+3 Magazin April 2020 | Page 19
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„Sie glauben gar nicht, wie gut ein Marmeladen-Brötchen schmeckt,
wenn man vorher lange nichts schmecken und riechen konnte.“ Tilo Kelz
© Murat Aslan
TILO KELZ‘ KAMPF GEGEN DEN KREBS
AUFGEBEN IST
KEINE OPTION
Arbeit, Freunde, Vitalität: Tilo Kelz hat durch seine Krebserkrankung viel verloren.
Nicht aber seinen Humor und sein Kämpferherz – und das trotz vier Rückfällen in
sieben Jahren. Am Ende hat er für sich sogar etwas gewonnen: die Erkenntnis, wie
wichtig Familie, Freunde und die kleinen Momente im Leben sind.
Juni 2011: Wegen Schmerzen in der Brust sucht Tilo Kelz
einen Chirurgen im Helios Klinikum Berlin-Buch auf. „Beim
Drücken konnte ich einen Knoten fühlen“, beschreibt Kelz
seine Beschwerden. Der Mediziner schickt ihn zum Rönt-
gen – und dann geht es Schlag auf Schlag. „Noch am glei-
chen Tag wurde ich in die Mammographie geschickt
und eine Biopsie gemacht“, erinnert sich Kelz. Drei
Wochen später steht der Befund fest: ein Lymphom
– Krebs. Kelz ist zu diesem Zeitpunkt 52 Jahre alt.
„Entweder man will oder
man will nicht.“
Was Kelz in diesem Moment der Verunsicherung und
Sorge hilft, sind Menschen, denen er seine Fragen stel-
len kann. „Ich hatte das große Glück, damals im Helios
Klinikum Berlin-Buch zwei Ärzte zu haben, die sich Zeit
für mich genommen haben“, sagt Kelz. „Die haben mich in
dieser Zeit gut geführt. Dadurch bekommt man das Gefühl,
man ist gut aufgehoben.“ Die Gespräche helfen ihm, wieder
zuversichtlicher nach vorne zu blicken. Das muss er auch.
Denn schnell merkt er, wie überfordert Familie und Freunde
mit der Situation sind. Im August 2011 wird in der Klinik der
Knoten entnommen. Die Monate im Krankenhaus kosten
Kraft. Aber sie lassen auch eine wichtige Erkenntnis in ihm
Tilo Kelz fühlte sich
gut aufgehoben
verliert vorübergehend seinen Geschmackssinn. Vor der ers-
ten Chemo-Therapie hat er noch Angst. Doch die verschwin-
det schnell, auch weil er die Chemo besser verträgt als die
Bestrahlung. Haare verliert er erst nach Jahren, bei der al-
lerletzten Chemo-Behandlung. Zu diesem Zeitpunkt kennt
er das Personal und die Abläufe in der Klinik schon gut. Die
Mitarbeiter mögen ihn, weil er sich nicht hängen lässt.
„Das ist der letzte Strohhalm.“
Als im März 2018 schließlich eine Stammzellen-Transplan-
tation angesetzt wird, weiß Kelz: „Das ist der letzte Stroh-
halm.“ Sechs Tage lang erhält er jeweils zwei Chemos, dann
beginnt die Stammzellengabe. Eine Pflegerin warnt ihn:
„Morgen wird es Ihnen sehr schlecht gehen“. Und genau so
kommt es. „Man denkt, man stirbt“, sagt Kelz. Wie er die Zeit
durchgestanden hat? „Ich zeige es Ihnen.“ Kelz holt einige
Kuscheltiere hervor. In den schlimmsten Momenten sieht er
seine Glücksbringer an, dann weiß er: „Für die muss ich es
machen.“ Nach vier qualvollen Wochen wird es allmählich
besser. Das Schlimmste ist überstanden. „Heute geht es mir
verhältnismäßig gut“, resümiert Kelz einige Monate nach der
Transplantation. Durch seine Erkrankung habe er gelernt,
wieder mehr zu genießen. Auch die kleinen Dinge. Vor al-
lem aber genießt er die Momente mit seiner Familie, seiner
Frau, den vier Enkelkindern. „Ich hätte nie gedacht, dass
Familie mir so viel Halt geben kann.“ Manchmal blättert
er heute in seinem Krankentageblatt, das er seit Beginn
seiner Erkrankung geführt hat. Dann sieht er die kräf-
tezehrenden Behandlungen wieder vor sich. Die Pflege-
kräfte, die er zum Teil schon lange kennt. Die Ärzte, die
genauso um sein Leben gekämpft haben wie er selbst.
„Dann bin ich erstaunt, was ich alles schon geschafft
habe“, sagt er. „Und das gibt mir Zuversicht für alles,
was noch kommt.“ Angst hat Tilo Kelz schon lange keine
mehr. Und sollte der Krebs eines Tages wieder zurück-
kommen, dann wird er eines ganz sicher nicht: aufgeben.
An deiner Seite, ...
... wenn aus Hoff nung Zuversicht wird.
reifen: „Man trägt selbst viel zu seiner Heilung bei: Entwe-
der man will oder man will nicht.“ Der erste Rückfall kommt
schon im Juni 2012. Bei einer Nachsorgeuntersuchung wer-
den Knoten in der Leiste und im Hals festgestellt. Gemein-
sam entscheidet man sich für eine Bestrahlung. „Ich habe
da ganz dem Rat der Ärzte im Helios Klinikum Berlin-Buch
vertraut“, sagt Kelz. Das Vertrauen macht sich bezahlt: Die
Therapie wirkt. „Aber die Nebenwirkungen waren die Höl-
le“, sagt Kelz. Er kann wochenlang kaum essen und trinken,
Schock, Angst, Freude, Zuversicht – unsere
Patientinnen und Patienten gewähren tiefe
Einblicke in herausfordernde Augenblicke
ihres Lebens. Wir haben sie begleitet:
www.helios-gesundheit.de/echteMomente