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DIGITALISIERUNG IM MITTELSTAND
BEGINNT MIT PERSÖNLICHEM INTERESSE
Ingo Limburg,
Leiter Marketing & PR
girocard bei
EURO Kartensysteme
Der Mittelstand ist Tradition und Zu-
kunft unserer Wirtschaft, er ist Motor
des Erfolgs, Ideenlieferant und Talent-
schmiede. Das Zeitalter der Digitali-
sierung bietet viele Chancen, doch für
Unternehmer auch die Pflicht, Schritt
zu halten, um zukünftigen Erfolg zu
ermöglichen.
Dabei betrifft die Digitalisierung
nicht nur Themen wie Virtual Re-
ality und Autos, die selbstständig
bei der Werkstatt die Bremsbeläge
bestellen, bevor sie ganz verschlis-
sen sind. Unser Alltag wird längst
immer digitaler. Zum Beispiel zeigt
sich das beim Bezahlen: Wo früher
häufig galt „Nur Bares ist Wahres“,
hört man heute vermehrt „Mit Karte,
bitte“. Mit „Karte“ ist in Deutschland
in der Regel die girocard der eigenen
Bank oder Sparkasse gemeint – mit
über 100 Millionen Exemplaren der
klare Marktführer in Deutschland.
Und Deutschlands beliebteste Kar-
te kommt immer öfter zum Einsatz.
2018 wurde mit der girocard fast 20
Prozent häufiger bezahlt als noch im
Vorjahr – insgesamt rund 3,79 Milli-
arden Mal. Entscheidend bei diesem
Anstieg ist die Kontaktlos-Technolo-
gie: Zum Jahresende wurden bereits
fast 16 Prozent aller Transaktionen
kontaktlos abgewickelt, obwohl erst
55 Millionen der Bank- und Spar-
kassenkarten ausgetauscht wurden.
Ende 2019 werden es bereits gut 70
Millionen sein und man darf mit ei-
nem stetig steigenden Kontaktlos-
Anteil rechnen. Aber nicht nur auf
Seiten der Kartenherausgeber wird
fleißig gearbeitet. Mehr als 80 Pro-
zent aller etwa 680.000 Terminals
im Handel wurden binnen zwei Jah-
ren umgerüstet.
Mehrwert erkennen
Einen weiteren Schub erwartet die
Deutsche Kreditwirtschaft durch die
Einführung der digitalen girocard seit
dem Sommer 2018 etwa durch die
Sparkassen und Volksbanken Raiffei-
senbanken. Weitere Innovationen ste-
hen in den Startlöchern. Der Handel
benötigt dabei nichts weiter, als ein
kontaktlosfähiges Terminal. Ob ein
Kunde mit einer Plastikkarte oder ei-
ner digitalen girocard im Smartphone
vor ihm steht, ist dann egal. Komfort
und doppelt so schnelle Abwicklung
wie herkömmliche Zahlungen ma-
chen kontaktloses Bezahlen zuneh-
mend zum neuen Normal.
Diesen Mehrwert haben nicht nur
die großen Handelskonzerne für sich
erkannt, sondern auch immer mehr
kleine und mittlere Unternehmen, bei
denen bislang das Bargeld dominierte.
Dazu gehören etwa Bäcker, die durch
die Kontaktlos-Technologie häufig
erstmals Karten akzeptieren. Beweg-
grund ist für sie einerseits der wach-
sende Kundenwunsch nach Karten-
zahlung, aber auch die Optimierung
des eigenen Prozesses: Sie beschleuni-
gen die Abläufe beim Kassieren, ver-
kürzen Warteschlangen und vermei-
den Fehler beim Wechselgeld.
Eine ähnliche Entwicklung gibt es
auch im unbedienten Bereich, also bei
Verkaufsautomaten, beim Parken oder
im ÖPNV. Durch das sehr erfolgreiche
Pilotprojekt der Deutschen Kredit-
wirtschaft mit vielen Partnern konnte
ein neues Bezahlterminal erprobt wer-
den, das rein auf kontaktloses Bezah-
len mit Karte und Smartphone aus-
gelegt ist und daher ohne Steckleser
und Zahlentastatur auskommt – das
sogenannte Terminal ohne PIN-Pad
(TOPP). Dieses eignet sich durch sei-
nen schlanken Aufbau besonders für
die Automatenbranche. Ein TOPP
lässt sich viel leichter nachrüsten als
ein herkömmliches Terminal. Gerade
der Mittelstand war es, der sich im
Pilotprojekt besonders stark beteilig-
te und durch Engagement und Ideen
Wege für innovative Lösungen und
Anwendungsfälle eröffnete. Dennoch
sehe ich beim Mittelstand noch viel
Entwicklungspotenzial. Denn wie ak-
tiv ein Unternehmen mit der Digita-
lisierung umgeht, ist hier viel stärker
eine Frage der persönlichen Einstel-
lung als bei größeren Unternehmen,
die zum Beispiel über Investoren
deutlich früher den Druck von außen
spüren, mit der Zeit zu gehen. Und so
gibt es auch heute noch viele Geschäf-
te in denen nur Bargeld akzeptiert
wird – und der Kunde mitunter, wenn
er nicht ausreichend Bares bei sich
trägt, erst einmal weggeschickt wird.
Potenziale nutzen
Gerade kleine Betriebe sind bei sol-
chen Themen häufig auf externe
Beratung angewiesen. Wo größere
Unternehmen ganze Abteilungen für
bargeldloses Bezahlen beschäftigen,
muss sich der kleine und mittelstän-
dische Unternehmer häufig alleine
informieren und das kostet im Alltag
wertvolle Zeit, die man sich scheut,
zu nehmen, obwohl es sich am Ende
lohnen dürfte. Helfen können an
dieser Stelle in der Regel der eigene
Branchenverband wie etwa der HDE
oder der Zentralverband des Bäcker-
handwerks. Auch wenn es bisweilen
nach einem weiten Weg aussieht:
Der Mittelstand hat in Zeiten der
Digitalisierung das Potenzial, Wirt-
schaftsmacht und Motor der Gesell-
schaft zu bleiben.