+3 Magazin April 2017 | Page 4

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WIR FRAGEN :

WIEVIEL MENSCH BRAUCHT DIE MASCHINE ?

... und was ist Ihre Meinung ?

www . plus-drei . de antwort @ plus-drei . de
Der jährlich stattfindende Kongress „ Love and Sex with Robots “ will dafür sorgen , dass spätestens ab 2050 kein Mensch mehr einsam sein muss .
Quelle : loveandsexwithrobots . org
© iStock ./ MATJAZ SLANIC
Wolfgang Wahlster , Geschäftsführer Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz ( DFKI )
Mit Robotern im Team
Schon als wir 2010 „ Industrie 4.0 “ konzipierten , hatte ich keinen Zweifel daran , dass der Mensch weiterhin im Mittelpunkt der vernetzten Fabrik steht , obwohl er von Künstlicher Intelligenz ( KI ) in der Gestalt von Robotern und industriellen Assistenzsystemen unterstützt wird . Die neue Generation von Robotern arbeitet Hand in Hand mit dem Werker zusammen , weicht ihm intelligent aus , lernt von ihm und hört auf seine Anweisungen . Der Mensch bleibt im Team mit Robotern der Vorarbeiter , der das Team koordiniert , ihm neue Arbeitsabläufe beibringt und für die
Qualität der Arbeitsresultate bürgt . Er wird zusammen mit seinen menschlichen Kollegen von Robotern im Team unterstützt . Diese nehmen ihm physisch sehr anstrengende Überkopfarbeit oder ermüdende repetitive Arbeitsabläufe ab . Die neuen KI-Roboter verhalten sich proaktiv und reichen dem Werker im richtigen Moment das passende Teil an , weil sie über ihre Sensoren die Aktivitäten ihres Chefs erkennen und dessen nächste geplante Handlung antizipieren können . Über Datenbrillen , Sensorjacken und Dialogsysteme kann der Facharbeiter künftig selbst von zu Hause aus Roboter als physische Avatare steuern und so eine Fernwartung von Fabrikanlagen durchführen . Die intelligente Fabrikumgebung erkennt digital das persönliche Profil des Werkers , passt die Arbeitsstationen ergonomisch an , adaptiert Arbeitsanweisungen an dessen Vorwissen und stellt sich auf dessen Arbeitstakt individuell ein .
Sven Beier , Leser
Evolution der Arbeit
Robo-Advisory – so lautet seit einigen Jahren das Schlagwort aus dem Finanzwesen . Da ich in diesem Bereich arbeite , verfolge ich auch das Medienecho , den Hype um den Begriff . Robo-Advisory beschreibt allerdings einen Prozess , den es in meinen Augen schon jahrzehntelang gibt , nämlich der Maschine , hier also dem Computer , operative Aufgaben zu übertragen . Der Computer ist für die Algorithmen und für die Details zuständig , den Überblick behält der Mensch . Der Mensch wird dabei zunehmend ganzheitlich gebraucht . Neu in der Betrachtung ist sicherlich , dass der Computer
nun auch Schnittstellen bearbeiten und eigenständig Probleme erkennen kann , trotzdem bleibt der Mensch der Systemregulierer . Die Arbeitstätigkeit wird kognitiver und intellektueller . Es entsteht Raum , sich neuen , größeren Problemen zu widmen . Allerdings für die Gesellschaftsschicht , die vornehmlich mit operativen Aufgaben betraut war , fallen damit unzählige Erwerbsfelder weg . Meine Vermutung ist , dass der technische Fortschritt weit schneller voranschreitet , als es das Bildungsoder Weiterbildungswesen schafft , bei dieser Verschiebung der Aufgabengebiete mitzugehen . Dadurch werden Menschen , vielleicht Generationen , darunter leiden . Aber um eine augenscheinliche Analogie zu gebrauchen : Im Haushalt sind mit dem Einzug der Waschmaschine oder des Staubsaugers auch Arbeiten an Maschinen übergeben worden , deren Wegfall für den Menschen heute keiner mehr nachtrauert .