Carla Eysel , Vorstand Personal und Pflege , Charité – Universitätsmedizin Berlin
Neue Rollen und Muster
Betrachtet man die Entwicklungen unserer Zeit , dann steht im Vordergrund , dass immer weniger Menschen für die Versorgung einer immer älter werdenden und komplexer kränkeren Gesellschaft da sind . Es passiert jetzt etwas , was viele gute Führungskräfte schon sehr lange einfordern , nämlich den Menschen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken . Gelingt es hier , aufzuzeigen , wie eine menschenzentrierte Aufstellung auch unter limitierenden Rahmenbedingungen möglich ist , kann das ein Startpunkt für ein ganzheitliches Umdenken und disruptive Ansätze sein . Das setzt Mut voraus . Rollenmuster müssen sich innerhalb des Unternehmens ändern . Denn es treffen verschiedene Generationen von Menschen mit ihren Kompetenzen und Fähigkeiten und mit sehr unterschiedlichen Anforderungen an das Arbeiten und ihr Leben aufeinander . Auch die Bedeutung von Leadership im Gesundheitssystem muss neu definiert werden . Denn wenn wir Menschen wertschätzend und
|
respektvoll an uns binden , durchbrechen wir das Muster von Enttäuschung und Berufsflucht und schaffen die Basis für Attraktivität . Gut zu führen , heißt zuzuhören , Interessen abzuwägen und Entscheidungen zu treffen . Und wir benötigen dringend vernetzte , prozessunterstützende Systeme und Technologien , die körperlich entlasten , sowie die finanziellen Mittel , um in kurzer Zeit die erforderlichen Innovationssprünge zu implementieren .
GESUNDHEITSPOLITIK
Die Top drei Herausforderungen
Auf mögliche weitere Pandemie vorbereiten
49 %
Beiträge zur Krankenversicherung begrenzen
55 %
Digitalisierung umsetzen und vorantreiben
45 %
Umfrage unter 1.500 Direktkandidat : innen der Bundestagswahl 2021 , September 2021 ; Mehrfachnennung möglich
Quelle : YouGov
|
Michael Zimball , Leser
Marodes System
Die Zweiklassengesundheit hat in Deutschland zu einer völligen Schieflage in unserem Gesundheitssystem geführt . Im Vergleich zu Privatversicherten sind die Leistungen für Kassenpatienten erheblich schlechter , sie warten dazu oft monatelang auf einen Facharzttermin . Dieses sozial ungerechte System gibt es in Deutschland seit fast 70 Jahren . Es kann nur abgeschafft werden durch eine Bürgerversicherung , in die alle einzahlen . Private und gesetzliche Kassen fallen ersatzlos weg , aber die Arbeitsplätze aus beiden Systemen bleiben zunächst unter dem Dach der Bürgerversicherung erhalten . Denn diese Fachkräfte werden für die Umstellung eines so großen Bereichs dringend gebraucht , etwa für die Abwicklung der Anwartschaften in den ehemals privaten Kassen oder für die Einrichtung zahlreicher Zweigstellen für Beratung , Antragsstellung und Kontrolle über das ganze Land verteilt . Fallpauschalen wird es in diesem System auch nicht mehr geben . Da mehr Geld im System vorhanden ist , können auch Beratungsgespräche besser bezahlt und viele Leistungen
|
auch ohne Zuzahlung finanziert werden . Das heißt aber auch , dass die Vorbeugung von der Wiege bis zur Bahre eingerichtet werden muss , sodass viele Ausgaben nicht mehr nötigt sind . Auch die Beiträge können so auf längere Sicht stabil gehalten werden . Übrigens gibt es seit 2013 ein Gutachten im Auftrag der Arbeiterwohlfahrt , in dem eindeutig die Vorteile einer Bürgerversicherung herausgearbeitet wurden .
Margret Jaeger , Leserin
Feine Antennen
Wir verbessern das Gesundheitssystem , wenn wir strukturiert gesammelte Daten auch auswerten und Gesundheitsplanung basierend auf dem Gesundheitszustand der Bevölkerung entwerfen . Dazu sollten auch soziale Determinanten von Gesundheit erhoben werden , denn Forschung hat gezeigt , wie stark deren Einfluss auf das Gesundheitsverhalten und das Verhalten im Erkrankungsfall ist . Diversitätssensibilität sollte Alltag werden .
Claus Munsch , Leser
Digitalisierungsbarrieren und Bürokratie abbauen . Es braucht Deregulierung . Wann darf der viel zitierte im Mittelpunkt stehende Patient endlich wirklich über die Verwendung seiner Daten entscheiden ?
|
› |