+3 Magazin April 2020 | Page 9

+2 Soo-Youn Lee, Marktforscherin Healthcare Komplexer als gedacht Die Covid-19-Pandemie rückt die Pharmaforschung, die sonst gerne kritisch beäugt wird, in ein hoff- nungsvolleres Licht. Meines Erach- tens ist das auch durchaus ange- messen. Sichere Medikamente und Impfstoffe stehen uns nur deshalb zur Verfügung, weil sie von Indus- trie und Wissenschaft langwierig entwickelt wurden. Dabei gerät häu- fig eines aus dem Blick: Die Phar- maindustrie agiert nicht losgelöst, sondern innerhalb eines komplexen Geflechts von Akteuren unserer Ge- sundheitswirtschaft, die auf verschie- denen Ebenen an Entscheidungs- prozessen beteiligt sind. Der Staat etwa gibt mit gesetzlichen Rahmen- bedingungen und Lenkungsmecha- nismen gesundheitspolitische Ziele vor. Die Pharmaindustrie verfolgt neben ökonomischen Zielen auch das soziale Ziel, gemeinsam mit öf- fentlichen Forschungseinrichtungen die Gesundheitsversorgung weiter- zuentwickeln. Wie feingliedrig sich dieses System auffächert, wird am medizinischen Alltag der Ärzte deut- lich. Bei der Therapiegestaltung für Patienten können sie sich an Leitlini- en orientieren, welche von Experten erarbeitet werden, die häufig selbst Ärzte und Forscher in einer Person sind. Denn klinische Studien, also die Erprobung neuer Wirkstoffe an Pati- enten, werden dort durchgeführt, wo auch sonst die medizinische Versor- gung stattfindet: in Krankenhäusern und Praxen. Ich würde es begrüßen, wenn die Wertschätzung für den ge- sellschaftlichen Beitrag der Pharma- forschung auch über die Pandemie hinaus erhalten bliebe. Klaus Cichutek, Präsident Paul-Ehrlich-Institut, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizi- nische Arzneimittel 9 ist hier willkommen, wenn sich de- ren Ergebnisse mit Daten beweisen lassen. Das Mittel der Wahl sind momentan neue Impfstoffplattfor- men basierend auf Erbmaterial des Erregers. Aus Vorarbeiten zur Impf- stoffentwicklung gegen Mers-CoV ist bekannt, welcher Erregerbestand- teil in solchen Impfstoffen enthalten sein müsste. Aber Impfstoffe müssen nicht nur eine ausreichende Wirk- samkeit haben, sondern auch von hoher Qualität sein und eine gute Der Prozess läuft Die schnelle Ausbreitung der Sars- CoV-2-Pandemie zeigt uns, dass wir mit der Impfstoffentwicklung schnell sein müssen. Aber alle Forschung SELBSTBILD Die innovativsten Indikationsbereiche der MedTech-Branche 28% 28% 26% Kardiologie Onkologie Diagnostik 15% Radiologie 14% Orthopädie 14% Chirurgie 11% Diabetologie 18% Neurologie 6% Verträglichkeit aufweisen. Sorgfalt bei der Bearbeitung von Genehmi- gungsanträgen steht an erster Stelle. Als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel nutzen wir alle regulatorischen und verfah- renstechnischen Möglichkeiten, die Genehmigungs- und Beratungsver- fahren zu beschleunigen. Zuletzt ha- ben wir nach mehreren vorbereiten- den Beratungen klinische Prüfungen zu Covid-19 innerhalb weniger Tage genehmigt. Wir sind zuversichtlich, dass eine erste klinische Impfstoff- prüfung der Phase eins in Deutsch- land bereits in Kürze beginnen wird und weitere im Verlauf dieses Jahres folgen werden. Dies setzt voraus, dass in den laufenden nichtklinischen Un- tersuchungen keine Verträglichkeits- probleme entdeckt werden und die Impfstoffkonstrukte die spezifische Immunantwort erzeugen. Dann kann die Herstellung eines geeigneten Impfstoffs gelingen. Ophthalmologie Gerrit Becker, Leser 3% Nephrologie 2% Zahnheilkunde 2% Anästhesie 3% Andere Umfrage unter 102 MedTech-Unternehmen, Herbst 2019; Mehrfachnennungen möglich Quelle: bvmed Wenn diese Pandemie mal nicht eine super Motivation für unsere Gymnasi- asten ist: Jetzt ein gutes Abi schreiben und dann Medizinforscher werden. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Dr. Paul Stoffels, weltweiter Forschungschef Johnson & Johnson Unsere Mission heißt: Impfstoff für die Welt Wir haben direkt Anfang Januar, als die Virussequenz öffentlich zu- gänglich war, begonnen, einen Impf- stoffkandidaten gegen SARS-CoV-2 zu entwickeln. Unser Impfstoffpro- gramm nutzt die bewährten Techno- logien AdVac und PER.C6 von Jans- sen, der Pharmasparte von Johnson & Johnson. Diese Technologien kamen schon bei der Entwicklung des Ebola- Impfstoffs von Janssen zum Einsatz, der aktuell in der Demokratischen Republik Kongo und in Ruanda ein- gesetzt wird. Sie wurden auch für die Entwicklung unserer Zika-, RSV- und HIV-Impfstoffkandidaten verwen- det. Ende März ist es uns gelungen, einen Leitkandidaten für die Impf- stoffentwicklung gegen COVID-19 zu identifizieren. Wir arbeiten eng mit dem Beth Israel Deaconess Medical Center (BIDMC) und der Biomedi- zinischen Forschungs- und Entwick- lungsbehörde des US-Gesundheits- ministeriums (BARDA) zusammen. Unsere Partner und wir sind zuver- sichtlich, im September mit den kli- nischen Studien beginnen zu können. Parallel erhöhen wir unsere Produk- tionskapazitäten, denn es ist unser Ziel, einen wirksamen und sicheren Impfstoff gegen COVID-19 schnellst- möglich und in ausreichender Menge überall dort zur Verfügung stellen zu können, wo er benötigt wird. Schon Anfang 2021 könnten erste Impf- stoffdosen für die Notfallversorgung verfügbar sein. Bis Ende 2021 wollen wir weltweit mehr als eine Milliarde Impfstoffdosen bereitstellen. Anzeige Corona-Nothilfe weltweit Jetzt spenden! Das Coronavirus verändert alles. In Deutschland und auf der ganzen Welt. Die Menschen in den ärmsten Ländern triff t es besonders hart. Aktion Deutschland Hilft leistet Nothilfe. Mit Hygienekits, Medikamenten und sauberem Trinkwasser. Helfen Sie uns, Leben zu retten. Jetzt mit Ihrer Spende! Spendenkonto: DE62 3702 0500 0000 1020 30 Online spenden unter: www.Aktion-Deutschland-Hilft.de ›