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Reinhard Pfingsten,
Investmentexperte
Der Nische entwachsen
Nachhaltigkeit in der Geldanlage und
Vermögensverwaltung ist en vogue.
Kaum ein Finanzinstitut, das nicht
seinen Kundinnen und Kunden Anlagemöglichkeiten
nach ökologischen
und sozialen Kriterien bietet – oder
sogar aktiv nahelegt. Der Trend zu
nachhaltiger Vermögensverwaltung
und nachhaltigen Fonds ist in den
vergangenen zehn Jahren stetig gewachsen.
Finanzinstitute, die diese
Anlagestrategie ernsthaft verfolgen,
arbeiten dabei mit einem unabhängigen
Nachhaltigkeitsbeirat zusammen,
dessen namhafte Mitglieder
die Investments überwachen und
neue Impulse liefern. Diese sollten
sogar Einzeltitel ausschließen können,
wenn sie ihrem Nachhaltigkeitsanspruch
nicht gerecht werden.
Die Vermögensverwaltung hat ihrem
Urteil dann Folge zu leisten. Denn
Erfahrung, Kompetenz, eine verlässliche
Datenbasis und klare Investmentkriterien
sind entscheidend für
die Frage, ob die nachhaltige Kapitalallokation
wirklich konsequent
erfolgt oder ob eher ein „Green Labeling“
stattfindet. Dabei reicht es nicht,
diese Form der Vermögensanlage einfach
bereitzuhalten. Banken, die es
ernst meinen mit der Nachhaltigkeit,
besprechen in der Vermögensverwaltung
eine grüne Anlagestrategie standardmäßig
als erstes Angebot mit den
Kunden. Diese goutieren das Engagement:
Bei meiner Bank erwarten wir,
dass in diesem Jahr rund zwei Drittel
der Mittelzuflüsse in der Vermögensverwaltung
in nachhaltigen Produkten
erfolgt. Green Finance ist somit
längst heraus aus der Nische.
Ihr Name,
Leserin
Was ist Ihre Meinung?
Schreiben Sie uns, wie Sie darüber denken
– und vielleicht erscheinen Sie dann
im nächsten Heft.
Martin Bolwinsky, Leser
Gut beraten
DER CORONA-EFFEKT Nach dem Einbruch soll die Wirtschaft weltweit wieder wachsen
Veränderung des BIP zum Vorjahr in Prozent
10
5
0
-5
1,2
-5,3
5,8
Anja Melchior, Leserin
2019 2020* 2021*
1,3
-4,1
4,5
0,6
-4,6
5,8
*Prognose
1,2 1,7 1,4
0,0 0,7
-1,1
-2,0
Euro-Zone Frankreich Deutschland Russland Japan Großbritannien USA Indien China
Sichere Bank
Die aktuelle Pandemie ist ein Schicksal,
dass wir in dieser Form noch nicht
erlebt haben. Wirtschaftlich sind aber
Markteinbrüche, Insolvenzen und die
Verschiebung der Märkte mit vergangenen
historischen Ereignissen vergleichbar.
Die Folgen laufen wie zwei
Parabeln parallel zueinander, nur in
unterschiedlichen Zeiten. Die großen
Gewinner – in der Vergangenheit wie
in der Zukunft – sind unsere Rohstoffe,
besonders Gold.
Markus Koch,
Börsenjournalist und
Finanzautor
Fähnchen im Wind
Zweifel sind unbequem, aber Gewissheit
ist lächerlich. Die Corona-
Krise ist eine unangenehme Zeit, weil
dieses Abenteuer kein gutes ist und
weil unsere Sehnsucht nach Sicherheit
herausgefordert wird. Die hohen
Schulden, Defizite und Bilanzen der
Notenbanken, einhergehend mit der
schwachen Wirtschaft und der hohen
Arbeitslosigkeit, machen Angst. Diese
Krise ist aber auch eine gefährliche
Chance. Aus unmöglich wird möglich,
weil es anders nicht geht. Es wird
agiert, improvisiert, experimentiert.
Oder anders gesagt: Es wird gemacht,
zu Hause wie in der Politik, der
Wolfgang Beringer,
Leser
Im Wandel der Zeit
-2,8
Wirtschaft und bei den Zentralbanken.
Fragile Strukturen werden bloßgestellt,
Geschäftsmodelle auf mehr Effizienz
getrimmt, mit einer beschleunigten
Adaption von Technologie.
Vorausgesetzt, das Virus will nicht anders,
sollte sich die Erholung der Wirtschaft
und der Unternehmensgewinne
fortsetzen. Zu den Risiken zählt auch
der Rentenmarkt. Es sind die negativen
US-Realzinsen, die den US-Dollar
belasten und die Edelmetalle und Big-
Tech-Aktien treiben. Ziehen die Renditen
der Anleihen an und preisen ein
verbessertes Wirtschaftsumfeld ein,
endet die Party in so ziemlich jeder Anlageklasse.
Die Bilanz der Federal Reserve
Bank wird weiter steigen müssen
oder es wird der direkte Weg zu den
Girokonten der Verbraucher gewählt.
Kann die Wall Street bis zu den Wahlen
im November übrigens das Niveau
halten, könnte Donald Trump im Weißen
Haus bleiben. Mein Tipp auf lange
Sicht: Bitcoin.
4,1
2,3
-4,0
5,5
4,9
2,0
5,9 6,2
1,0
9,1
Quellen: OECD, IWF, Eurostat, Destatis, Statista
Während wir vor wenigen Monaten
in den Supermärkten teilweise unser
täglich Brot nicht mehr vorfinden
konnten, Mehl und Klopapier auf
Vorrat leer gekauft wurde, wir unsere
Türen für Freunde und Familie verschlossen
und die Wirtschaft vor ungeahnte
Herausforderungen gestellt
wurde, war es für wenige eine Zeit der
Chancen und Möglichkeit zu hoher
Rendite und kurzfristigen liquiden
Erlösen. Der Tourismus bleibt aus,
viele Fluglinien müssen Insolvenz
anmelden und viele Betriebe stehen
vor ungewisser Zukunft. Gleichzeitig
erwirtschaften Märkte, wie der
Online-Handel Umsätze wie nie zuvor.
Unsere Gesellschaft befindet sich
im Wandel. Ein Wandel, der enorme
Chancen birgt. Märkte, die vom Wandel
profitieren, werden langfristig die
Gewinner sein. Corona ist keine kurzfristige
Begleiterscheinung, sondern
eine lebensverändernde Pandemie,
mit der wir lernen müssen, umzugehen.
Somit bedarf es in der heutigen
Zeit nicht mehr an Mut zum Investieren,
sondern mehr an Verständnis,
die richtigen Märkte im Wandel der
Zeit ausfindig zu machen.
Bernhard Rathgeber,
Vorstand
Ökofinanz-21 e.V.
Gute Wahl für
unsichere Zeiten
Wer bei seinen Geldanlagen ökologische,
soziale und ethische Aspekte
berücksichtigt, ist heute im Vorteil
– und das gleich mehrfach. Hinsichtlich
der Wirkungen eines Investments
und der Vermeidung (klima-)
Nachhaltig investieren ist das neue
Schlagwort meines Vermögensberaters.
Vor weniger als einem Jahr wurden
noch Begriffe wie Performance,
Innovation und Hightech benutzt, um
mir zu erklären, wie ich am sinnvollsten
mein Vermögen aufbaue. Dieses
Jahr war einzig die Rede von nachhaltigen
ökologischen und ökonomischen
Investitionen, erneuerbaren Energien
und Schwellenländern. Das beschreibt
gut einen Wandel, der selbst bei einem
Laien wie mir nicht vorbeiging. Anfangs
war ich ängstlich und verstand
nicht, wie Investitionen und Rendite
in Schwellenländern zusammenhängend
funktionieren können. Mittlerweile
bin ich dankbar: dankbar, den
richtigen Berater zu haben, etwas
Nachhaltiges für die Welt, unser Klima
und andere Menschen zu tun und
trotzdem eine gute Rendite zu erzielen.
Investieren ist nach wie vor ein wichtiger
Bestandteil meines Lebens. Dabei
habe ich in den letzten Monaten einmal
mehr erlebt: Investieren fängt bei
der richtigen Bank beziehungsweise
dem richtigen Berater an.
schädlicher Effekte gilt dies ohnehin.
Vorteile finden wir heute jedoch
auch bei Risiko und Performance:
Der Vergleich des konventionellen
Weltaktienindex MSCI World mit
seinem nachhaltigen Bruder, dem
MSCI World SRI, zeigt dies seit Jahren
– besonders in 2019 und in der
jetzigen Krise. Eine Vielzahl an Studien
belegt diese Vorteile nachhaltiger
Investments. Auch interessant
in diesem Zusammenhang: Unter
den nachhaltigen Fonds finden sich
prozentual mehr Top-Fonds als bei
herkömmlichen Fonds. Folgerichtig
steigen Anzahl und Volumen nachhaltiger
Fonds laut aktuellem Marktbericht
des Forum Nachhaltige Geldanlagen
(FNG) rasant. Um Kriterien
und die Qualität der Nachhaltigkeit
von Fonds zu prüfen, ist das FNG-
Siegel eine Option. Es braucht umsichtige
Beraterinnen und Berater,
die einem dabei helfen, einen Plan zu
entwickeln, damit man seine finanziellen
Ziele auch in unübersichtlichen
Zeiten möglichst erreichen kann. Sie
unterstützen zudem bei der Auswahl
geeigneter Fonds. Fragen Sie Ihren
Berater, seit wann er sich mit nachhaltigen
Anlageformen beschäftigt
und wie er hier qualifiziert ist.
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