+3 Magazin August 2020 | Page 6

6 +1 › Thomas Geuder, Leser Genug ist genug Es müsse immer aufwärts gehen, höher, schneller und weiter. So haben es viele bereits als Kind beigebracht bekommen. Grundsätzlich ist das kein schlechter Ansatz, denn sich weiterentwickeln zu wollen, ist in einem freiheitlich-demokratischen Land absolut legitim. Aber es gibt Grenzen, die den Bereich des Sinnvollen abstecken. Das Zauberwort dabei: die Suffizienz, ein Begriff, der mit der vielzitierten Einschränkung nicht viel gemein hat. Im Gegenteil: Wer suffizient lebt, fragt sich nicht, was möglich, sondern was tatsächlich nötig ist. Ich kenne das aus meiner beruflichen Arbeit an Themen aus der Architektur und der Bautechnik sehr gut: Müssen es etwa 80 Quadratmeter Wohnraum pro Person sein oder genügen auch 40? Müssen Ressourcen zur Beheizung ineffizient verbrannt werden oder geht das auch mit regenerativer Energie, die direkt am Haus erzeugt wird? Auch in Stadt und Verkehr gibt es dafür Beispiele: Muss es ein PS-starker SUV sein, wenn man ausschließlich in der Stadt unterwegs ist? Jeder und jede kann selbst herausfinden, was er oder sie wirklich braucht. Dabei sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und zu bleiben, ist nicht immer einfach. Die Reduktion auf das benötigte Maß aber lohnt sich, denn sie verschafft viel Raum für neue Ideen. Ich behaupte sogar: Wer nach dem Prinzip der Suffizienz lebt, lebt glücklicher. Probieren Sie es aus. Die Zeit ist reif Olaf Bandt, Vorsitzender Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Mit Covid-19 zeigt sich wie unter einem Brennglas, wie schnell unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem an seine Grenzen stößt. Die Krise gibt uns einen Vorgeschmack darauf, was mit den fatalen Folgen der Klimakrise, unseres Ressourcenverbrauchs und des Artensterbens auf uns zukommt. Doch gesellschaftliche Einstellungen haben sich geändert: Nachbarschaft und solidarisches Miteinander erfahren neue Wertschätzung. Städtische Erholungsräume gewinnen an Bedeutung, genau wie nachhaltige Mobilität: Fahrradläden blieben als Geschäfte des „täglichen Bedarfs“ geöffnet und Städte schufen kurzfristig neue breite KLIMABILANZ Der CO 2 -Fußabdruck eines Durchschnitts-Deutschen 38% Konsumgüter Fahrradwege. Auch die Versorgung mit Produkten und Lebensmitteln aus der Region erscheint in neuem Licht. Und der Sommerurlaub findet in der Nähe statt – die Zahl der Passagierflüge in Europa lag im Juli nur bei einem Drittel des Vorjahresaufkommens. Jetzt gilt es, Bewährtes zu verstetigen: mit weniger Ressourcenverbrauch und einem guten Leben. Doch das geht nur mit den entsprechenden politischen Rahmenbedingungen. Es ist Zeit für 19% Mobilität 7% Strom 6% Öffentliche Emissionen 15% Heizung 15% Ernährung Quelle: BMU eine konsequente Energiewende, den Kohleausstieg bis 2030 und den Ausbau der erneuerbaren Energien – mit Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger. Zeit für eine flächendeckende Mobilitätswende – mit sicheren und machbaren Alternativen zu Pkw und Flugzeug. Und Zeit für eine Abkehr vom „immer mehr“ – für eine Wirtschaft mit sicherer Arbeit, Teilhabe und Anerkennung im Rahmen unserer planetaren Grenzen. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE „PLASTIK IST NICHT SO SCHLECHT WIE SEIN RUF“ WiPak will bis 2025 klimaneutral produzieren. Sie stellen Plastikverpackungen her, wie soll das funktionieren? Zunächst mal: Wir verwenden für unsere Produkte zum Beispiel zunehmend Zellulose aus FSC-zertifizierten Wäldern anstatt Rohöl, den sonst üblichen Grundstoff für Plastik. Dies ist nur ein Beispiel von vielen. Aber selbst konventionell hergestellte Verpackungen sind kein Teufelswerk. Plastik ist nicht so schlecht wie sein Ruf. Das liegt auch daran, dass in der Diskussion wichtige Aspekte ausgeblendet werden: Glas zum Beispiel ist so schwer, dass der ökologische Fußabdruck beim Transport eine echte Katastrophe ist. Wer also wirklich etwas am Status quo ändern möchte, muss sich das Gesamtbild anschauen und die richtigen Schlüsse ziehen. Genau das haben wir gemacht. Und was bedeutet das konkret? Wir kennen den CO 2 -Fußabdruck jeder einzelnen Stellschraube in unserem Unternehmen, angefangen bei den Dienstreisen der Mitarbeiter bis hin zum letzten Produktionsschritt. Und weil wir so genau Bescheid wissen, können wir den Hebel an den richtigen Stellen ansetzen: Grüner Strom in unseren Werken und eine CO 2 -Bemessungsgrundlage für jedes Produkt sind natürlich die ersten sichtbaren Schritte. Wir haben aber zum Beispiel unsichtbare Barcodes, die wir Kunden zur Verfügung stellen können, die deutlich effizienter ausgelesen werden können als herkömmliche Codes. Diese ermöglichen zum Beispiel ein effektiveres Sortieren im Recycling, aber auch ein bis zu sechsmal schnelleres Auschecken an der Kasse. Am wichtigsten ist aber natürlich immer noch die Materialentwicklung selbst, und da passiert gerade wahnsinnig viel. Was gibt es denn im Bereich Plastik noch zu verbessern? Jede Menge, die Entwicklung von Plastikverpackungen macht gerade ähnlich große Fortschritte wie der Schub bei den Solaranlagen vor 20 Jahren: Woodly beispielsweise ist ein plastikähnliches Material, das aber bis zu 80 Prozent aus Zellulose besteht. Und Standbeutel für Babynahrung können wir bereits bis zu 87 Prozent klimaneutral herstellen. Aber wir können in vielen Bereichen noch effizienter werden, wie das Chemical Recycling zeigt. Und nicht nur dort – auch das herkömmliche mechanische Recycling hat noch viel Luft nach oben. Allerdings brauchen wir noch ein stärkeres Bewusstsein für die Notwendigkeit von Recycling – und dabei ist die Politik gefragt. Wie meinen Sie das? Momentan hat jedes der 27 EU-Länder eigene Recyclinggesetze, teilweise ist das sogar in den einzelnen Staaten regional unterschiedlich geregelt. Das ist ein massiver Flickenteppich, der reguliert werden muss, um Anreize zu schaffen, auch wirklich zu recyceln. Ein richtiges Signal finde ich an dieser Stelle die Plastiksteuer, die 2021 EU-weit eingeführt wird und Kunststoff bepreist. Es ist ja auch nicht so, als ob es keine Alternativen gäbe: Wir haben die Lösungen für voll recycelbare Materialien bereits seit zehn Jahren in der Schublade. Und wie sehen die aus? Es gibt keinen Grund dafür, dass Verpackungen nicht zu 100 Prozent recycelbar sind – nur mangelnden Willen und die irrationale Angst vor zu hohen Kosten. Dabei sind die im Vergleich verschwindend gering, im Schnitt gerade mal 1,5 Prozent der Gesamtkosten des verpackten Produkts. Es geht also in den meisten Fällen gerade mal um Mehrkosten von ein paar Cent, wenn überhaupt – ein geringer Preis für eine saubere Umwelt. Erfahren Sie mehr auf: www.wipak.com/de/ueber-uns/unser-nachhaltigkeitsansatz Hery-Christian Henry, Leiter der Abteilungen Marketing, Kommunikation und Nachhaltigkeit