+3 Magazin August 2016 | Page 12

+2 12 Ulrich Grillo, Präsident Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) Gemeinsam für das Klima Fair handeln, das heißt auch: gemeinsamer Einsatz für gemeinsame Ziele. Im Klimaschutz ist Teamarbeit besonders wichtig. Die ehrgeizigen Ziele, die sich Deutschland gesetzt hat, können nur von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam erreicht werden. Dies gilt insbesondere für den Gebäudebereich. Nico Richter, Leser Die Macht des Konsumenten Über das faire Handeln zu sprechen ist das eine. Das andere ist es, Faires auch zu tun. Wir alle meckern über die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Doch wir tun nichts dagegen, weil damit Einbußen bei unserem eigenen, sehr hohen Lebensstandard verbunden sind. Jede Verbesserung der Arbeitsverhältnisse nutzt zudem nichts, wenn Nachhaltigke it nicht bedacht und die Weiterführung des bisherigen Denkens die Welt zerstört. Daher gilt es, nicht zu meckern, sondern etwas zu tun. Der erste Schritt ist, sich über die Produktionsketten und die Herkunft von Produkten klar zu werden. Daraufhin sollte das bisherige Konsumverhalten überdacht werden. Vielleicht Dort werden 40 Prozent der Energie verbraucht. Er steht für ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen. Die Einsparpotenziale bei Wohn- und Nichtwohngebäuden, bei Ein- und Zweifamilienhäusern und bei Mietshäusern sind groß. Die Industrie liefert dafür die technologischen Lösungen. Sie bietet schon heute wirtschaftlich einsetzbare Produkte, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Für Neubau, für Sanierung und auch für mehr Effizienz durch angepasstes Nutzungsverhalten. Die Vielfalt der Möglichkeiten ist enorm: Plusenergiehaus-Konzepte ebenso wie nachhaltig produzierte und zu 100 Prozent recyclingfähige Dämmstoffe optimieren nachhaltig die Energiebilanz. Hocheffizienz-Wärmepumpen ermöglichen die Wärmeversorgung allein aus erneuerbaren Energien. Milch und Getreide 6% Hybride Heizsysteme kombinieren hocheffiziente Brennwerttechnik mit erneuerbaren Energieträgern. Smart-Home-Technologien steuern Heizung, Lüftung und Licht energieeffizient. Mit Konzepten zur unterjährigen Verbrauchserfassung werden Textilien 8% Einsparpotenziale für Jedermann identifizierbar. Die Politik sollte den Einsatz von Effizienztechnologien durch Förderinstrumente Südfrüchte 10% weiter verbessern. sollte ein Produkt aus der Region stammen. Muss es jeden Tag das „geliebte“ Stück Fleisch auf dem Teller sein? Die Viehwirtschaft hat einen großen Anteil am Klimawandel. Es muss auch nicht jedes Jahr ein neues Mobiltelefon sein. Bei dem Fairphone, das ich mir vor 1,5 Jahren gekauft habe, wird transparent dargestellt, woher die Rohstoffe kommen, unter welchen Bedingungen sie verarbeitet werden und wie sich der, wenn auch höhere, Preis zusammensetzt. Bei allen Produkten oder Dienstleistungen haben wir es durch unser Kaufverhalten in der Hand, es besser zu machen. Auch kleine Schritte helfen, jeder davon ist einer in die richtige Richtung. für die verchromte Kaffeemaschine oder auch doppelte Preise, um beim hippen Barista einen bitteren Espresso zu bekommen. Da erstaunt es schon, dass das Geld nicht in fair gehandelten Kaffee investiert wird – aber gerecht ist wohl uncool. Mimi Kessels, Leserin Seltsame Logik Viele Menschen sind bereit, hohe Summen für ihren Kaffee auszugeben – also DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Ingo Herbst, Gründer und Geschäftsführer CONTIGO Fairtrade GmbH Neue Wege im Fairen Handel 1994 wurde CONTIGO von mir und meiner Frau Monika ins Leben gerufen. Ich war zuvor Geschäftsführer der GEPA, der Hauptlieferantin für die ehrenamtlich arbeitenden Weltläden. Dort gewann ich die Überzeugung, dass die Unterstützung von benachteiligten Kleinproduzenten in Übersee am besten durch eine Ausweitung des Handelsvolumens gelingt. Auf dieser Grundlage entstand der ambitionierte Plan, den bis dahin bekannten Fairen Handel auf ein vollkommen neues Fundament zu stellen. CONTIGO arbeitet ausschließlich mit hauptamtlich Engagierten. Sie beziehen faire Gehälter und sind am Überschuss beteiligt. Anspruchsvolles Handwerk und Kunsthandwerk bilden den Schwerpunkt der Produktpalette. Eigene Produktentwicklung und hohe Qualitätsstandards machen den Erfolg von CONTIGO aus. Die kompromisslose Orientierung auf die Verbesserung der Einkommens- und Lebenssituation der Produzenten und persönliche Beziehungen zu ihnen sind der Kern der Philosophie von CONTIGO. Jede Produzentengruppe wird in der öffentlich zugänglichen Datenbank www.fairtrade.contigo.de lückenlos und aktuell dokumentiert. Das Arbeitskapital von CONTIGO stammt von 420 privaten Anlegern. Dadurch arbeitet CONTIGO so gut wie bankenfrei. Und CONTIGO will und muss Gewinne erwirtschaften. Diese werden jedoch schon seit 20 Jahren nicht entnommen, sondern verbleiben dem Unternehmen zur Finanzierung seiner Wachstumsziele: mehr Läden, mehr Produzenten, mehr Einkaufsvolumen. FAIRER HANDEL Blumen 12% Silke Puck-Schneider, Leserin Fair braucht Öffentlichkeit sonstige Lebensmi el 17% Nach der Katastrophe in der Textilfirma in Bangladesch wurde viel über die Textilindustrie berichtet. Marken wurden aufgeführt, die für Dumpinglöhne standen und höhere Brandschutzauflagen ignorierten, andere Marken, die sich für verbesserte Arbeitsbedingungen einsetzten. Doch diese Firmen auf den Listen wechselten: Waren es also nur Marketingkampagnen? Sobald Reto Aschwanden, Geschäftsleiter Label Step – Fair Trade Carpets Schritt für Schritt Die Stärke des fairen Handels ist, dass eigentlich alle damit einverstanden sind: sichere Arbeitsbedingungen, Löhne, von denen man leben kann, Kinder in der Schule statt bei der Arbeit, Umweltschutz, Freiheit und Grundrechte. Und doch entstehen kaum mehr als ein Prozent der handgefertigten Teppiche unter geprüften Fair-Trade-Bedingungen. Das Label Step kontrolliert seit über 20 Jahren Arbeits- und Lebensbedingungen in der Teppichindustrie und setzt sich für deren Verbesserung ein. Die traditionelle Struktur der Teppichindustrie erlaubt es Frauen in wirtschafts- Quellen: Forum Fairer Handel Kunden nicht mehr weggucken, reagieren Unternehmen. Das zeigt aber auch die Bedeutung der Medien: Wird öffentlich über unfaire Verhältnisse berichtet, werden auch Unternehmen zu fairerem Handeln gezwungen, um ihre Käuferschicht zu halten – gerade in der Textilindustrie, wo das Markenimage so bedeutend ist. schwachen Gebieten, ein Einkommen zu verdienen und damit nicht nur die Situation ihrer Familien, sondern auch ihre Position in der Gesellschaft zu stärken. Aber die Knüpferinnen in Heimarbeit oder kleinen Werkstätten werden als schwächstes Glied in der Lieferkette oft benachteiligt. Step unterstützt sie, sich zusammenzuschließen und gemeinsam zu handeln. So wie Faizana: Wie Hunderten anderen Teilnehmerinnen eines Selbsthilfeprojekts in Afghanistan gelang es ihr, ihren Lohn fast zu verdoppeln. Heute ist Faizana selbstständige Kleinunternehmerin, die 90 Knüpferinnen beschäftigt – zu besseren Konditionen als die Zwischenhändler vor ihr. Faizana ist eine von vielen Erfolgsgeschichten des fairen Handels. Wenn auch die übrigen 99 Prozent der Industrie mehr Verantwortung übernehmen, wird sich die Situation in Entwicklungsländern dramatisch verbessern. Der Anfang ist gemacht.