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Jasmin Jossin , Nachhaltigkeitsforscherin Deutsches Institut für Urbanistik Berlin
Die Zukunft ist offen
Bei der Frage nach der Stadt in 100 Jahren drängen sich Bilder auf , die momentan den Diskurs um die Zukunftsstadt prägen : technologische Visionen , Städte aus Datenpunkten , futuristische Hochbauten , geplante Begrünungen . Doch wer entwickelt diese Visionen für wen und wer ist „ Experte “ oder „ Expertin “? Vor allem : Wo sind die Stadtbewohnerinnen und -bewohner in diesen Visionen ? Kommen wir zu neuen Ideen , wenn alle sich fragen , wie die Stadt der Zukunft klingen , riechen oder sich anfühlen soll ? Die Zukunft kann mehr als autonome Autos und Zusteller-Drohnen . Sie ist offen und kann das , was wir als demokratische Gesellschaft erträumen , aushandeln und umsetzen können . Als Diskussionsimpulse wünsche ich mir : Im Jahr 2121 ist Boden nicht mehr im Besitz Einzelner , die Gesellschaft vermietet ihn . Bestimmte Freiräume dürfen unbürokratisch für kulturelle Zwecke angeeignet werden . Parkplätze sind Tiny Houses gewichen . Die Wohnfläche pro Person ist begrenzt . Stadtviertel haben diverse Gemeinschaftsräume . Einige Bereiche
der Stadt wurden seit 90 Jahren nicht mehr von Menschen betreten . Das Potenzial vertikaler Flächen wird nicht mit Werbung verspielt . Besteuerungen orientieren sich am Gemeinwohl . Stadtpolitik repräsentiert angemessen die Perspektiven der diversen Gesellschaft einschließlich nicht-menschlicher Lebewesen . Um unseren Müll kümmern wir uns ausschließlich selbst . Und wir haben uns darauf verständigt , welche Technologien wir wirklich brauchen .
Lutz von der Hellen , Leser
Leben im Hügel
Architektur hört nie auf , sich zu entwickeln . 1964 hatte ich mich in meiner Diplomarbeit mit dem damals schon aktuellen Thema der Zersiedelung durch Einfamilienhäuser beschäftigt . Mein Vorschlag war , sie in Wohnhügeln zu stapeln . Die Grundkonstruktion bestand aus einem Pfosten-Riegel-Tragwerk . Aussteifende Fertigteilplatten tragen außen die Gehäuse für Wohnen mit großer Terrasse als Alternative zum Einfamilienhaus und innen die
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verschieden großen Waben für anderweitige Nutzungsformen , wobei der Inhalt individuell gestaltet werden kann . Der Außenbereich ist über alle Stockwerke begrünt und mit Photovoltaik-Anlagen bestückt . Die Dachflächen tragen Glashäuser für Freizeit und Gartenbau sowie Landeplätze für Lufttaxis . Im Inneren des Hügels ist Platz für Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe , Lagerräume und Garagen , die über große Innenhöfe belichtet werden . Ab einer Kleinstadtgröße kann die gesamte Infrastruktur autark ausgeführt wer-
den : der Sondermüll wird thermisch in Wärme und Strom verwandelt , aus Kläranlagenresten , Biomüll , Photovoltaik und Erdwärme gewonnener Strom wird in Wasserstoff umgewandelt , mit dem aller Energiebedarf gedeckt wird . Das gereinigte Abwasser wird durch eine Fisch- und Algenzucht geleitet und über eine UV-Entkeimung sauber wieder dem Versorgungskreislauf zugeführt . Mit allen Aspekten , vor allem in Sachen Umweltschutz , würde sich so etwas rechnen – es bedarf dazu nur einer umfangreichen Planung .
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT , ALSO EINE ANZEIGE

GEMEINSAM DIE SMART INDUSTRIAL CITY DER ZUKUNFT GESTALTEN

Frank Hyldmar ,
CURRENTA-CEO
Digitaler Zwilling , Datenmarktplatz , 5G-Testfeld : Als Manager und Betreiber des CHEMPARKS , eines der größten Chemieparks Deutschlands , arbeitet CURRENTA an wichtigen Zukunftsprojekten mit der Stadt Dormagen zusammen – damit Unternehmen und Kommune profitieren .
Industrie , Gewerbe oder Eigenheim : Wer künftig in Dormagen investieren möchte , bekommt über den Digitalen Zwilling von Stadt und CHEMPARK wichtige Daten für die Planung und den Betrieb . „ Das ist ein Beispiel für unsere Vision von Dormagen als Smart Industrial City – eine Vision , die wir gemeinsam mit dem Stadtkonzern vorantreiben wollen “, erklärt CURRENTA-CEO Frank Hyldmar . „ Dormagen ist als CHEMPARK-Standort traditionell von Industrie geprägt und gleichermaßen von den gesellschaftlichen Megatrends Digitalisierung und
Klimawandel betroffen “, erklärt Bürgermeister Erik Lierenfeld . „ Jetzt geht es darum , die Herausforderungen und Möglichkeiten in die Zukunft zu übersetzen . So wird die Stadt ihre Services für die Bürgerinnen und Bürger weiter digitalisieren , zum Beispiel mit dem digitalen Baugenehmigungsverfahren “, so Lierenfeld weiter .
Stadt und Industrie stärker vernetzen
Die Idee hinter Smart Industrial City : Stadt und Industrie stärker miteinander vernetzen , um vielversprechende Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsprojekte zu initiieren und zu verwirklichen . Denn CURRENTA und Stadt haben , was zukunftsweisende Projekte angeht , bereits Fahrt aufgenommen . „ Im nächsten Schritt wird es darum gehen , Ansätze miteinander zu verknüpfen und Ressourcen zu bündeln “, erläutern Hyldmar und Lierenfeld .
So dient der Digitale Zwilling der CURRENTA derzeit als Blaupause für die Stadt Dormagen , um die Entwicklung von Wohn- und Gewerbequartiere in Form von intelligenten 3D-Modellen zu optimieren . Hierdurch entsteht auch eine gemeinsame Datenbasis für das CHEMPARK-Umfeld . Mit diesen Verkehrs- oder Umweltdaten wiederum kann beispielsweise die Entwicklung eines 5G-Testfelds unterstützt werden .
Ein weiterer Bestandteil der gemeinsamen Smart Industrial City ist es , smarte Energiequartiere zu konzipieren . In diesen könnte dann Abwärme aus dem CHEMPARK für die Nahwärmeversorgung genutzt werden . Ein weiteres innovatives Beispiel : Die neu gegründete Coding Academy , in der Schülerinnen und Schüler an die Grundlagen der Anwendungsentwicklung herangeführt werden sollen .
Visualisierung der Bestandsgebäude im CHEMPARK Dormagen für den Digitalen Zwilling . Auch jenseits der Werksgrenze soll dieser in Zukunft nutzbar sein .
Mehr Informationen unter : currenta . de