+3 Magazin August 2020 | Page 18

18 +2 › Reinhard Pfingsten, Investmentexperte Der Nische entwachsen Nachhaltigkeit in der Geldanlage und Vermögensverwaltung ist en vogue. Kaum ein Finanzinstitut, das nicht seinen Kundinnen und Kunden Anlagemöglichkeiten nach ökologischen und sozialen Kriterien bietet – oder sogar aktiv nahelegt. Der Trend zu nachhaltiger Vermögensverwaltung und nachhaltigen Fonds ist in den vergangenen zehn Jahren stetig gewachsen. Finanzinstitute, die diese Anlagestrategie ernsthaft verfolgen, arbeiten dabei mit einem unabhängigen Nachhaltigkeitsbeirat zusammen, dessen namhafte Mitglieder die Investments überwachen und neue Impulse liefern. Diese sollten sogar Einzeltitel ausschließen können, wenn sie ihrem Nachhaltigkeitsanspruch nicht gerecht werden. Die Vermögensverwaltung hat ihrem Urteil dann Folge zu leisten. Denn Erfahrung, Kompetenz, eine verlässliche Datenbasis und klare Investmentkriterien sind entscheidend für die Frage, ob die nachhaltige Kapitalallokation wirklich konsequent erfolgt oder ob eher ein „Green Labeling“ stattfindet. Dabei reicht es nicht, diese Form der Vermögensanlage einfach bereitzuhalten. Banken, die es ernst meinen mit der Nachhaltigkeit, besprechen in der Vermögensverwaltung eine grüne Anlagestrategie standardmäßig als erstes Angebot mit den Kunden. Diese goutieren das Engagement: Bei meiner Bank erwarten wir, dass in diesem Jahr rund zwei Drittel der Mittelzuflüsse in der Vermögensverwaltung in nachhaltigen Produkten erfolgt. Green Finance ist somit längst heraus aus der Nische. Ihr Name, Leserin Was ist Ihre Meinung? Schreiben Sie uns, wie Sie darüber denken – und vielleicht erscheinen Sie dann im nächsten Heft. Martin Bolwinsky, Leser Gut beraten DER CORONA-EFFEKT Nach dem Einbruch soll die Wirtschaft weltweit wieder wachsen Veränderung des BIP zum Vorjahr in Prozent 10 5 0 -5 1,2 -5,3 5,8 Anja Melchior, Leserin 2019 2020* 2021* 1,3 -4,1 4,5 0,6 -4,6 5,8 *Prognose 1,2 1,7 1,4 0,0 0,7 -1,1 -2,0 Euro-Zone Frankreich Deutschland Russland Japan Großbritannien USA Indien China Sichere Bank Die aktuelle Pandemie ist ein Schicksal, dass wir in dieser Form noch nicht erlebt haben. Wirtschaftlich sind aber Markteinbrüche, Insolvenzen und die Verschiebung der Märkte mit vergangenen historischen Ereignissen vergleichbar. Die Folgen laufen wie zwei Parabeln parallel zueinander, nur in unterschiedlichen Zeiten. Die großen Gewinner – in der Vergangenheit wie in der Zukunft – sind unsere Rohstoffe, besonders Gold. Markus Koch, Börsenjournalist und Finanzautor Fähnchen im Wind Zweifel sind unbequem, aber Gewissheit ist lächerlich. Die Corona- Krise ist eine unangenehme Zeit, weil dieses Abenteuer kein gutes ist und weil unsere Sehnsucht nach Sicherheit herausgefordert wird. Die hohen Schulden, Defizite und Bilanzen der Notenbanken, einhergehend mit der schwachen Wirtschaft und der hohen Arbeitslosigkeit, machen Angst. Diese Krise ist aber auch eine gefährliche Chance. Aus unmöglich wird möglich, weil es anders nicht geht. Es wird agiert, improvisiert, experimentiert. Oder anders gesagt: Es wird gemacht, zu Hause wie in der Politik, der Wolfgang Beringer, Leser Im Wandel der Zeit -2,8 Wirtschaft und bei den Zentralbanken. Fragile Strukturen werden bloßgestellt, Geschäftsmodelle auf mehr Effizienz getrimmt, mit einer beschleunigten Adaption von Technologie. Vorausgesetzt, das Virus will nicht anders, sollte sich die Erholung der Wirtschaft und der Unternehmensgewinne fortsetzen. Zu den Risiken zählt auch der Rentenmarkt. Es sind die negativen US-Realzinsen, die den US-Dollar belasten und die Edelmetalle und Big- Tech-Aktien treiben. Ziehen die Renditen der Anleihen an und preisen ein verbessertes Wirtschaftsumfeld ein, endet die Party in so ziemlich jeder Anlageklasse. Die Bilanz der Federal Reserve Bank wird weiter steigen müssen oder es wird der direkte Weg zu den Girokonten der Verbraucher gewählt. Kann die Wall Street bis zu den Wahlen im November übrigens das Niveau halten, könnte Donald Trump im Weißen Haus bleiben. Mein Tipp auf lange Sicht: Bitcoin. 4,1 2,3 -4,0 5,5 4,9 2,0 5,9 6,2 1,0 9,1 Quellen: OECD, IWF, Eurostat, Destatis, Statista Während wir vor wenigen Monaten in den Supermärkten teilweise unser täglich Brot nicht mehr vorfinden konnten, Mehl und Klopapier auf Vorrat leer gekauft wurde, wir unsere Türen für Freunde und Familie verschlossen und die Wirtschaft vor ungeahnte Herausforderungen gestellt wurde, war es für wenige eine Zeit der Chancen und Möglichkeit zu hoher Rendite und kurzfristigen liquiden Erlösen. Der Tourismus bleibt aus, viele Fluglinien müssen Insolvenz anmelden und viele Betriebe stehen vor ungewisser Zukunft. Gleichzeitig erwirtschaften Märkte, wie der Online-Handel Umsätze wie nie zuvor. Unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel. Ein Wandel, der enorme Chancen birgt. Märkte, die vom Wandel profitieren, werden langfristig die Gewinner sein. Corona ist keine kurzfristige Begleiterscheinung, sondern eine lebensverändernde Pandemie, mit der wir lernen müssen, umzugehen. Somit bedarf es in der heutigen Zeit nicht mehr an Mut zum Investieren, sondern mehr an Verständnis, die richtigen Märkte im Wandel der Zeit ausfindig zu machen. Bernhard Rathgeber, Vorstand Ökofinanz-21 e.V. Gute Wahl für unsichere Zeiten Wer bei seinen Geldanlagen ökologische, soziale und ethische Aspekte berücksichtigt, ist heute im Vorteil – und das gleich mehrfach. Hinsichtlich der Wirkungen eines Investments und der Vermeidung (klima-) Nachhaltig investieren ist das neue Schlagwort meines Vermögensberaters. Vor weniger als einem Jahr wurden noch Begriffe wie Performance, Innovation und Hightech benutzt, um mir zu erklären, wie ich am sinnvollsten mein Vermögen aufbaue. Dieses Jahr war einzig die Rede von nachhaltigen ökologischen und ökonomischen Investitionen, erneuerbaren Energien und Schwellenländern. Das beschreibt gut einen Wandel, der selbst bei einem Laien wie mir nicht vorbeiging. Anfangs war ich ängstlich und verstand nicht, wie Investitionen und Rendite in Schwellenländern zusammenhängend funktionieren können. Mittlerweile bin ich dankbar: dankbar, den richtigen Berater zu haben, etwas Nachhaltiges für die Welt, unser Klima und andere Menschen zu tun und trotzdem eine gute Rendite zu erzielen. Investieren ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Dabei habe ich in den letzten Monaten einmal mehr erlebt: Investieren fängt bei der richtigen Bank beziehungsweise dem richtigen Berater an. schädlicher Effekte gilt dies ohnehin. Vorteile finden wir heute jedoch auch bei Risiko und Performance: Der Vergleich des konventionellen Weltaktienindex MSCI World mit seinem nachhaltigen Bruder, dem MSCI World SRI, zeigt dies seit Jahren – besonders in 2019 und in der jetzigen Krise. Eine Vielzahl an Studien belegt diese Vorteile nachhaltiger Investments. Auch interessant in diesem Zusammenhang: Unter den nachhaltigen Fonds finden sich prozentual mehr Top-Fonds als bei herkömmlichen Fonds. Folgerichtig steigen Anzahl und Volumen nachhaltiger Fonds laut aktuellem Marktbericht des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) rasant. Um Kriterien und die Qualität der Nachhaltigkeit von Fonds zu prüfen, ist das FNG- Siegel eine Option. Es braucht umsichtige Beraterinnen und Berater, die einem dabei helfen, einen Plan zu entwickeln, damit man seine finanziellen Ziele auch in unübersichtlichen Zeiten möglichst erreichen kann. Sie unterstützen zudem bei der Auswahl geeigneter Fonds. Fragen Sie Ihren Berater, seit wann er sich mit nachhaltigen Anlageformen beschäftigt und wie er hier qualifiziert ist. ›