+3 Magazin April 2022 | Page 10

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WIR FRAGEN :

WIE WIRD DEUTSCHLAND

KLIMANEUTRAL ?

Die Sonne sendet pro Sekunde 20.000 Mal so viel Energie aus , wie wir Menschen seit Beginn der Industrialisierung verbraucht haben . Quelle : giga . de © iStock / Jenson
Yvonne Zwick , Vorsitzende Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften ( B . A . U . M .)
Mehr Souveränität wagen
In Deutschland bis 2045 klimaneutral zu werden , ist ein ambitioniertes Ziel , das eine weitreichende Transformation unserer Lebensstile und unserer Wirtschaftsweise bedarf . Der furchtbare Krieg in der Ukraine zeigt uns auf erschreckende Art und Weise , welche Folgen die Abhängigkeit von Lieferanten in Unrechtsstaaten haben kann . Die Preise für Gas und Öl schnellen in Deutschland dramatisch in die Höhe , weil die Energiewende verschleppt wurde und Ressourcen sparen verpönt ist . Der Ausbau der
erneuerbaren Energien und die Gebäudesanierung können und müssen massiv beschleunigt werden . Zahlreiche Unternehmen sind bereits Vorreiter , haben sich eigeninitiativ hohe Klimaschutzziele gesetzt und Klimaschutzmaßnahmen an ihren Standorten umgesetzt . Sie bieten Technologien , Produkte und Dienstleistungen für Effizienz , Suffizienz und Kreislaufwirtschaft an . Dezentralisierung stärkt die Energiesouveränität und gibt Unternehmen Planungssicherheit . Wir müssen uns jetzt entscheiden , welche Wirtschaft wir wollen . Zeiten des Umbruchs können auch Zeiten des Aufbruchs sein . Wenn jetzt die Akteure im Markt , die Finanzwirtschaft und die Realwirtschaft gemeinsame Lösungen für die Transformation im großen Stil angehen , fährt die eingeschlafene Energiewende zur Höchstleistung auf . Wir werden überrascht sein , was wir in kürzester Zeit alles erreichen können .
Nur mit uns
Hans Peter Wollseifer , Präsident Zentralverband des Deutschen Handwerks ( ZDH )
Schon jetzt ist das Handwerk die größte aktive Klimaschutzbewegung in unserem Land . Unser Beitrag zum Klimaschutz , das sind die Millionen Handwerkerinnen und Handwerker , die täglich aktiven Klima- und Umweltschutz betreiben . Sie bauen , montieren und warten die erneuerbaren Energieanlagen und bringen die Elektromobilität auf die Straße , sie sanieren Gebäude und steigern so deren Energieeffizienz , sie sind Teil einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft und fördern diese – um nur einige Beispiele für den täglich gelebten Klimaschutz im Handwerk zu nennen .
Eines ist ganz klar : Nur mit ausreichend qualifizierten Handwerkerinnen und Handwerkern werden wir die Klimaschutzziele erreichen können , weil sie es sind , die die auf dem Papier festgehaltenen Pläne vor Ort Realität werden lassen . Wenn aber Handwerkerinnen und Handwerker so zentral für die Zukunftsfähigkeit und das Ziel der Klimaneutralität unseres Landes sind , darf es nicht länger so sein , dass junge Menschen , die ein Handwerk zu ihrem Beruf machen , immer noch weniger Wertschätzung als Studierende erfahren . Wenn zwischen tatsächlicher Bedeutung und Relevanz des Handwerks und der gesellschaftlichen Wahrnehmung eine solche Lücke klafft , dann können wir nur sagen : Hier stimmt was nicht . Klimaneutral werden wir nur , wenn genügend junge Menschen eine Ausbildung im Handwerk starten – ganz nach dem Motto : Nicht nur demonstrieren , sondern auch installieren .