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Maxim Yurin , Leser
BLITZUMFRAGE
Organisch wachsen
Als Architekturstudierender gehe ich davon aus , dass der erste Schritt zu einer Smart City das Smart House ist . Viele Menschen nutzen längst Bewegungssensoren , Smart Speaker , sogar autonome Kaffeemaschinen und Toaster , die Verhaltensweisen erlernen und unsere Lebensqualität steigern . Das greift natürlich , mehr als beim klassischen Smart-City-Konzept , in die Privatsphäre ein . Auf der anderen Seite verbringen wir bis zu 90 Prozent unserer Zeit in Innenräumen . Es könnte sich als Utopie erweisen , besonders effiziente Infrastrukturen für eine ganze Stadtpopulation herzustellen , weil die sich ständig ändernden Bedürfnisse des Menschen nicht berechenbar sind . Viel berechenbarer und verbrauchernaher sind Menschen zu Hause . Deshalb ist die weitaus einfachere Möglichkeit , eine Smart City zu realisieren , eine Stadt von Smart Houses , die spezifischer auf Wünsche und Verhaltensmuster von Bewohnern reagieren können . Ein Organismus solcher Smart Homes könnte eine Grundlage dafür sein , dass Menschen Strom , Lebensmittel und Warmwasser selbst herstellen und miteinander teilen können . Deshalb sollte jeder Neubau die Möglichkeiten für Vertical Farming , Photovoltaik , Solar und Nanotechnologie bereitstellen . Die Möglichkeiten sind endlos und die Zukunft verspricht uns eine faire und glückliche Welt . Hoffentlich investieren wir bald in diese Zukunft .
Philipp Kauthe , Leser
Weg von der autogerechten Stadt – darüber wird in Hamburg intensiv diskutiert , etwa mit den Switch-Punkten als Alternative .
Hans-Peter Kleebinder , Studienleiter Smart Mobility Management , Universität St . Gallen
Mehr urbane Lebensqualität
Aktuell sind wir täglich einem Mobilitätsinfarkt ausgesetzt : auf den Straßen , in der Luft , auf den Schienen . Schon lange macht es keine Freude mehr , sich von A nach B zu bewegen . Dabei ist Mobilität Grundlage unserer persönlichen Autonomie . Hinzu kommt , dass wir die vielleicht letzte Chance haben , unsere Lebensweise mit der Gesundheit unseres Planeten zu versöhnen . Aus diesem Grund darf unsere Mobilität nicht länger zulasten der Umwelt erkauft werden . Was wir also dringend brauchen , ist ein Paradigmenwechsel – weg von der klassischen autogerechten Stadt hin zu Lebensräumen , die auf uns Menschen und unsere Bedürfnisse ausgerichtet sind . Dafür sollten wir zum einen
Julien Figur , Leser
Ihr Name , Leserin
Was ist Ihre Meinung ?
Schreiben Sie uns , was Sie zu den kommenden Fragen auf der letzten Seite denken – vielleicht erscheinen Sie dann im nächsten Heft .
Ich hätte jetzt Kopenhagen gesagt .
Städte renaturalisieren , also grüner und gesünder machen . Schon jetzt gibt es viele schöne Beispiele von Straßenzügen , die dauerhaft oder speziell am Wochenende autofrei sind . Oder von grauen Parkplätzen , die zu bepflanzten Begegnungsorten umgebaut worden sind . Neben solchen renaturalisierenden Maßnahmen sollten wir vielfältiger denken , etwa durch die Vernetzung und Verzahnung verschiedener Fort-
Von welcher europäischen Metropole können wir in Deutschland am besten lernen ?
Paris
Ansatz
Zürich

39

Mobility as a Service App

15

Wien

23

23
15-Minuten-
Stadtentwicklungsplan STEP2025
U m f ra g e u n te r 1 0 0 L i n ke d i n - U se r n , März 2022 , Angaben in Prozent
Marcus Schögel , Leser
Barcelona
Superblocks
Für den „ Plan “ Paris , für das „ Doing “ Zürich .
Stefan Habermann , Leser
Aktuell können wir von all diesen Städten lernen – weil wir gerade in den großen Metropolen viel aufzuholen haben . Das wird auch gelingen , wenn eben auch sehr sehr langsam .
bewegungsmittel . Ich denke dabei vor allem an Mikromobilität , also an den vermehrten und bewussten Einsatz von motorisierten Kleinst- und Leichtfahrzeugen . Und an Mobilitäts-Apps , die in Echtzeit für uns die beste Route und das jeweils passende Transportmittel aussuchen . Mobilität kann viel umweltfreundlicher und auch deutlich entspannter werden , wenn wir jetzt die richtigen Weichen dafür stellen !
Thomas Schönberger , Leser
Meiner Beobachtung nach verschwimmt der Blick auf ganze Metropolen und deren Masterpläne sehr schnell . Urbane Lebensqualität beginnt vor allem mit der pragmatischen Gestaltung eines Platzes , Straßenzugs oder Viertels . Die Frage für die genannten Stadtkandidaten zu beantworten , sucht deshalb für mich eigentlich nach der Skalierbarkeit des jeweiligen Ansatzes mit Berücksichtigung der jeweiligen regulatorischen und organisatorischen Rahmenbedingungen . Das Ergebnis ist da für alle vier Städte noch offen und braucht eine genauere Analyse . Gefühlt würde ich momentan Barcelona meine Stimme geben .
Markus Kirchschlager , Leser
Ich denke , dass vor allem Mikromobilität – am besten als Shared-Mobility- Konzept – eine wichtige Ergänzung zu zu großen Teilen ausgezeichnet funktionierenden ÖPNV-Konzepten wie etwa in Wien sein kann .
Sebastian Wächter , Leser
Alle vier Projekte sind spannend . Da ich mich entscheiden muss , habe ich für Wien gestimmt .

DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT , ALSO EINE ANZEIGE ZIRKULÄRE WERTSCHÖPFUNG IN DER INTELLIGENTEN KOMMUNE

Joachim Schonowski ist Principal Consultant Smart Sustainable Cities beim IT- und Beratungsunternehmen msg sowie Vorsitzender des DIN Smart City Standards Forum und von Digital Gipfel EG Smart Cities / Smart Regions .
Die Smart City entwickelt sich zum elementaren Treiber der globalen wirtschaftlichen Entwicklung . Sie soll zum Beispiel in puncto Ressourceneinsatz effizienter werden . Aber wir müssen auf unserem Weg zu einem „ digieffizienten Cyber-Physical-Planet “ von Beginn an auf Umkehreffekte achten . Nur so kann ein intelligentes kommunales Ökosystem nachhaltig und ganzheitlich gestaltet werden . Ziel muss eine digitale Balance sein . Dies kann etwa dadurch geschehen , dass der notwendige Energieeinsatz für die digitalen Systeme in Relation zu ihrer Wirksamkeit gesetzt wird . Bei der technologisch getriebenen Entwicklung des kommunalen digitalen Ökosystems wird oftmals versäumt , die Bürgerinnen und Bürger vor Abgabe
der Projektskizze einzubeziehen . Oft werden ethische sowie soziale Aspekte , zum Beispiel in Bezug auf Daten und datenbasierte
Geschäftsmodelle , übersehen . Ohne Nutzung von Standards entstehen technologische Abhängigkeiten . Wir müssen unser Konsumverhalten ändern . Die CO 2 - und Stickoxid- Bilanz pro Person , die zu einer grünen , gerechten und der Kreislauflogik folgenden Marktwirtschaft führt , muss im Blick behalten werden .
Das Prinzip der ineinandergreifenden natürlichen Kreisläufe sollte Pate stehen für eine ausbalancierte Entwicklung der idealen , intelligenten Kommune . Intelligente Dienste sollten auf Standards setzen und entlang ihrer Wertschöpfungskette mithilfe von Indikatoren auf ihre Wirksamkeit überprüft werden . Dazu sind Indikatoren-Sets im Sinne einer zirkulären Kommune zu entwickeln und zu testen . Aus einem interkommunalen Austausch sollte dann eine Standardisierung und damit eine
Handlungsunterstützung hervorgehen .
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