MSC Thunfisch-Bericht unter: www.msc.org Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei und Mitglied im Internationalen Rat für Meeresforschung Welchen Vorteil hat Fischfang für die Umwelt? Wann immer wir Menschen in das Ökosystem eingreifen oder Ökosysteme nutzen, haben wir erstmal einen negativen Einfluss. Und genau wie an Land müssen wir uns auch im Meer bemühen, diesen negativen Einfluss zu minimieren. Dessen unbenommen hat die Nutzung von Wildfisch einige ökologische Vorteile. Einer der ganz wesentlichen Vorteile ist, dass Fisch ein Kaltblüter ist – er benötigt also relativ wenig Energie, um seine Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Stattdessen kann er Nahrungsenergie in Körperwachstum und damit, aus menschlicher Sicht, in die Produktion von wertvollen Proteinen umsetzen. Das unterscheidet ihn von den meisten Tieren, die wir sonst verzehren. Auch wenn man sich weitere Parameter anguckt, also Überdüngung, CO 2 -Ausstoß, Energieverbrauch und so weiter, ist Wildfisch als Lieferant für Proteine ökologisch im Vorteil gegenüber Schweinen, Hühnern und Rindern. Auf eine vereinfachte Formel gebracht: Der ökologische Fußabdruck eines Rindersteaks ist achtmal so groß wie der eines Wildlachs-Steaks! GUTE ALTERNATIVE Fisch hat eine deutlich bessere Klimabilanz als Fleisch Der CO 2 -Fußabdruck eines Rindersteaks ist achtmal so groß wie der eines Wildlachssteaks gleichen Gewichts. 8xCO 2 1 xCO 2 Sollten wir noch Fisch essen? Verbraucher müssen nicht auf Fisch verzichten. Wenn man das differenzierter betrachten möchte, dann ist es gut, wenn man den Fischhändler seines Vertrauens intensiv befragt, wo ein Fisch herkommt. Tatsache ist allerdings, dass es nun mal mindestens 30 verschiedene Fangmethoden und 100 verschiedene Fanggebiete gibt. Man müsste ein wahrer Fischereiexperte sein, um den Fisch, den man dann auf dem Teller hat, wirklich bewerten zu können. Glücklicherweise gibt es eine Möglichkeit, genau das auszulagern und an Experten zu übergeben, die dann anhand eines komplexen Standards prüfen, ob eine Fischerei tatsächlich nachhaltig ist oder nicht. Der MSC, der Marine Stewardship Council, hat einen solchen Standard vor mehr als 20 Jahren entwickelt und verbessert ihn immer weiter. Das scheint gut zu funktionieren.