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Günter Merlau,
Regisseur und Produzent
Ein Job für Experten
Innovation heißt (Er-)Neuerung.
Dementsprechend glaubte ich, dass
Innovation nur durch besonders
neu- und andersartige Ideen zu Pro-
blemen, Herangehensweisen oder
Produkten herzustellen sei. Wahre
Innovation könne zudem nicht aus
sich selbst heraus, sondern nur von
außen aus dem Zusammenspiel mit
anderen Disziplinen entstehen. Ein
Künstler müsse Innovationen im
Prozessmanagement herstellen, ein
Soziologe neue Produkte für die Me-
dienlandschaft ersinnen, ein Bäcker
Probleme im Straßenverkehr lösen
und so weiter. Die innovative Lösung
sollte möglichst extraordinär, wenigs-
tens aber sehr cool sein. Dieser Glau-
be führte in den letzten 15 Jahren zu
vermehrtem Einsatz von Thinktanks,
interdisziplinären Projektteams und
über Innovationen brütenden Groß-
raumbüros. Dabei sind sicher viele
interessante und außergewöhnliche
Ideen entstanden, aber nur wenig
Hans Görges, Leser
Alles glänzt
Innovation – kein anderes Wort wird so
häufig verwendet. Egal welche Branche,
alle Unternehmen sind innovativ. Dabei
stammt das Wort vom lateinischen Verb
„innovare“, auf Deutsch „erneuern“, ab.
Heißt also wörtlich „Neuerung“ oder
„Erneuerung“. Aber kann man über-
haupt – oder noch viel wichtiger – muss
man denn alles erneuern, um nicht ab-
gehängt zu werden? Ich frage mich: Wie
innovativ kann und muss zum Beispiel
ein Stuhl überhaupt sein?
oder keine Innovationen. Denn eine
Innovation zu sein heißt, dass sich
eine Idee auch am Markt durchsetzt,
zum Beispiel ein bisheriges Produkt
oder Verfahren verdrängt. Studien
zum Innovationspotenzial bestätig-
ten, dass über 80 Prozent der Innova-
tionen in Fach- und Expertenkreisen
entstehen und somit von Menschen
entwickelt werden, die sich schon seit
Jahren mit der Thematik beschäfti-
gen. Innovationen entstehen also wie
andere Spitzenleistung auch: durch
jahrelange und disziplinierte Arbeit
von Experten an Problemstellungen.
Alles andere ist wohl Wunschdenken
von Lifestyle-Agenturen.
Laurenz Theinert,
Designer und
Lichtkünstler
Potenziale erkennen
Innovationen gelingen durch ver-
schiedene Faktoren. Am Anfang steht
eine kreative Idee oder eine Entde-
ckung. Das ist der einfachste Schritt.
Wir sammeln immer Ideen und Ein-
drücke durch unser Tätigsein. Dabei
helfen Kreativitätstechniken und die
Übung im spielerischen Umgang mit
Aufgaben. Im Spiel regt man sich stän-
dig selber an. Im zweiten, schwierige-
ren Schritt gilt es, das Potenzial einer
Idee zu erkennen. Viele bahnbrechen-
de Innovationen entstanden dadurch,
dass ein „Fehler“ als Chance gesehen
wurde. So war das Frotteehandtuch
das Ergebnis eines Webfehlers, die
Wirkung von Viagra entdeckte man
zufällig bei seiner Entwicklung zum
Herzmedikament. Jedes Mal muss-
te aber jemand das Potenzial dieser
„Fehler“ erkennen. Dafür bedarf es
einer Art schwebender Aufmerksam-
keit, die nichts will, aber alles wahr-
nimmt. In meinem Fall, der Erfindung
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Peter Biewald,
Gründer und
Geschäftsführer
von www.medifundo.de
Innovativer Schwarm
Innovative Ideen haben es in Deutsch-
land von jeher schwer, die notwendi-
ge Aufmerksamkeit und Akzeptanz
zu finden. Dies gilt besonders für die
Gesundheitsbranche, in der viele viel-
versprechende Geschäftsideen in den
des Lichtklaviers „Visual Piano“,
schlummerte 30 Jahre der Wunsch in
mir, Klavier zu spielen. Das Bedürf-
nis, Klänge zu erzeugen, hatte ich aber
nie. Eines Tages improvisierten Musi-
ker zu meinen abstrakten Videos. Ich
hatte nichts zu tun, sah deren MIDI-
Kabel und hatte schlagartig die Idee,
mit diesem Signal grafische Muster zu
erzeugen, die über ein Keyboard live
spielbar sind. Der dritte und müh-
samste Teil ist die Entwicklung der
Idee zu einem sinnvollen Produkt.
Dafür braucht es kompetente Partner
und ein Netzwerk an Fachleuten. Vor
allem aber muss man an die Idee glau-
ben und durchhalten.
Carmen Patzel, L