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Jörg Tremmel,
Autor von "Eine Theorie
der Generationengerechtigkeit"
Ihr seid uns nicht egal
Glaubt man den Medien, so ist das
Verhältnis zwischen Jung und Alt
schlecht. Knatsch gibt es nicht nur
über die klassischen Themen der Generationengerechtigkeit wie etwa Rente, Staatsverschuldung und Umwelt.
Junge Menschen fordern zum Beispiel
bislang erfolglos die Einführung verbindlicher Nachwuchsquoten, um die
politische Marginalisierung ihrer Generation zu stoppen und ihnen eine
stärkere Teilhabe an den gesellschaftlichen Prozessen zu ermöglichen. Und
sie kritisieren das geringe Engagement
älterer Bürger beim Bundesfreiwilligendienst. Junge Menschen sind dort
viel stärker vertreten.
Um den Streit zwischen Jung und Alt
soll es hier aber gar nicht gehen, sondern vielmehr um die Solidarität der
heutigen Generationen mit den noch
nicht geborenen, zukünftigen Generationen. Im Großen und Ganzen tun
wir nämlich recht viel für sie. Dazu gibt
es ein berühmtes Gedankenexperiment. Wie würden wir als Gesellschaft
reagieren, wenn wir mit Sicherheit
wüssten, dass in 50 Jahren die Welt
untergeht. In diesem Fall bräuchte
unsere Gesellschaft nicht mehr in die
Suche nach einem sicheren Endlager
für Atommüll zu investieren. Auch den
Treibhauseffekt zu begrenzen, würde
zu einem zweitrangigen Ziel. Und würden wir Milliarden von Euros in die
medizinische
Grundlagenforschung
investieren? Dass wir in der Wirklichkeit anders handeln, nämlich viel weniger gegenwartsorientiert, zeigt doch,
dass uns die Nachwelt nicht egal ist.
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dem Enkel im Park. Das Eier bemalen, verstecken und suchen verbindet.
Schön, dass es das noch gibt.
Marianne Rubbach,
Leserin
Großeltern helfen
immer gerne
Ihr Name,
Leserin
Was ist Ihre Meinung?
Schreiben Sie uns Ihre Antwort und vielleicht erscheinen Sie im nächsten Heft.
Peter B., Leser
Das sind wir
Generation vereint das Wir-Gefühl.
Wir Deutschen, wir Schmidts, wir
Weltmeister. Ziele gemeinsam zu erreichen verbindet, gemeinsam zu verlieren verbindet, gemeinsam großes
Glück und großes Leid zu erleben verbindet. Das Picknick mit der Oma und
Als Mutter von Kindern, die mich mit
Enkelkindern erfreuen, erscheint mir
die Frage angesichts meiner Lebensrealität als weltfremd. Als Großmutter
bin ich gefragt, in meinem Freundesund Bekanntenkreis sieht es nicht
anders aus: Krankheit der Eltern
oder Kinder, schlechte Betreuungsangebote in Schulen und Kitas, lange
Arbeitszeiten der Eltern. Finanzielle
Engpässe der Jüngeren machen aus
vielen Großeltern eine Institution,
ohne die nichts mehr rund läuft. Die
Alten springen ein.
Meiner Generation (70 plus) ging es
in vielerlei Hinsicht früher viel besser.
In der Generation meiner Kinder gibt
es wesentlich mehr Stress, weniger
Zeit für die Mitmenschen. Entweder
haben sie zu viel Arbeit oder sie leben
in prekären Arbeitsverhältnissen mit
absehbarer Altersarmut. Angesichts
dessen kann und will ich meinen Lebensabend nicht oberflächlich genießen. Wer Kinder oder Enkelkinder
hat, wünscht sich, dass sie in ein gutes
oder gar besseres Leben als das eigene
hineinwachsen. Unser Wirtschafts-,
Sozial- und Rechtssystem befördert
Individualismus und Entsolidarisierung. Ein notwendiges, wenn auch
bescheidenes Mittel dagegen ist der
Zusammenhalt von Jung und Alt.
In meinem Fall hat das tätige Miteinander positive Auswirkungen: Ich werde gebraucht, ich bin nicht einsam, ich
fühle mich geliebt. Und meine Enkelkinder werden einst vielleicht an mich
denken, so wie ich mich heute an meine fürsorglichen Großeltern erinnere.
Dörte Ahrens, Leserin
Die Mitte
als Herausforderung
Geben und Nehmen verbindet die Generationen. Was ich früher als Kind
von meinen Eltern bekommen habe,
gebe ich nun zurück: Zeitkontingente,
Zuwendung und Verantwortungsübernahme. Die eigenen Kinder im Blick
zu behalten, kommt mir vergleichsweise leicht vor. Die Elterngeneration
und deren Bedürfnisse in den Blick zu
bekommen dagegen schwer. Es geht
darum, zugleich deren Andersartigkeit
und deren Ähnlichkeit zu ertragen.
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