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Thomas Geuder,
Leser
Genug ist genug
Es müsse immer aufwärts gehen, höher,
schneller und weiter. So haben
es viele bereits als Kind beigebracht
bekommen. Grundsätzlich ist das
kein schlechter Ansatz, denn sich
weiterentwickeln zu wollen, ist in
einem freiheitlich-demokratischen
Land absolut legitim. Aber es gibt
Grenzen, die den Bereich des Sinnvollen
abstecken. Das Zauberwort
dabei: die Suffizienz, ein Begriff, der
mit der vielzitierten Einschränkung
nicht viel gemein hat. Im Gegenteil:
Wer suffizient lebt, fragt sich nicht,
was möglich, sondern was tatsächlich
nötig ist. Ich kenne das aus meiner
beruflichen Arbeit an Themen aus
der Architektur und der Bautechnik
sehr gut: Müssen es etwa 80 Quadratmeter
Wohnraum pro Person
sein oder genügen auch 40? Müssen
Ressourcen zur Beheizung ineffizient
verbrannt werden oder geht das
auch mit regenerativer Energie, die
direkt am Haus erzeugt wird? Auch
in Stadt und Verkehr gibt es dafür
Beispiele: Muss es ein PS-starker
SUV sein, wenn man ausschließlich
in der Stadt unterwegs ist? Jeder und
jede kann selbst herausfinden, was er
oder sie wirklich braucht. Dabei sich
selbst gegenüber ehrlich zu sein und
zu bleiben, ist nicht immer einfach.
Die Reduktion auf das benötigte Maß
aber lohnt sich, denn sie verschafft
viel Raum für neue Ideen. Ich behaupte
sogar: Wer nach dem Prinzip
der Suffizienz lebt, lebt glücklicher.
Probieren Sie es aus.
Die Zeit ist reif
Olaf Bandt,
Vorsitzender Bund für
Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND)
Mit Covid-19 zeigt sich wie unter einem
Brennglas, wie schnell unser
Wirtschafts- und Gesellschaftssystem
an seine Grenzen stößt. Die Krise gibt
uns einen Vorgeschmack darauf, was
mit den fatalen Folgen der Klimakrise,
unseres Ressourcenverbrauchs und
des Artensterbens auf uns zukommt.
Doch gesellschaftliche Einstellungen
haben sich geändert: Nachbarschaft
und solidarisches Miteinander erfahren
neue Wertschätzung. Städtische
Erholungsräume gewinnen an Bedeutung,
genau wie nachhaltige Mobilität:
Fahrradläden blieben als Geschäfte
des „täglichen Bedarfs“ geöffnet und
Städte schufen kurzfristig neue breite
KLIMABILANZ Der CO 2 -Fußabdruck eines Durchschnitts-Deutschen
38%
Konsumgüter
Fahrradwege. Auch die Versorgung
mit Produkten und Lebensmitteln aus
der Region erscheint in neuem Licht.
Und der Sommerurlaub findet in der
Nähe statt – die Zahl der Passagierflüge
in Europa lag im Juli nur bei einem
Drittel des Vorjahresaufkommens.
Jetzt gilt es, Bewährtes zu verstetigen:
mit weniger Ressourcenverbrauch und
einem guten Leben. Doch das geht nur
mit den entsprechenden politischen
Rahmenbedingungen. Es ist Zeit für
19%
Mobilität
7%
Strom
6%
Öffentliche
Emissionen
15%
Heizung
15%
Ernährung
Quelle: BMU
eine konsequente Energiewende, den
Kohleausstieg bis 2030 und den Ausbau
der erneuerbaren Energien – mit
Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen
und Bürger. Zeit für eine flächendeckende
Mobilitätswende – mit
sicheren und machbaren Alternativen
zu Pkw und Flugzeug. Und Zeit für
eine Abkehr vom „immer mehr“ – für
eine Wirtschaft mit sicherer Arbeit,
Teilhabe und Anerkennung im Rahmen
unserer planetaren Grenzen.
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
„PLASTIK IST NICHT SO SCHLECHT WIE SEIN RUF“
WiPak will bis 2025 klimaneutral produzieren. Sie stellen
Plastikverpackungen her, wie soll das funktionieren?
Zunächst mal: Wir verwenden für unsere Produkte
zum Beispiel zunehmend Zellulose aus FSC-zertifizierten
Wäldern anstatt Rohöl, den sonst üblichen
Grundstoff für Plastik. Dies ist nur ein Beispiel von
vielen. Aber selbst konventionell hergestellte Verpackungen
sind kein Teufelswerk. Plastik ist nicht so
schlecht wie sein Ruf. Das liegt auch daran, dass in
der Diskussion wichtige Aspekte ausgeblendet werden:
Glas zum Beispiel ist so schwer, dass der ökologische
Fußabdruck beim Transport eine echte Katastrophe
ist. Wer also wirklich etwas am Status quo
ändern möchte, muss sich das Gesamtbild anschauen
und die richtigen Schlüsse ziehen. Genau das haben
wir gemacht.
Und was bedeutet das konkret?
Wir kennen den CO 2 -Fußabdruck jeder einzelnen
Stellschraube in unserem Unternehmen, angefangen
bei den Dienstreisen der Mitarbeiter bis hin
zum letzten Produktionsschritt. Und weil wir so genau
Bescheid wissen, können wir den Hebel an den
richtigen Stellen ansetzen: Grüner Strom in unseren
Werken und eine CO 2 -Bemessungsgrundlage für
jedes Produkt sind natürlich die ersten sichtbaren
Schritte. Wir haben aber zum Beispiel unsichtbare
Barcodes, die wir Kunden zur Verfügung stellen können,
die deutlich effizienter ausgelesen werden können
als herkömmliche Codes. Diese ermöglichen zum
Beispiel ein effektiveres Sortieren im Recycling, aber
auch ein bis zu sechsmal schnelleres Auschecken an
der Kasse. Am wichtigsten ist aber natürlich immer
noch die Materialentwicklung selbst, und da passiert
gerade wahnsinnig viel.
Was gibt es denn im Bereich Plastik noch zu verbessern?
Jede Menge, die Entwicklung von Plastikverpackungen
macht gerade ähnlich große Fortschritte wie der
Schub bei den Solaranlagen vor 20 Jahren: Woodly
beispielsweise ist ein plastikähnliches Material, das
aber bis zu 80 Prozent aus Zellulose besteht. Und
Standbeutel für Babynahrung können wir bereits bis
zu 87 Prozent klimaneutral herstellen. Aber wir können
in vielen Bereichen noch effizienter werden, wie
das Chemical Recycling zeigt. Und nicht nur dort –
auch das herkömmliche mechanische Recycling hat
noch viel Luft nach oben. Allerdings brauchen wir
noch ein stärkeres Bewusstsein für die Notwendigkeit
von Recycling – und dabei ist die Politik gefragt.
Wie meinen Sie das?
Momentan hat jedes der 27 EU-Länder eigene Recyclinggesetze,
teilweise ist das sogar in den einzelnen
Staaten regional unterschiedlich geregelt. Das
ist ein massiver Flickenteppich, der reguliert werden
muss, um Anreize zu schaffen, auch wirklich zu recyceln.
Ein richtiges Signal finde ich an dieser Stelle die
Plastiksteuer, die 2021 EU-weit eingeführt wird und
Kunststoff bepreist. Es ist ja auch nicht so, als ob es
keine Alternativen gäbe: Wir haben die Lösungen für
voll recycelbare Materialien bereits seit zehn Jahren
in der Schublade.
Und wie sehen die aus?
Es gibt keinen Grund dafür, dass Verpackungen
nicht zu 100 Prozent recycelbar sind – nur mangelnden
Willen und die irrationale Angst vor zu hohen
Kosten. Dabei sind die im Vergleich verschwindend
gering, im Schnitt gerade mal 1,5 Prozent der Gesamtkosten
des verpackten Produkts. Es geht also in
den meisten Fällen gerade mal um Mehrkosten von
ein paar Cent, wenn überhaupt – ein geringer Preis
für eine saubere Umwelt.
Erfahren Sie mehr auf:
www.wipak.com/de/ueber-uns/unser-nachhaltigkeitsansatz
Hery-Christian Henry,
Leiter der Abteilungen
Marketing, Kommunikation
und Nachhaltigkeit