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KRITISCH UND KONSTRUKTIV
Der Energieerzeuger Uniper wird CO 2
-neutral – aber wie erklärt man diesen Wandel den Kritikern?
Die Energieerzeugung und ihr Einfluss auf die Umwelt
sind ein Dauerthema in der Klimadiskussion.
Unternehmen wie Uniper sehen sich fast täglich Kritik
ausgesetzt, etwa von aktivistischen Aktionären und
organisierten Klimaschützern. David Bryson ist Chief
Operating Officer und gleichzeitig Chief Sustainability
Officer von Uniper. Er verantwortet die Kraftwerke
und muss zugleich dafür sorgen, dass diese möglichst
nachhaltig und klimaschonend funktionieren. Bryson
ist Diplom-Ingenieur und hat zuvor für die britische
Armee gearbeitet.
Herr Bryson, Sie steuern für Uniper eine der größten
Kraftwerksflotten Europas – darunter immer noch
etliche Kohlekraftwerke. Da darf Sie die Kritik von
Umweltschützern doch überhaupt nicht interessieren?
Ganz im Gegenteil. Zum einen interessiert mich
diese Kritik persönlich, zum anderen müssen wir
uns als Unternehmen mit unseren Kritikern auseinandersetzen.
Wir sind eine Aktiengesellschaft, also
haben wir Investoren und ein erhebliches Interesse
am öffentlichen Diskurs über Dinge, die wir tun
und zu verantworten haben. Der Klimaschutz ist
kein Modethema, sondern bestimmt unsere Zukunft
– auch die meiner Familie und meines Unternehmens.
Einige unserer Kritiker sind sogar Aktionäre
unseres Unternehmens und deren Kritik ist extrem
konstruktiv. Das ganze Thema Nachhaltigkeit hat an
Wir ernten Kritik von NGOs und von Einzelpersonen.
Das Problem, das die meisten von ihnen
mit uns haben, ist unser Einfluss auf die Umwelt.
Die Schlüsselthemen auf der Tagesordnung unserer
Kritiker sind unsere Kohlekraftwerke und die
damit verbundene Versorgungskette. Wir haben
einige klare Zusagen darüber gemacht, was wir
in Bezug auf die europäische Stromerzeugung erreichen
wollen – unter anderem unser ambitionierter
Kohleausstieg. Aber die NGOs fordern uns
heraus, was die Schnelligkeit betrifft. Und dann
haben wir noch die sozialen Aspekte in den Herkunftsländern
unserer Kohle. Dies sind die Hauptkritikpunkte,
mit denen wir konfrontiert werden.
Allerdings glaube ich auch, wenn die Fragen rund
um die Kohleverstromung gelöst sind, wird sich die
Kritik künftig auf den Einsatz von Gas konzentrieren.
Umso wichtiger ist es, dass wir eine belastbare
Basis für einen konstruktiven Dialog finden.
Viele Energieunternehmen ignorieren diese Debatten
oder versuchen, sie mit Werbekampagnen zu überspielen.
Welchen Weg gehen Sie, um solcher Kritik
zu begegnen?
Wir wollen kein Greenwashing betreiben. Da wir
Vielfalt und Integration innerhalb des Unternehmens
leben, ist für uns klar, dass wir dieses Prinzip
auch auf die Menschen außerhalb unseres
Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen in unserem
Risikomanagement-Prozess, der eine sehr klare
Sprache spricht. Risikomanagement ist keine PR,
sondern hat konkrete Auswirkungen auf unternehmerische
Entscheidungen. Wir stellen uns ernste
Fragen über die Auswirkungen von Projekten auf
unsere Nachhaltigkeitsziele. Wir legen auch einen
Fahrplan dafür fest, wie wir im Jahr 2035 in Europa
CO 2 -neutral werden können, sodass es nicht nur
eine vage Verpflichtung ist. Wir versuchen, faktenbasiert
vorzugehen, was nicht der einfache Weg ist.
Wie nehmen Sie dabei die Mitarbeiter von Uniper
mit? Vielen von ihnen wird dieser Wandel nicht
gefallen, denn sie kommen aus einer Vergangenheit
der konventionellen Energien.
Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
sind in ihrem persönlichen und beruflichen Leben
häufig mit Situationen konfrontiert, in denen sie
genau von solchen Fragen herausgefordert werden.
Es geht darum, einen Dialog zu schaffen. Ich
David Bryson,
Vorstand Uniper
Im Februar blockierten Demonstranten von Extinction Rebellion (XR) für mehrere Stunden die Straße vor der
Zentrale von Uniper in Düsseldorf. Sie forderten den Ausstieg aus der Kohlestromversorgung und kippten dem
Unternehmen symbolisch einen Haufen Kohle vor die Tür.
Bedeutung gewonnen und ist innerhalb unseres Unternehmens
zum Wertversprechen geworden. Wir
haben uns vorgenommen, die Welt, in der wir leben
und arbeiten, so zu verändern, dass sie schrittweise
sauberer wird. Wir wissen, dass die Aktivitäten,
an denen wir derzeit noch beteiligt sind, in den Augen
vieler Menschen nicht dazu passen. Umgekehrt
gilt: Viele von uns bei Uniper sind Ingenieure und
kennen die Materie ganz genau. Sie wissen, dass wir
nicht einfach im Handumdrehen dort hinkommen,
wo wir sein wollen. Wir gehen sorgfältig mit unseren
Ressourcen und Kapazitäten um. Schließlich haben
wir unseren Kunden und unserer Belegschaft auch
ein Sicherheitsversprechen gegeben und tragen für
sie Verantwortung. Die Zusammenarbeit mit Menschen
außerhalb unserer Organisation, die andere
Ansichten als wir haben, hilft uns, auf neue Art und
Weise zu denken und die Schritte besser zu erklären,
die wir unternehmen wollen.
Mit welcher Kritik wird Uniper konfrontiert und woher
kommt sie in der Regel? Zeichnen Sie uns ein Bild
davon, womit Sie tagtäglich zu tun haben und warum
es wichtig ist, gegensätzliche Stimmen anzuerkennen
und auf sie zu reagieren.
Unternehmens anwenden und uns
ihre Ansichten offen anhören. Wenn
wir verstehen, warum ihnen das, was
wir tun, nicht gefällt, können wir einen
ehrlichen Dialog aufbauen, in dem wir zumindest
erklären können, was wir zu tun versuchen,
und verstehen lernen, wie wir Teil der
Lösung sein können. Ich würde nicht sagen, dass
es einfach ist, wir sind uns in vielen Dingen nicht
einig. Aber wir lernen weiter und das verändert die
Art und Weise, wie wir die Dinge angehen. Einige
NGOs haben erkannt, dass wir vielleicht Recht haben,
wenn wir sagen, dass wir nicht von heute auf
morgen in die perfekte Welt übergehen können.
Energieunternehmen greifen fast notwendigerweise
in die Umwelt ein. Selbst Wind- und Sonnenenergie
hat Auswirkungen auf die Natur. Wie können Sie
Ihre Geschichte überhaupt auf überzeugende Weise
erzählen?
Wir denken sehr sorgfältig über die öffentlichen
Erklärungen nach, die wir abgeben. Noch wichtiger
ist aber, dass wir auch sorgfältig darüber nachdenken,
was wir tun. Zum Beispiel berücksichtigen wir
bin immer wieder überrascht, wie sehr wir bei unserer
eigenen Belegschaft offene Türen einrennen.
Der Wandel bei Uniper ist nicht nur akzeptiert,
sondern die meisten sind sehr motiviert, das Unternehmen
zu einem echten Treiber des Wandels
zu machen. Es macht sie stolz, bei diesem Prozess
mitzumachen. Wir interessieren uns leidenschaftlich
für Energie und ihren Nutzen für die Welt.
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bestärken,
sich an dieser Aufgabe mit Herz und Verstand
zu beteiligen, ist das, worum es uns geht.
Mehr Informationen unter: www.uniper.energy