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Monika Scheddin,
Networking-Coach und
Business-Speaker
Aufeinander bezogen
Networking heißt: man kennt Sie,
man vertraut Ihnen und die Chemie
stimmt. Es geht bei echten Verbindun-
gen nie um Plattformen wie Facebook,
Instagram und Co., denn „a fool with
a tool is still a fool“. Und eine Adresse
ist noch keine Verbindung. Qualitäts-
networking heißt zu investieren, sich
Zeit zu nehmen, die Person hinter der
Funktion kennenzulernen. Es heißt
aber auch, um Unterstützung zu bitten
Monika Menzel, Leserin
Gelebte Nachbarschaft
Über Twitter, Whatsapp und Co. Und
indem wir nebeneinander und umein-
ander herum wohnen. Meine Freundin
von ein paar Straßen ums Eck klopft
ans Küchenfenster und fragt, ob ich
mit eine Runde Gassi übers Feld gehe.
Meine Nachbarin zwei Häuser weiter
ruft laut und gartenübergreifend zu
mir rüber und lädt zu einem kurzen
Gartenplausch. Die Grundstücksnach-
barin direkt neben uns werkelt im
Garten, während wir zu Abend essen.
Ich höre ein leises Fluchen. Mit dem
Kopf deute ich in ihre Richtung und
lächele dabei meinem Mann zu. Wie-
der flucht sie, diesmal jedoch anders.
Ich rufe über die grüne Grenze ihren
Namen und frage: „Brauchst du Hil-
fe?“ Ja. Sie muss verbunden und zum
Unfallarzt gefahren werden, die Nach-
barin hintendran übernimmt derweil
das Abholen ihrer Tochter. So finden
wir zusammen: im Garten, beim spon-
tanen Grillen, in der WM-Garage oder
einfach „uff de Gass“. Whatsapp-Grup-
pe ganz analog.
und sie annehmen zu können. Denn
am liebsten wären wir jederzeit stark
und autark. Doch gerade dann, wenn
das Leben uns Zitronen serviert, ent-
stehen die wertvollsten Beziehungen.
Die Voraussetzung hierfür ist, dass
wir Schwächen zulassen, Persönli-
ches preisgeben und um Hilfe bitten.
Qualitätsnetworking bedeutet auch,
Anspruchsdenken aufzugeben. Das
Gefühl, ich hätte das Recht auf irgend-
was, ist ein fieser Verbindungskiller.
Wer freundlichen Service schätzt, tut
gut daran, zunächst ein freundlicher
Kunde zu sein. Es bedeutet Augenhö-
he: Wer die Kellnerin mies behandelt,
mit dem will ich keine Geschäfte ma-
chen. Und nicht zuletzt das Würzen:
Grüßen, Blickkontakt, ein Lächeln,
Komplimente, eine gute Tat, ein Dan-
keschön, ein tolles Feedback nicht nur
zu denken, sondern auch mitzuteilen
– all das ist niemals ein Fehler. Kein
Mensch bekommt zu viel Wertschät-
zung. Je digitaler die Welt um uns her-
um wird, desto mehr sehnen sich Men-
schen nach Menschlichkeit. Sie wollen
nicht von Algorithmen berechnet, son-
dern sich wirklich gemeint fühlen.
WEST-OST-GEFÄLLE
Der gesellschaftliche Zusammenhalt im Bundesländervergleich
Arnold Kitzmann,
Diplom-Psychologe und
Management-Trainer
Quelle: Bertelsmann-Stiftung
Im Sog der Masse
In der jetzigen Zeit treten zunehmend
psychologische
Massenphänomene
auf, die die Integration und das Zu-
sammenleben innerhalb unserer Ge-
sellschaft erschweren. Menschen als
soziale Wesen richten sich nach ande-
ren Menschen aus, suchen Leitfiguren,
schwimmen häufig mit dem Strom
und Vorurteile werden schwer abge-
baut. Ein starkes Individuum macht
sich die Verhaltensweisen innerhalb
der Massen bewusst und wehrt sich
gegen Beeinflussung. Massen dage-
gen (re-)agieren häufig irrational und
entscheiden sich gefühlsmäßig. Das
sieht man zum Beispiel in den sozialen
Medien, die mit ihrer Meinungsmacht
Massenphänomene auslösen können.
Sie können ein Meinungsbild emotio-
nal stark formen und hochschaukeln.
In der Masse verändern sich Reaktio-
nen und Bewusstsein. Die intellektuel-
len Funktionen werden reduziert und
unbewusste Elemente kommen stär-
ker an die Oberfläche. Es entsteht ein
Gefühl unüberwindbarer Macht. Da-
gegen werden Verantwortungsgefühl,
Wille und Urteilsfähigkeit gemindert.
Die Masse steckt auch emotional an.
Jedes Gefühl, jede Handlung ist in
hohem Maße übertragbar und Sug-
gestion und Nachahmung spielen eine
große Rolle im Verhalten innerhalb
der Masse. Wenn wir eine größere Be-
wusstheit für Massenphänomene ent-
wickeln und uns dem Sog der Masse
als Individuum widersetzen, verbes-
sern wir unser Zusammenleben. Wenn
wir diese Mechanismen durchschauen,
kann Integration gelingen und gegen-
seitiger Respekt und Kompromissfä-
higkeit entstehen.
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