+3 Magazin August 2020 | Page 11

Anzeige KRITISCH UND KONSTRUKTIV Der Energieerzeuger Uniper wird CO 2 -neutral – aber wie erklärt man diesen Wandel den Kritikern? Die Energieerzeugung und ihr Einfluss auf die Umwelt sind ein Dauerthema in der Klimadiskussion. Unternehmen wie Uniper sehen sich fast täglich Kritik ausgesetzt, etwa von aktivistischen Aktionären und organisierten Klimaschützern. David Bryson ist Chief Operating Officer und gleichzeitig Chief Sustainability Officer von Uniper. Er verantwortet die Kraftwerke und muss zugleich dafür sorgen, dass diese möglichst nachhaltig und klimaschonend funktionieren. Bryson ist Diplom-Ingenieur und hat zuvor für die britische Armee gearbeitet. Herr Bryson, Sie steuern für Uniper eine der größten Kraftwerksflotten Europas – darunter immer noch etliche Kohlekraftwerke. Da darf Sie die Kritik von Umweltschützern doch überhaupt nicht interessieren? Ganz im Gegenteil. Zum einen interessiert mich diese Kritik persönlich, zum anderen müssen wir uns als Unternehmen mit unseren Kritikern auseinandersetzen. Wir sind eine Aktiengesellschaft, also haben wir Investoren und ein erhebliches Interesse am öffentlichen Diskurs über Dinge, die wir tun und zu verantworten haben. Der Klimaschutz ist kein Modethema, sondern bestimmt unsere Zukunft – auch die meiner Familie und meines Unternehmens. Einige unserer Kritiker sind sogar Aktionäre unseres Unternehmens und deren Kritik ist extrem konstruktiv. Das ganze Thema Nachhaltigkeit hat an Wir ernten Kritik von NGOs und von Einzelpersonen. Das Problem, das die meisten von ihnen mit uns haben, ist unser Einfluss auf die Umwelt. Die Schlüsselthemen auf der Tagesordnung unserer Kritiker sind unsere Kohlekraftwerke und die damit verbundene Versorgungskette. Wir haben einige klare Zusagen darüber gemacht, was wir in Bezug auf die europäische Stromerzeugung erreichen wollen – unter anderem unser ambitionierter Kohleausstieg. Aber die NGOs fordern uns heraus, was die Schnelligkeit betrifft. Und dann haben wir noch die sozialen Aspekte in den Herkunftsländern unserer Kohle. Dies sind die Hauptkritikpunkte, mit denen wir konfrontiert werden. Allerdings glaube ich auch, wenn die Fragen rund um die Kohleverstromung gelöst sind, wird sich die Kritik künftig auf den Einsatz von Gas konzentrieren. Umso wichtiger ist es, dass wir eine belastbare Basis für einen konstruktiven Dialog finden. Viele Energieunternehmen ignorieren diese Debatten oder versuchen, sie mit Werbekampagnen zu überspielen. Welchen Weg gehen Sie, um solcher Kritik zu begegnen? Wir wollen kein Greenwashing betreiben. Da wir Vielfalt und Integration innerhalb des Unternehmens leben, ist für uns klar, dass wir dieses Prinzip auch auf die Menschen außerhalb unseres Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen in unserem Risikomanagement-Prozess, der eine sehr klare Sprache spricht. Risikomanagement ist keine PR, sondern hat konkrete Auswirkungen auf unternehmerische Entscheidungen. Wir stellen uns ernste Fragen über die Auswirkungen von Projekten auf unsere Nachhaltigkeitsziele. Wir legen auch einen Fahrplan dafür fest, wie wir im Jahr 2035 in Europa CO 2 -neutral werden können, sodass es nicht nur eine vage Verpflichtung ist. Wir versuchen, faktenbasiert vorzugehen, was nicht der einfache Weg ist. Wie nehmen Sie dabei die Mitarbeiter von Uniper mit? Vielen von ihnen wird dieser Wandel nicht gefallen, denn sie kommen aus einer Vergangenheit der konventionellen Energien. Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in ihrem persönlichen und beruflichen Leben häufig mit Situationen konfrontiert, in denen sie genau von solchen Fragen herausgefordert werden. Es geht darum, einen Dialog zu schaffen. Ich David Bryson, Vorstand Uniper Im Februar blockierten Demonstranten von Extinction Rebellion (XR) für mehrere Stunden die Straße vor der Zentrale von Uniper in Düsseldorf. Sie forderten den Ausstieg aus der Kohlestromversorgung und kippten dem Unternehmen symbolisch einen Haufen Kohle vor die Tür. Bedeutung gewonnen und ist innerhalb unseres Unternehmens zum Wertversprechen geworden. Wir haben uns vorgenommen, die Welt, in der wir leben und arbeiten, so zu verändern, dass sie schrittweise sauberer wird. Wir wissen, dass die Aktivitäten, an denen wir derzeit noch beteiligt sind, in den Augen vieler Menschen nicht dazu passen. Umgekehrt gilt: Viele von uns bei Uniper sind Ingenieure und kennen die Materie ganz genau. Sie wissen, dass wir nicht einfach im Handumdrehen dort hinkommen, wo wir sein wollen. Wir gehen sorgfältig mit unseren Ressourcen und Kapazitäten um. Schließlich haben wir unseren Kunden und unserer Belegschaft auch ein Sicherheitsversprechen gegeben und tragen für sie Verantwortung. Die Zusammenarbeit mit Menschen außerhalb unserer Organisation, die andere Ansichten als wir haben, hilft uns, auf neue Art und Weise zu denken und die Schritte besser zu erklären, die wir unternehmen wollen. Mit welcher Kritik wird Uniper konfrontiert und woher kommt sie in der Regel? Zeichnen Sie uns ein Bild davon, womit Sie tagtäglich zu tun haben und warum es wichtig ist, gegensätzliche Stimmen anzuerkennen und auf sie zu reagieren. Unternehmens anwenden und uns ihre Ansichten offen anhören. Wenn wir verstehen, warum ihnen das, was wir tun, nicht gefällt, können wir einen ehrlichen Dialog aufbauen, in dem wir zumindest erklären können, was wir zu tun versuchen, und verstehen lernen, wie wir Teil der Lösung sein können. Ich würde nicht sagen, dass es einfach ist, wir sind uns in vielen Dingen nicht einig. Aber wir lernen weiter und das verändert die Art und Weise, wie wir die Dinge angehen. Einige NGOs haben erkannt, dass wir vielleicht Recht haben, wenn wir sagen, dass wir nicht von heute auf morgen in die perfekte Welt übergehen können. Energieunternehmen greifen fast notwendigerweise in die Umwelt ein. Selbst Wind- und Sonnenenergie hat Auswirkungen auf die Natur. Wie können Sie Ihre Geschichte überhaupt auf überzeugende Weise erzählen? Wir denken sehr sorgfältig über die öffentlichen Erklärungen nach, die wir abgeben. Noch wichtiger ist aber, dass wir auch sorgfältig darüber nachdenken, was wir tun. Zum Beispiel berücksichtigen wir bin immer wieder überrascht, wie sehr wir bei unserer eigenen Belegschaft offene Türen einrennen. Der Wandel bei Uniper ist nicht nur akzeptiert, sondern die meisten sind sehr motiviert, das Unternehmen zu einem echten Treiber des Wandels zu machen. Es macht sie stolz, bei diesem Prozess mitzumachen. Wir interessieren uns leidenschaftlich für Energie und ihren Nutzen für die Welt. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bestärken, sich an dieser Aufgabe mit Herz und Verstand zu beteiligen, ist das, worum es uns geht. Mehr Informationen unter: www.uniper.energy