+3 Magazin August 2020 | Page 20

20 +3 WIR FRAGEN: WIE STÄRKT MAN DIGITALE KOMPETENZEN? ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] Elefanten können zwar auf Drahtseilen balancieren, ruinieren sich dabei aber die Gelenke – weswegen im Zirkus schon seit langem auf diesen Akt verzichtet wird. Quelle: Franco Knie: „100 Jahre Knie-Elefanten“ © iStock./mikkelwilliam Herbert Kubicek, Vorstand Stiftung Digitale Chancen Unterschiede beachten Zwischen sieben und acht Millionen der über 70-Jährigen waren noch nie im Internet. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung droht ihnen eine Beeinträchtigung ihrer sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Teilhabe. Diesem Risiko soll nach herrschender Auffassung durch die Förderung digitaler Kompetenzen in Form von Tablet- und Smartphone- Kursen begegnet werden. Die gibt es schon länger, doch nur ein kleiner Teil nutzt diese Angebote. Um das zu verstehen, sollte man vor dem Wie der Förderung digitaler Kompetenzen nach dem Wozu und Warum fragen. Digitale Kompetenzen sind ein Mittel zur digitalen Teilhabe, die Voraussetzung für soziale Teilhabe ist. Der digitalen Teilhabe stehen sehr verschiedene Gründe entgegen. Viele ältere Menschen glauben, das Internet sei nur etwas für die Jungen. Doch die Corona-bedingten Beschränkungen haben gezeigt, worauf man verzichten muss, wenn physische Kontakte eingeschränkt werden und man die digitalen Alternativen nicht nutzen kann. Andere trauen sich als totale Laien nicht in einen Kurs mit möglichweise weiter Fortgeschrittenen. Wieder andere können aufgrund körperlicher Einschränkungen einen Kurs oder andere stationäre Angebote nicht aufsuchen. Und es gibt diejenigen, die mit beginnender Demenz sich nicht merken können, was ihnen gezeigt wird. Nicht zu vergessen sind schließlich diejenigen, die sich angesichts der Altersarmut weder ein Gerät noch einen Vertrag leisten können. Peter Burgard, Leser Richtig erklärt Die Stärkung digitaler Kompetenz erfordert analoge Kompetenz. Hardund Software erfolgreich zu verwenden, braucht verständliche, möglichst individuelle Anleitung. Selbst in Universitäten wird bei Problemen beim Zimmernachbarn angeklopft oder zum Telefon gegriffen. Handbücher sind nur bedingt hilfreich. Da diese nur noch online zur Verfügung stehen, setzt deren Lektüre bereits digitale Kompetenz voraus. Wie bei den meisten Kompetenzen auch wird digitale Kompetenz in der Zusammenarbeit mit anderen Menschen erworben und erweitert. Wer sich verbessern möchte, braucht Unterstützung. Auch hier ist analoge Kompetenz gefordert. Wer digitale Kompetenz vermittelt, sollte sich auf seine Hände setzen, um nicht der Versuchung zu erliegen, durch ein paar rasche Klicks zu demonstrieren, wie einfach doch der Umgang mit einem Computer ist. Kompetenz bedeutet die Fähigkeit zur zielgerichteten, sinnvollen und erfolgreichen wiederholten Bewältigung einer Aufgabe. Am digitalen Gerät zu daddeln oder sich durchs Internet treiben zu lassen, ist vielleicht eine Aktivität, aber keine Kompetenz. Marie Tritschler, Leserin Ich glaube, für unsere Kinder wäre es wichtig, wenn unsere Lehrer mehr Freiheiten und mehr Unterstützung in der Ausübung ihrer Leidenschaft erfahren würden. Der Sprung in die digitale Lernwelt ist ein sehr großer.