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Philipp Riederle,
Unternehmensberater
und Autor
Wir sind die digitale
Generation
Ihr wollt uns als Kunden und Mitar-
beiter? Gar nicht so einfach – das habt
ihr wahrscheinlich schon festgestellt.
Knapp eine Million offene Stellen
und über 50.000 unbesetzte Ausbil-
dungsplätze allein in Deutschland
zeugen davon. Die schicke Stellenan-
zeige auf Facebook oder der nichts-
sagende Imagefilm auf Youtube? Lo-
cken schon lange keinen Millennial
hinter dem Bildschirm hervor. Dank
Bewertungsplattformen wie kununu
haben wir euch schon vor dem ersten
Kontakt durchleuchtet. Für ein alt-
modisches, analoges, veränderungs-
resistentes Arbeitsumfeld ist uns un-
sere Energie zu schade, wir wollen
gestalten. Also: Wie ernst meint ihr
es wirklich mit eurer digitalen Trans-
formation? Kickertische, Bionade
und ein Du? Nein, danke! Das ist viel
zu kurz gedacht. Es geht darum, die
neuen Anforderungen und komple-
xen Zusammenhänge zu verstehen.
Und konsequent zu handeln. Unter-
nehmensorganisation, Führungsver-
halten, digitale Tools und Prozesse,
Skills und Verhaltensweisen, Arbeits-
zeiten und Arbeitsorte. Überall dort
gilt es, sich auf das digitale Zeitalter
einzustellen. Denn nur dann seid ihr
überhaupt in der Lage, Geschäftsmo-
delle zu entwickeln, die in der digi-
talen Marktordnung überleben. Und
Produkte, die unsere Generation als
Kunde begeistern. Also: Stellt euren
gesamten Laden auf den Kopf, schafft
innovative Arbeitsbedingungen, da-
mit wir mit euch an eurer Zukunft ar-
beiten. Wir sind bereit. Ihr auch?
TEAMARBEIT
Mit wem Unternehmen ihre Industrie-4.0-Strategie entwickeln
Mit eigenen Mitarbeitern (zum Beispiel Produktionsleiter oder Chief Digital Officer)
86%
In Kooperation mit mielständischen oder großen IT-Unternehmen
40%
Mit Hilfe externer Berater (zum Beispiel Unternehmensberatung oder IHK)
36%
In Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen
13%
In Kooperation mit Webewerbern
Michael B. Strecker,
Leser
7%
In Kooperation mit Startups
2%
Umfrage unter 388 Industrie-4.0-Anwendern und -Planern
deutscher Industrieunternehmen ab 100 Mitarbeitern, 2018; Mehrfachnennungen möglich
Quellen: Bitkom, Statista
Daten für alle?
Daten sind der Treibstoff der Digi-
talisierung. Der Zugang zu erhobe-
nen Daten wird in komplexen Lie-
fernetzwerken individualvertraglich
geregelt. Hier haben Großkonzerne,
bei denen die Daten in der Regel an-
fallen, eine enorm starke Verhand-
lungsposition. Zwingende Vorgaben
im Vertragsrecht könnten kleinen
und mittleren Unternehmen (KMU)
helfen. Entfernten Zulieferern oder
Unbeteiligten, die ihr Produkt, etwa
einen Regensensor für Autos, ver-
bessern oder ein neues, zum Beispiel
eine Wetter-App mit den Daten des
Regensensors, auf den Markt bringen
wollen, fehlt jedoch oft bereits die
Vertragsbeziehung zum faktischen
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Sigurd Seifert,
Director Marketing und
Business Development,
SD Worx Deutschland
Stiefkind Human
Resources
Kein Land der Erde hat so viele
Weltmarktführer wie Deutschland
– gut 1.300 der Champions sind
mittelständische Unternehmen aus
unserem Land. Diese Spitzenbe-
triebe haben den Weg in die digita-
le Arbeits- und Lebenswirklichkeit
erfolgreich bewältigt. Ein Bereich
hinkt indes hinterher. Wir befinden
uns im Jahr 2019 nach Christus.
Alle mittelständischen Betriebe sind
komplett digital. Komplett? Nein,
eine von unbeugsamen Personalma-
nagern bevölkerte Abteilung hört
nicht auf, der Digitalisierung Wider-
stand zu leisten: Human Resources.
In vielen mittelständischen Unter-
nehmen bedeutet HR noch heute
Verwaltung statt Wertschöpfung.
Aufwändige Prozesse werden nur
zögerlich digitalisiert – man scheut
den Aufwand und fürchtet sich vor
dem Verlust von Arbeitsplätzen. Eine
internationale Umfrage des Payro-
ll- und HR-Dienstleisters SD Worx
sieht Deutschland in Sachen HR-
Digitalisierung auf dem letzten Platz,
die grundlegenden administrativen
Aufgaben werden noch weitgehend
offline erledigt. Arbeitnehmer und
Personalabteilung halten sich folg-
lich lange mit Spesenabrechnungen
und Urlaubsanträgen auf, anstatt
sich wertschöpfenden Aufgaben zu
widmen. Doch insbesondere global
tätige mittelständische Unterneh-
men haben die Zeichen der Zeit er-
kannt. weil sie in die Digitalisierung
von meist länderübergreifenden HR-
Systemen investieren. Die ideale Be-
gleitung auf diesem Weg sind inter-
national erfahrene Dienstleister wie
SD Worx.
Inhaber der Daten, die sie dafür be-
nötigen. Im Gespräch ist daher ein
„Daten für alle“-Gesetz mit zwangs-
weisen Zugangsrechten. Das zielt vor
allem auf monopolistische Internet-
riesen, die Daten oft nur horten, ohne
sie einer wirtschaftlichen Nutzung
zuzuführen. Dabei könnten sie die
nicht verbrauchbaren Güter teilen,
ohne etwas zu verlieren. Doch wer
programmiert die neuen Systeme,
wenn in Deutschland gerade in KMU
fähige Programmierer Mangelware
sind? Sorgt der freie Datenzugang
am Ende dafür, dass Internetriesen
ihre Marktmacht mit den Daten von
KMU weiter ausbauen? Damit das
Gesetz nicht zum wettbewerbspoli-
tischen Bumerang wird, wären zu-
mindest Ausgleichsregelungen für
die Erhebungs- und Bereitstellungs-
kosten nötig. Eine Beschränkung auf
spezifische Datensätze könnte ver-
bleibende datenschutzrechtliche Be-
denken abdämpfen.
Stephan Langer, Leser
Realitäts-Check
Wenn wir uns in Deutschland wei-
ter in die Tasche lügen und glauben,
dass wir bei der digitalen Transfor-
mation im globalen Vergleich vorne
mit dabei sind, dann wird das Erwa-
chen nur umso erschreckender sein.
Ich empfehle hier eine Reise in die
hochentwickelten Zentren in Mittel-
und Ostasien, um sich mit der Reali-
tät auseinanderzusetzen.
Thomas Schildhauer,
Professor für Electronic
Business und Marketing,
Universität der Künste
Berlin
Das Lernen hört
niemals auf
Der Umgang und das Lernen mit di-
gitalen Medien ist fester Bestandteil
des privaten und beruflichen Alltags.
Eine Entwicklung, die auch für Un-
ternehmen gewinnbringend genutzt
werden kann, denn mit neuen Tech-
nologien wie Augmented Reality oder
Sprachsteuerung werden neue For-
men des Lernens ermöglicht. Weiter-
bildung hat damit das Potenzial, auf
eine neue Stufe gehoben zu werden:
Durch Lernen mit digitalen Medien
wird es möglich, mit der Entwick-
lungsgeschwindigkeit der digitalen
Transformation Schritt zu halten und
gerade auch die eigenen Mitarbeiter
auf dem aktuellen Stand zu halten.
Die Kompetenzentwicklungsstudie
Industrie 4.0, die 2016 im Auftrag des
Bundesministeriums für Bildung und
Forschung unter meiner fachlichen
Begleitung durchgeführt wurde, be-
schrieb konkrete Anforderungen an
Weiterbildungen bezüglich der neuen
Herausforderungen. Darauf aufbau-
end haben wir ein Lernsystem entwi-
ckelt, das wichtige Eigenschaften auf-
weist wie den rollenbasierten Zugang,
individuelle Lernpfade, kontext- und
situationsbezogene kleine Lernein-
heiten, die ortsunabhängige Nutzung
und die motivationsförderliche Auf-
bereitung der Inhalte. Das System ist
inzwischen in vielen Unternehmen
erfolgreich im täglichen Einsatz. Es
zeigt sich: Neue Arbeitsmodelle und
lebenslanges Lernen gehen Hand in
Hand. Neue Formen des Lernens und
Arbeitens sind im Rahmen einer Mit-
arbeiterentwicklung 4.0 nicht mehr
voneinander zu trennen.
Heinz Ohlig, Leser
Trügerische Sicherheit
Die kleinen und mittelgroßen Un-
ternehmen sind das Rückgrat unse-
rer Wirtschaft. Mit ihrer Leistung
und ihren Produkten bilden sie die
Grundlage für den weltweit guten Ruf
der Marke „Made in Germany“. Al-
lerdings müssen wir aufpassen, dass
es mittelfristig keine Trennung zwi-
schen den Begriffen Ingenieurskunst
und Technologie gibt. Denn während
man Deutschland mit Hochleistungs-
maschinen und Konstanz verbindet,
denkt man weltweit beim Thema
Fortschritt immer mehr an den asiati-
schen und nordamerikanischen Raum
als Herkunftsorte von Hochleistungs-
technologie. Da in diesem Bereich die
wirtschaftliche Zukunft entschieden
wird, müssen die deutschen Unter-
nehmen aufpassen, dass sie ihre Plät-
ze an der Weltspitze halten können –
sonst haben wir bald ein Problem.