+3 Magazin April 2019 | Page 4
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WO STEHT DIE
ENERGIEWENDE?
WIR FRAGEN:
... und was ist
Ihre Meinung?
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Im vergangenen Jahr wurden 219 Terawattstunden Strom aus Wind, Sonne,
Wasser und Biomasse gewonnen – ein Anteil von 40 Prozent am Strommix
und mehr als aus Kohle und Gas zusammen.
Quelle: Umweltbundesamt
Miguel Arias Cañete,
EU-Kommissar
für Klimaschutz
und Energie
Gemeinsame Mission
Wie es uns die führenden Klimafor-
scher in ihrem Bericht über die Fol-
gen der Erderwärmung um 1,5 Grad
ins Stammbuch geschrieben haben:
Wir müssen jetzt dringend und ge-
meinsam handeln. Und wir haben
bereits einen ehrgeizigen gesetzlichen
Rahmen geschaffen, der es der Euro-
päischen Union ermöglichen sollte,
die Treibhausgasemissionen bis 2030
über die bisher angestrebten 40 Pro-
zent hinaus um 45 Prozent im Ver-
gleich zu 1990 zu reduzieren. Aber wir
müssen auch weiter vorausschauen,
bis ins Jahr 2050. Wir werden die-
ses Ziel nur erreichen, wenn wir die
Art und Weise, wie wir unsere wirt-
schaftliche Entwicklung vorantreiben,
tiefgreifend verändern. Wir brauchen
ein Modell, das Klimaneutralität und
Wohlstand für alle EU-Bürger vereint
und fair gegenüber unseren Industri-
en ist. Aus diesem Grund hat die Euro-
päische Kommission eine Strategie für
ein klimaneutrales Europa bis 2050
vorgeschlagen, die einen sozial ge-
rechten Übergang auf kosteneffiziente
Weise ermöglichen soll. Wir müssen
auf das hören, was die große Mehrheit
der europäischen Bürger – insbeson-
dere die zukünftigen Generationen
– uns sagen. Wir müssen uns auf das
Ziel eines klimaneutralen, wohlhaben-
den und fairen Europas im Jahr 2050
einigen und auf dieser Grundlage die
Maßnahmen ergreifen, von denen wir
wissen, dass sie uns das ermöglichen.
Ich ermutige daher alle europäischen
Parteien und deren Spitzenkandida-
ten in ihren Programmen für die Eu-
ropawahl, ihre Vision zu diesen wich-
tigen Themen zu formulieren und
dementsprechend zu entwickeln.
Nick Heubeck,
Student und Initiator
einer Petition für einen
früheren Kohleausstieg
Wir verspielen die
Zukunft
Die Energiewende ist tot. Zwar sind
sich die Experten einig, dass wir so
schnell wie möglich auf erneuerba-
re Energien umsteigen müssten. Die
Bundesregierung spielt jedoch auf
Zeit. Zeit, die ich als junger Mensch
längst nicht mehr habe. In der Bevöl-
kerung gibt es seit Jahren eine über-
wältigende Mehrheit für wirklichen
Klimaschutz. Denn der Klimawan-
del spielt sich nicht nur auf den In-
seln des globalen Südens oder an den
Gletschern im fernen Norden ab. Er
wird jeden von uns ganz persönlich
betreffen – durch Hitzewellen und
© iStock./metamorworks
neuartige Krankheiten die alten Men-
schen, uns junge durch Ernteausfälle,
Überschwemmungen und Stürme und
hunderte Millionen Menschen, die der
steigende Meeresspiegel von den Küs-
ten vertreibt. Die Wissenschaft mahnt
deshalb bereits seit Langem: Wir dür-
fen die planetaren Grenzen auf keinen
Fall überschreiten. Mit dem Kohle-
ausstieg 2038 und dem geplanten
Bau der Gaspipeline nach Russland
werden wir die Abkehr von fossilen
Energieträgern jedoch nicht ansatz-
weise schnell genug schaffen. Deshalb
unterstützen auch weit über 80.000
Menschen meinen Aufruf nach einem
Kohleausstieg vor 2030 auf Change.
org. Denn wir haben verstanden, dass
die Energiewende der einfachste He-
bel ist, einen Beitrag zu den Pariser
Klimazielen zu leisten. Wir wissen,
dass die Bundesregierung in diesem
Moment unsere Zukunft verspielt und
damit der Welt das Signal gibt: Selbst
wir als Industrienation begreifen die
Chancen der Energiewende nicht.