+3 Magazin April 2022 | Page 14

14
+ 3
WIR FRAGEN :

WIE VERBESSERN WIR DAS

GESUNDHEITSSYSTEM ?

80 bis 90 Prozent aller Menschen schlagen nahezu immer dasselbe Bein über das andere .
Quelle : manager-magazin . de © iStock / Jay Yuno
Susanne Koch , Referentin eHealth und Verbandsstrategie , Bundesverband Gesundheits-IT ( bvitg )
Vernetzte Versorgung
Bei der ganzheitlichen Betrachtung des Gesundheitsstandes einer Patientin oder eines Patienten unterstützt die Nutzung der elektronischen Patientenakte , kurz ePA genannt . Obwohl uns seit 2021 eine solche Akte von den Krankenkassen gesetzlich zusteht , haben nur die wenigsten ihre ePA aktiviert . Dies hat unterschiedliche Gründe : Neben dem noch immer geringen Bekanntheitsgrad und dem aufwendigeren Aktivierungsprozess fehlen derzeit wahrnehmbare Mehrwerte . Wir brauchen also nicht nur einen niedrigschwelligen Zugang zur ePA , sie muss auch besser in die Versorgung
integriert werden . Seit 2022 können Daten strukturiert in die Akte eingetragen werden . Diese sind leichter weiterzuverwenden – und eine Vernetzung verschiedener Ärztinnen und Ärzte kann besser gelingen . Dies ermöglicht , einen ganzheitlichen Ansatz bei der Behandlung zu verfolgen , welcher besonders multimorbiden , also mehrfach Erkrankten , sowie chronisch Erkrankten zugutekommt . Gerade wird geprüft , ob ein Opt-out- Verfahren in Deutschland umsetzbar ist . Wenn ja , würden alle Gesundheitsdaten automatisch in die ePA geladen , wenn die Patientin oder der Patient nicht aktiv widerspricht . Wir vom Bundesverband Gesundheits-IT begrüßen dies , weil es ein wichtiger Weg ist , um die ePA-Nutzung in die Fläche und damit die ePA zum Laufen zu bringen . Und wenn sie denn flächendeckend benutzt wird , sind die Vorteile für alle Nutzerinnen und Nutzer spürbar .
Annemarie Fajardo , Vizepräsidentin Deutscher Pflegerat
Pflege im Wandel
Eine vollumfängliche Verbesserung unseres Gesundheitssystems sollte immer unter Einbindung der Berufsgruppe der professionell Pflegenden stattfinden . Sie sind nicht nur die größte Berufsgruppe im System , sondern auch die längste Zeit am pflegebedürftigen Menschen . Trendthemen der Digitalisierung im Gesundheitssystem wie die Einführung der Telematikinfrastruktur erscheinen zwar als konkrete Verbesserungen der Rahmenbedingungen , die dringend benötigt werden , aber ohne professionelle Akteure , wie Pflegefachpersonen in Kliniken
und Pflegeeinrichtungen , können sie nicht erfolgen . Spezialisierte Berufsbilder der professionellen Pflege , die wir aus dem internationalen Kontext kennen – wie die Advanced Practice Nurse oder die Community Health Nurse – könnten in Deutschland mit dazu beitragen , das Gesundheitssystem im Sinne der vertieften Pflegepraxis , etwa zur Begleitung von schweren Erkrankungen oder zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten , zu verbessern . Besonders im Zuge der Corona-Pandemie ist der besondere Schutz vulnerabler Patientengruppen in den Fokus des Gesundheitswesens gerückt . Könnten zukünftig internationale Berufsbilder der professionellen Pflege in Deutschland Einzug halten , wäre es durchaus denkbar , gerade die vulnerablen Patientengruppen noch besser zu begleiten und zum Beispiel im Sinne des Infektionsschutzes zu beraten oder auch zu impfen .