+3 Magazin April 2019 | Page 23

Anzeige DIGITALISIERUNG IM MITTELSTAND BEGINNT MIT PERSÖNLICHEM INTERESSE Ingo Limburg, Leiter Marketing & PR girocard bei EURO Kartensysteme Der Mittelstand ist Tradition und Zu- kunft unserer Wirtschaft, er ist Motor des Erfolgs, Ideenlieferant und Talent- schmiede. Das Zeitalter der Digitali- sierung bietet viele Chancen, doch für Unternehmer auch die Pflicht, Schritt zu halten, um zukünftigen Erfolg zu ermöglichen. Dabei betrifft die Digitalisierung nicht nur Themen wie Virtual Re- ality und Autos, die selbstständig bei der Werkstatt die Bremsbeläge bestellen, bevor sie ganz verschlis- sen sind. Unser Alltag wird längst immer digitaler. Zum Beispiel zeigt sich das beim Bezahlen: Wo früher häufig galt „Nur Bares ist Wahres“, hört man heute vermehrt „Mit Karte, bitte“. Mit „Karte“ ist in Deutschland in der Regel die girocard der eigenen Bank oder Sparkasse gemeint – mit über 100 Millionen Exemplaren der klare Marktführer in Deutschland. Und Deutschlands beliebteste Kar- te kommt immer öfter zum Einsatz. 2018 wurde mit der girocard fast 20 Prozent häufiger bezahlt als noch im Vorjahr – insgesamt rund 3,79 Milli- arden Mal. Entscheidend bei diesem Anstieg ist die Kontaktlos-Technolo- gie: Zum Jahresende wurden bereits fast 16 Prozent aller Transaktionen kontaktlos abgewickelt, obwohl erst 55 Millionen der Bank- und Spar- kassenkarten ausgetauscht wurden. Ende 2019 werden es bereits gut 70 Millionen sein und man darf mit ei- nem stetig steigenden Kontaktlos- Anteil rechnen. Aber nicht nur auf Seiten der Kartenherausgeber wird fleißig gearbeitet. Mehr als 80 Pro- zent aller etwa 680.000 Terminals im Handel wurden binnen zwei Jah- ren umgerüstet. Mehrwert erkennen Einen weiteren Schub erwartet die Deutsche Kreditwirtschaft durch die Einführung der digitalen girocard seit dem Sommer 2018 etwa durch die Sparkassen und Volksbanken Raiffei- senbanken. Weitere Innovationen ste- hen in den Startlöchern. Der Handel benötigt dabei nichts weiter, als ein kontaktlosfähiges Terminal. Ob ein Kunde mit einer Plastikkarte oder ei- ner digitalen girocard im Smartphone vor ihm steht, ist dann egal. Komfort und doppelt so schnelle Abwicklung wie herkömmliche Zahlungen ma- chen kontaktloses Bezahlen zuneh- mend zum neuen Normal. Diesen Mehrwert haben nicht nur die großen Handelskonzerne für sich erkannt, sondern auch immer mehr kleine und mittlere Unternehmen, bei denen bislang das Bargeld dominierte. Dazu gehören etwa Bäcker, die durch die Kontaktlos-Technologie häufig erstmals Karten akzeptieren. Beweg- grund ist für sie einerseits der wach- sende Kundenwunsch nach Karten- zahlung, aber auch die Optimierung des eigenen Prozesses: Sie beschleuni- gen die Abläufe beim Kassieren, ver- kürzen Warteschlangen und vermei- den Fehler beim Wechselgeld. Eine ähnliche Entwicklung gibt es auch im unbedienten Bereich, also bei Verkaufsautomaten, beim Parken oder im ÖPNV. Durch das sehr erfolgreiche Pilotprojekt der Deutschen Kredit- wirtschaft mit vielen Partnern konnte ein neues Bezahlterminal erprobt wer- den, das rein auf kontaktloses Bezah- len mit Karte und Smartphone aus- gelegt ist und daher ohne Steckleser und Zahlentastatur auskommt – das sogenannte Terminal ohne PIN-Pad (TOPP). Dieses eignet sich durch sei- nen schlanken Aufbau besonders für die Automatenbranche. Ein TOPP lässt sich viel leichter nachrüsten als ein herkömmliches Terminal. Gerade der Mittelstand war es, der sich im Pilotprojekt besonders stark beteilig- te und durch Engagement und Ideen Wege für innovative Lösungen und Anwendungsfälle eröffnete. Dennoch sehe ich beim Mittelstand noch viel Entwicklungspotenzial. Denn wie ak- tiv ein Unternehmen mit der Digita- lisierung umgeht, ist hier viel stärker eine Frage der persönlichen Einstel- lung als bei größeren Unternehmen, die zum Beispiel über Investoren deutlich früher den Druck von außen spüren, mit der Zeit zu gehen. Und so gibt es auch heute noch viele Geschäf- te in denen nur Bargeld akzeptiert wird – und der Kunde mitunter, wenn er nicht ausreichend Bares bei sich trägt, erst einmal weggeschickt wird. Potenziale nutzen Gerade kleine Betriebe sind bei sol- chen Themen häufig auf externe Beratung angewiesen. Wo größere Unternehmen ganze Abteilungen für bargeldloses Bezahlen beschäftigen, muss sich der kleine und mittelstän- dische Unternehmer häufig alleine informieren und das kostet im Alltag wertvolle Zeit, die man sich scheut, zu nehmen, obwohl es sich am Ende lohnen dürfte. Helfen können an dieser Stelle in der Regel der eigene Branchenverband wie etwa der HDE oder der Zentralverband des Bäcker- handwerks. Auch wenn es bisweilen nach einem weiten Weg aussieht: Der Mittelstand hat in Zeiten der Digitalisierung das Potenzial, Wirt- schaftsmacht und Motor der Gesell- schaft zu bleiben.