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Ulrich Grillo,
Präsident
Bundesverband
der Deutschen
Industrie (BDI)
Gemeinsam für
das Klima
Fair handeln, das heißt auch: gemeinsamer Einsatz für gemeinsame
Ziele. Im Klimaschutz ist Teamarbeit besonders wichtig. Die ehrgeizigen Ziele, die sich Deutschland
gesetzt hat, können nur von Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam erreicht werden. Dies gilt insbesondere für den Gebäudebereich.
Nico Richter, Leser
Die Macht des
Konsumenten
Über das faire Handeln zu sprechen
ist das eine. Das andere ist es, Faires
auch zu tun. Wir alle meckern über
die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen in Entwicklungs- und
Schwellenländern. Doch wir tun
nichts dagegen, weil damit Einbußen
bei unserem eigenen, sehr hohen Lebensstandard verbunden sind. Jede
Verbesserung der Arbeitsverhältnisse
nutzt zudem nichts, wenn Nachhaltigke it nicht bedacht und die Weiterführung des bisherigen Denkens die
Welt zerstört. Daher gilt es, nicht zu
meckern, sondern etwas zu tun. Der
erste Schritt ist, sich über die Produktionsketten und die Herkunft von
Produkten klar zu werden. Daraufhin sollte das bisherige Konsumverhalten überdacht werden. Vielleicht
Dort werden 40 Prozent der Energie
verbraucht. Er steht für ein Drittel
der gesamten CO2-Emissionen. Die
Einsparpotenziale bei Wohn- und
Nichtwohngebäuden, bei Ein- und
Zweifamilienhäusern und bei Mietshäusern sind groß. Die Industrie
liefert dafür die technologischen
Lösungen. Sie bietet schon heute
wirtschaftlich einsetzbare Produkte,
um die gesetzten Ziele zu erreichen.
Für Neubau, für Sanierung und auch
für mehr Effizienz durch angepasstes Nutzungsverhalten. Die Vielfalt
der Möglichkeiten ist enorm: Plusenergiehaus-Konzepte ebenso wie
nachhaltig produzierte und zu 100
Prozent recyclingfähige Dämmstoffe
optimieren nachhaltig die Energiebilanz. Hocheffizienz-Wärmepumpen
ermöglichen die Wärmeversorgung
allein aus erneuerbaren Energien.
Milch und Getreide 6%
Hybride Heizsysteme kombinieren
hocheffiziente Brennwerttechnik
mit erneuerbaren Energieträgern. Smart-Home-Technologien steuern Heizung,
Lüftung und Licht energieeffizient. Mit Konzepten zur
unterjährigen Verbrauchserfassung werden
Textilien 8%
Einsparpotenziale
für Jedermann
identifizierbar.
Die Politik sollte den Einsatz
von Effizienztechnologien durch
Förderinstrumente
Südfrüchte 10%
weiter verbessern.
sollte ein Produkt aus der Region
stammen. Muss es jeden Tag das „geliebte“ Stück Fleisch auf dem Teller
sein? Die Viehwirtschaft hat einen
großen Anteil am Klimawandel. Es
muss auch nicht jedes Jahr ein neues
Mobiltelefon sein. Bei dem Fairphone, das ich mir vor 1,5 Jahren gekauft
habe, wird transparent dargestellt,
woher die Rohstoffe kommen, unter
welchen Bedingungen sie verarbeitet
werden und wie sich der, wenn auch
höhere, Preis zusammensetzt. Bei allen Produkten oder Dienstleistungen
haben wir es durch unser Kaufverhalten in der Hand, es besser zu machen.
Auch kleine Schritte helfen, jeder davon ist einer in die richtige Richtung.
für die verchromte
Kaffeemaschine oder
auch doppelte Preise,
um beim hippen
Barista einen bitteren
Espresso zu bekommen.
Da erstaunt es schon,
dass das Geld nicht in fair
gehandelten Kaffee
investiert wird – aber
gerecht ist wohl uncool.
Mimi Kessels, Leserin
Seltsame Logik
Viele Menschen sind bereit, hohe Summen für ihren Kaffee auszugeben – also
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Ingo Herbst,
Gründer und
Geschäftsführer
CONTIGO Fairtrade
GmbH
Neue Wege im Fairen
Handel
1994 wurde CONTIGO von mir und
meiner Frau Monika ins Leben gerufen. Ich war zuvor Geschäftsführer
der GEPA, der Hauptlieferantin für
die ehrenamtlich arbeitenden Weltläden. Dort gewann ich die Überzeugung, dass die Unterstützung von
benachteiligten Kleinproduzenten in
Übersee am besten durch eine Ausweitung des Handelsvolumens gelingt. Auf dieser Grundlage entstand
der ambitionierte Plan, den bis dahin
bekannten Fairen Handel auf ein vollkommen neues Fundament zu stellen.
CONTIGO arbeitet ausschließlich
mit hauptamtlich Engagierten. Sie
beziehen faire Gehälter und sind am
Überschuss beteiligt. Anspruchsvolles Handwerk und Kunsthandwerk
bilden den Schwerpunkt der Produktpalette. Eigene Produktentwicklung
und hohe Qualitätsstandards machen
den Erfolg von CONTIGO aus. Die
kompromisslose Orientierung auf die
Verbesserung der Einkommens- und
Lebenssituation der Produzenten und
persönliche Beziehungen zu ihnen
sind der Kern der Philosophie von
CONTIGO. Jede Produzentengruppe
wird in der öffentlich zugänglichen
Datenbank www.fairtrade.contigo.de
lückenlos und aktuell dokumentiert.
Das Arbeitskapital von CONTIGO
stammt von 420 privaten Anlegern.
Dadurch arbeitet CONTIGO so gut
wie bankenfrei. Und CONTIGO will
und muss Gewinne erwirtschaften.
Diese werden jedoch schon seit 20
Jahren nicht entnommen, sondern
verbleiben dem Unternehmen zur
Finanzierung seiner Wachstumsziele: mehr Läden, mehr Produzenten,
mehr Einkaufsvolumen.
FAIRER
HANDEL
Blumen 12%
Silke Puck-Schneider, Leserin
Fair braucht
Öffentlichkeit
sonstige Lebensmi el 17%
Nach der Katastrophe in der Textilfirma in Bangladesch wurde viel über die
Textilindustrie berichtet. Marken wurden aufgeführt, die für Dumpinglöhne
standen und höhere Brandschutzauflagen ignorierten, andere Marken, die
sich für verbesserte Arbeitsbedingungen einsetzten. Doch diese Firmen auf
den Listen wechselten: Waren es also
nur Marketingkampagnen? Sobald
Reto Aschwanden,
Geschäftsleiter
Label Step – Fair Trade
Carpets
Schritt für Schritt
Die Stärke des fairen Handels ist, dass
eigentlich alle damit einverstanden
sind: sichere Arbeitsbedingungen,
Löhne, von denen man leben kann,
Kinder in der Schule statt bei der
Arbeit, Umweltschutz, Freiheit und
Grundrechte. Und doch entstehen
kaum mehr als ein Prozent der handgefertigten Teppiche unter geprüften
Fair-Trade-Bedingungen. Das Label
Step kontrolliert seit über 20 Jahren
Arbeits- und Lebensbedingungen in
der Teppichindustrie und setzt sich
für deren Verbesserung ein. Die traditionelle Struktur der Teppichindustrie erlaubt es Frauen in wirtschafts-
Quellen: Forum Fairer Handel
Kunden nicht mehr weggucken, reagieren Unternehmen. Das zeigt aber
auch die Bedeutung der Medien: Wird
öffentlich über unfaire Verhältnisse
berichtet, werden auch Unternehmen
zu fairerem Handeln gezwungen, um
ihre Käuferschicht zu halten – gerade
in der Textilindustrie, wo das Markenimage so bedeutend ist.
schwachen Gebieten, ein Einkommen
zu verdienen und damit nicht nur die
Situation ihrer Familien, sondern
auch ihre Position in der Gesellschaft
zu stärken. Aber die Knüpferinnen in
Heimarbeit oder kleinen Werkstätten
werden als schwächstes Glied in der
Lieferkette oft benachteiligt. Step unterstützt sie, sich zusammenzuschließen und gemeinsam zu handeln. So
wie Faizana: Wie Hunderten anderen
Teilnehmerinnen eines Selbsthilfeprojekts in Afghanistan gelang es ihr,
ihren Lohn fast zu verdoppeln. Heute
ist Faizana selbstständige Kleinunternehmerin, die 90 Knüpferinnen
beschäftigt – zu besseren Konditionen als die Zwischenhändler vor ihr.
Faizana ist eine von vielen Erfolgsgeschichten des fairen Handels. Wenn
auch die übrigen 99 Prozent der Industrie mehr Verantwortung übernehmen, wird sich die Situation in
Entwicklungsländern dramatisch verbessern. Der Anfang ist gemacht.