+3 Magazin August 2017 | Page 4

+1 4 WELCHEN WERT HAT ZEIT? WIR FRAGEN: ... und was ist Ihre Meinung? www.plus-drei.de [email protected] Die deutsche Freizeitfahrzeug-Industrie setzt pro Jahr knapp zehn Milliarden Euro mit Wohnmobilen und Co. um – fast doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Quelle: CIVD  © iStock./pixdeluxe Martina Kölbl-Ebert, Leiterin Jura-Museum Eichstätt Zeiträume als Lebensbühne Geologen denken in „geologischen Zeiträumen“. Sie behandeln Jahrmil- lionen wie andere Leute Wochen und Monate. Dieses besondere Verhältnis zur Zeit äußert sich nicht beim Blick auf die Uhr, sondern dann, wenn ich offe- nen Auges durch die Landschaft gehe. Denn stets erzählen mir die Steine zu meinen Füßen Geschichten längst vergangener Landschaften. Diese sind meist sehr verschieden vom hier und jetzt: Es sind Geschichten tropischer Meere, in denen sich exotische Tiere tummeln; Geschichten von sengen- den Wüsten, in denen der Wind den Sand über die Dünen treibt; oder Ge- schichten gewaltiger Kräfte des Erd- innern, die tausende Tonnen Gestein in hoch aufragenden Eruptionssäulen in den Himmel treiben. Diese geisti- gen Bilder längst vergangener Zeiten drängen sich hinter das, was meine Augen sehen; sie verleihen der Land- schaft eine merkwürdige Tiefe mit einer weiteren, zeitlichen Dimension. Zeit hat also viel mit Landschaft, mit Raum zu tun. Vielleicht spricht man daher nicht einfach von Zeit, sondern von den geologischen Zeiträumen. Rund 4,5 Milliarden Jahre können wir auf der Erde so überblicken. In diesem gewaltigen Zeitraum wandelte sich nicht nur die Landschaft, sondern auch die Lebewelt. Für diese und da- mit auch für uns ist Zeit vor allem eine ungeheure Ressource: Der Zeitraum ist die Bühne, auf der das Drama der Evolution stattfand und stattfindet. Als Paläontologin habe ich einen Lo- genplatz. Als Museumsbesucher ha- ben Sie den auch. Brigitte Korn-Wimmer, Leserin Geschenk „Zeit“ Wer schon jemals einen ihm nahe- stehenden sterbenden Menschen bis zum Tod begleitet hat, weiß, was es bedeutet, Zeit zu schenken. Zusam- men mit meiner Familie sind wir meiner Mutter 15 Monate lang – von der tödlichen Diagnose bis zum letz- ten Augenblick – beigestanden. Der Begriff Zeit bekam dabei eine andere Bedeutung. Ich musste zum Beispiel das Tempo in meinem Be