+3 Magazin April 2020 | Page 4
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WIR FRAGEN:
WIE KANN EINE WELT NACH
DER KRISE AUSSEHEN?
... und was ist
Ihre Meinung?
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Wann endlich wieder unter freiem Himmel getanzt werden kann?
Unklar. In Stuttgart soll nach der Renaissance der Autokinos
deshalb diesen Sommer ein Autofestival entstehen. Quelle: Der Spiegel
© iStock./SolStock
Klaus Zeh,
Präsident Deutscher
Familienverband
Rückgrat des Staates
Die vergangenen Wochen waren für
die meisten Familien wegen der Co-
rona-Krise extrem belastend. Angst
vor Ansteckung und ein völlig um-
gekrempelter Alltag prägten die Zeit.
Ausgangsbeschränkungen,
Heim-
arbeit, Notbetreuung für Kinder,
Heimunterricht, aber auch soziale
Distanz mussten Familien bewälti-
gen. Nicht zuletzt konnten sie Ostern
in diesem Jahr nur im kleinen Kreis
feiern. Immer mehr werden nun die
existenziellen Sorgen für Familien
sichtbar. Die Löhne fallen aus oder
sinken dramatisch. Selbstständig-
keit steht oft auf dem Spiel. Es gibt
noch keine abschließenden Antwor-
ten auf die Frage, wann wieder Nor-
malität einkehren wird. Aber es gab
auch gute Nachrichten für Familien:
Die Bundesregierung unterstützt
sie mit Maßnahmen wie Lohnersatz
bei Kita- und Schulschließungen,
einem Notfall-Kinderzuschlag und
Lockerungen beim Elterngeld. Der
Deutsche Familienverband setzt sich
weiterhin auf Bundes-, Landes- und
regionaler Ebene dafür ein, dass zu-
sätzliche direkte Hilfen für Familien
folgen. Familien sind das Rückgrat
der Gesellschaft, ohne sie ist kein
Staat zu machen. Sie müssen in ers-
ter Linie ermutigt und unterstützt
werden. Familien sind selbst aktiv.
Sie finden neue Wege, sich gegen-
seitig zu stützen und die Kontakte
aufrechtzuerhalten. Damit helfen sie
nicht nur sich selbst, sondern tragen
wesentlich zur Überwindung dieser
Krise bei. Wir verdanken den Famili-
en, dass wir zuversichtlich in die Zu-
kunft blicken können.
Achim Berg,
Präsident Bundesverband
Informationswirtschaft,
Telekommunikation und
Neue Medien (Bitkom)
Der Bremsenlöser
Wir erleben derzeit eine Disruption
unserer Wirtschaft und unserer Ge-
sellschaft, wie wir sie uns vor einigen
Wochen noch nicht haben vorstellen
können. Und wir stellen dabei fest:
Es sind vor allem digitale Techno-
logien, die dafür sorgen, dass unser
Gemeinwesen weiter funktioniert.
Von diesen positiven Erfahrungen
müssen wir profitieren, wenn der
Coronavirus seinen Schrecken ver-
loren hat. Zum Beispiel im Gesund-
heitswesen: Seit Jahren blockieren
Besitzstandswahrer die Digitalisie-
rung in den Arztpraxen. Dabei sind
Online-Sprechstunden längst eine
hervorragende Ergänzung zum Arzt-
besuch und Apps können Diagnose
und Therapie unterstützen. Aber sie
werden durch regulatorische Auf-
lagen verhindert oder unattraktiv
gemacht. Zum Beispiel in der Bil-
dung: Viele Schulen entdecken gera-
de Lern-Apps und stellen fest, dass
digitale Lernmaterialien Büchern
und Fotokopien überlegen sein kön-
nen. Dies gilt nicht nur in Zeiten von
Homeschooling, auch in normalen
Zeiten können Kinder so individuell
lernen. Zum Beispiel in der Arbeits-
welt: Unternehmen und Beschäftigte
stellen fest, dass Videokonferenzen
bequem und einfach sind – und oft
auch noch effizienter als klassische
Meetings. Auch Geschäftsprozesse
werden umgestellt, etwa indem Pa-
pierakten digitalisiert oder Verträge
digital signiert werden können. Wir
wissen nicht, wie lange uns die Coro-
na-Krise noch in Atem hält. Aber eins
steht fest: Unsere Welt wird nach ihr
digitaler sein.