+3 Magazin April 2017 | Page 16

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WIR FRAGEN :

WELCHE SICHERHEIT SUCHEN WIR ?

... und was ist Ihre Meinung ?

www . plus-drei . de antwort @ plus-drei . de
Die größte Schaukel der Welt hängt nicht etwa an einem Hochhaus , sondern schwingt in einem Radius von 300 Metern über dem neuseeländischen Queenstown .
Quelle : bungy . co . nz
© iStock ./ piskunov
Sebastian Kurz , österreichischer Außenminister und diesjähriger Vorsitzender der OSZE
Nur gemeinsam sind wir sicher
Krieg und bewaffnete Konflikte prägen unsere Gegenwart : Syrien , Irak , Jemen , Afghanistan , Südsudan , Ostukraine – um nur wenige zu nennen . Völkerrechtsverletzungen und isolationistische Tendenzen rütteln am Fundament zwischenstaatlicher Beziehungen . Konflikte wie jene um Bergkarabach , Transnistrien oder die abtrünnigen Regionen Georgiens sind seit Jahrzehnten ungelöst . Cyberangriffe , Terrorismus und organisierte Kriminalität stellen unser Lebensmodell Tag für Tag auf die Probe . Können wir mit Strukturen und Instrumenten ,
die wir nach 1945 entwickelt und mit denen wir die Gräben des Kalten Krieges überwunden haben , auch noch die heutigen Herausforderungen erfolgreich bewältigen ? Ich meine ja . Denn der Ansatz , Sicherheit umfassend zu verstehen und Zusammenarbeit in den Vordergrund zu stellen , ist aktueller denn je . Aber : Zusammenarbeit erfordert politischen Willen . Nur so kann Vertrauen gebildet , gefestigt und nachhaltig gesichert werden . Angesichts der Aufgaben , vor denen wir stehen , bietet die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ein ideales Forum , um auf Basis gemeinsamer Werte und Verpflichtungen zu einer Friedens- und Stabilitätsordnung zurückzufinden . Was wir dazu brauchen ist ein ehrlicher , kritischer , aber stets konstruktiver Dialog zwischen Ost und West , Nord und Süd . Es liegt an uns , Verantwortung zu übernehmen – und dieser auch gerecht zu werden . Schritt für Schritt und gemeinsam .
Clemens Potocki , Leser
Sicherheit ist relativ
Totale Sicherheit hat man nur , wenn man tot ist . Im meinem Beruf , ich arbeite in einer Delegation der Europäischen Union , für die wir seit Ende September 2015 im Südsudan unter anderem Baumaßnahmen überwachen , gelten noch einmal ganz andere Regeln im Abwägen von Sicherheitsmaßnahmen als hier in Europa . Man muss das eigene Verhalten an die Lage vor Ort anpassen . Ein Beispiel ist die Reisesicherheit . Wenn man nach Bor oder Torit reist , kann man sich mit einem Pkw nur mit einer Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern fortbewegen , weil die Straßen nicht asphaltiert sind . Ein Schutz
kann bei diesen Straßenverhältnissen nur gewährleistet werden , wenn man mit mindestens zwei Fahrzeugen unterwegs ist . Er funktioniert im Südsudan , oder auch in Afghanistan , wo wir ebenfalls eingesetzt waren , immer nur in einer Gruppe . Eine größere Sicherheit konnten wir von unserer Seite bieten , wenn wir Vertreter , etwa von Ministerien , im Flugzeug mitnahmen , um Strecken zu überbrücken . Aber auch hier muss man auswählen , mit wem man die Reise antritt . So ist es gerade bei unbeständigen Regierungsverhältnissen wichtig , mehrere Seiten bei sich zu wissen , aber auch immer eine Einzelentscheidung , auf wen man sich einlässt . Und es gibt Grenzen für unsere eigene Sicherheit , bis zu denen wir gehen : Im Juli letzten Jahres sind wir evakuiert worden und werden erst , so es die Sicherheitslage erlaubt , Mitte diesen Jahres zurückkehren .