+3 Magazin April 2021 | Page 6

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Jürgen Dusel , Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen
Vom Anfang mitdenken
In Deutschland leben knapp 13 Millionen Menschen mit Beeinträchtigungen . Diese Menschen leben und arbeiten selbstverständlich mit Familie , Freunden und Kollegen zusammen . Sie sind eine heterogene Gruppe , denn Beeinträchtigung ist nicht gleich Beeinträchtigung . Warum ich dies hervorhebe : Bei Inklusion geht es nicht um ein Sonderrecht . Inklusion ist ein grundlegendes Menschenrecht . Sie bedeutet Vielfalt , sie ist das Betriebssystem unserer Demokratie . Daher auch mein Wahlspruch : Demokratie braucht Inklusion . Wenn wir dies verinnerlichen , ist der erste Schritt bereits getan . Darüber hinaus muss der Staat die richtigen Rahmenbedingungen für Barrierefreiheit setzen . Im baulichen Bereich , in der Kommunikation – Stichwort Leichte Sprache und Gebärdensprache – im Internet . Im öffentlichen Sektor funktioniert dies recht gut . Was fehlt , ist der private Sektor . Menschen mit Behinderungen kaufen im Internet ein , sie schauen Serien , ziehen Geld am Bankautomaten . Deswegen brauchen

Sei schneller als ein Tsunami .

Rette Leben mit Deiner Spende .
wir barrierefreie Online-Dienste , die den Bedarf von Gehörlosen mitdenken . Oder Terminals , die auch für blinde Menschen nutzbar sind . Gut ist , dass die Bundesregierung gerade an einem Barrierefreiheits-Gesetz arbeitet . Denn umfassende Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen ist die Voraussetzung für umfassende Teilhabe – und ein Qualitätsmerkmal . Wenn wir Barrierefreiheit von Beginn an konsequent mitdenken , macht sie unsere Gesellschaft lebenswerter für uns alle .
Reiner Kurat , Leser
Utopische Gedanken
Gesetzliche Vorgaben sind wichtig , auch ist es wichtig , dass die Wirtschaft und die Öffentlichen Einrichtungen darauf achten alle Menschen fair und gleich zu behandeln , seien es Menschen mit Migrationshintergrund , Homosexuelle , Menschen mit körperlichen Behinderungen etc . Doch in meinen Augen ist das menschliche Miteinander am wichtigsten . Niemanden auszuschließen , aus welchen unsinnigen Gründen auch immer , und Nächstenliebe und Solidarität zu leben . Die Gesellschaft macht sich schon so unnötig das Leben schwer , also stellen wir uns doch einfach mal vor in einer Gesellschaft
VIELFALT BRINGT VORTEILE Eine Umfrage unter Führungskräften
Diversity bringt Vorteile

67 %

sehen mit Diversity konkrete Vorteile für ihr Unternehmen / ihre Institution verbunden .

47 %

konnten im beruflichen Umfeld schon soziale Benachteiligung beobachten .
Top-3 Maßnahmen
Flexible Arbeitszeit in Ausnahmesituationen
Arbeitszeit-Flexibilisierung
Arbeitsort-Flexibilisierung
Inklusion an Schulen
Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist aus meiner Sicht die veränderte Ausbildung der Lehramtstudierenden ( LA ). In der gegenwärtigen Praxis wird getrennt nach den Schularten ausgebildet : LA an Grundschulen , an Haupt- / Realschulen , an Gymnasien und an Förder- / Sonderschulen mit zwei aus sechs Förderschwerpunkten . Bei der gängigen
Boris Grundl , Managementtrainer , Redner und Autor
Diversity ist Trend und wird relevanter

63 %

erwarten , dass Diversity als Ansatz in der strategischen Führung von Organisation künftig an Relevanz gewinnt .

79 %

erwarten , dass auch Topmanagerinnen und -manager in der Gesellschaft Position für Diversity beziehen .
Umfrage unter 510 Führungskräften und Personalmanagern in Deutschland , Sommer 2020 zu leben , in der Integration und Inklusion nicht gesetzlich geregelt werden müssen , da sie schon lange gelebt werden . Das mag vielleicht utopisch klingen , aber um in großen Schritten handeln zu können , müssen wir auch in großen Schritten denken .
Manfred Witten , Leser
Quelle : charta-der-vielfalt . de
Praxis , Regelschullehrer * innen arbeiten an Regelschulen ( Grundschulen , Haupt- / Realschulen , Gymnasien ) und Förderschullehrer * innen arbeiten an Förderschulen , sind also Schüler * innen mit Förderbedarf an Regelschulen von Pädagogen ohne förderpädagogische Ausbildung beschult . Im besten Falle sind Förderschullehrer * innen mit ein bis zwei Wochenstunden zur Beratung und nicht zur Unterrichtung an die Regelschulen abgeordnet . Mein Vorschlag lautet : Alle Lehramtsstudierenden sollten mit förderpädagogischen Studieninhalten konfrontiert werden . Dazu gehören alle Förderschwerpunkte ( Hören , Sehen , körperliche und motorische Einschränkungen , Verhalten , Lernen und geistige Entwicklung ) im Überblick und ein Förderschwerpunkt vertiefend . So wären in zehn bis 15 Jahren an allen Regelschulen Lehrkräfte mit förderpädagogischer Ausbildung beschäftigt und nach circa 35 Jahren alle Regelschullehrer * innen mit dem Wissen für eine erfolgreiche Inklusion ausgestattet . Zusätzlich wären die Lehrer * innen auch flexibler zwischen Regel- und Förderschule einsetzbar . Der Studiengang LA an Förderschulen wäre somit ein Auslaufmodell .
Gemeinsam vorsorgen . Besser helfen .
Aktion Deutschland Hilft ist das starke Bündnis deutscher Hilfsorganisationen . Gemeinsam helfen wir nach großen Katastrophen . Und Katastrophenvorsorge verhindert Leid , noch bevor es geschieht .
Der Katastrophe immer eine Spende voraus ! Spendenkonto : DE62 3702 0500 0000 1020 30 Werde jetzt Förderer : www . Aktion-Deutschland-Hilft . de
Ich entscheide
Im Kern geht es bei Inklusion darum , Diskriminierung zu vermeiden , also dass sich jemand durch Vorurteile minderwertig fühlt . Damit dieses Gefühl entsteht , bedarf es jemanden , der den Minderwert verteilt , und jemanden , der ihn annimmt . Ich sitze seit über 30 Jahren im Rollstuhl , bin zu 90 Prozent gelähmt . Früher ein Sport-Ass greifen heute manchmal Menschen zu meinem Rollstuhl , obwohl ich keine Hilfe möchte . Mein berufliches Streben wird als Kompensation aufgefasst . Und Männer bieten sich meiner Partnerin als Loverboy an . Wie geht man damit um ? Lauthals beschweren ? Das ist ein Kampf gegen Windmühlen , das Ergebnis : Frust . Oder ich schlucke meinen Schmerz runter , das Ergebnis : eine mentale
Abwärtsspirale ins Opferdasein . Die dritte Option : Ich entscheide mich zur Transformation – Klappe halten , leiden , wachsen . Ich überlege , wie ich aus der gefühlten Niederlage einen Sieg mache . Was muss passieren , dass ich nie wieder leiden muss ? Die Antwort ist einfach , jedoch sehr schwer umzusetzen . Mein inneres Fassungsvermögen muss größer werden als der geistige Dreck , mit dem ich konfrontiert werde . Was ist der Lohn ? Heute lebe ich ein selbstbestimmtes Leben . Ich bin mit einer tollen Frau verheiratet , habe zwei faszinierende Kinder und bin finanziell frei . Als Unternehmer werde ich mit Anerkennung überhäuft . All das verdanke ich der Erkenntnis : Ohne deine Erlaubnis kann es keinem gelingen , dass du dich minderwertig fühlst .