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Anton Hofreiter,
Fraktionsvorsitzender der
Grünen im Bundestag
Die Klimakrise kann nur die Einsicht stoppen, dass es uns Menschen an den Kragen geht, wenn
wir weiter die Atmosphäre mit CO2
vollpumpen. Die Klimakrise ist ein
riesiges Marktversagen. Das knappe Gut heißt intakte Atmosphäre.
Sie kostet nichts und wird deswegen
verschwendet. Bei einem so gravierenden Versagen zum Nachteil aller
sind harte Staatseingriffe notwendig
und gerechtfertigt. Für Deutschland
heißt das: Wir müssen die erfolgreiche Energiewende fortführen und
auf Industrie, Verkehr, Gebäude
und Landwirtschaft übertragen. Dafür brauchen wir zum Beispiel ein
Turbo-Programm für mehr Dämmung. Und wir sollten Schluss machen mit Milliarden Euro Subventionen für den Flugverkehr, der keine
Steuern auf Kerosin bezahlen muss.
Aber auch Unternehmen sind gefordert. Eon und RWE haben jüngst
gezeigt, wie man mit klimaunver-
Michael, Leser
Eduard Langner, Leser
DER KLIMASCHUTZ DER ANDEREN
Allmendetragik
beenden!
Natur oder Weltall
träglicher Unternehmensführung an
die Wand fährt. BMW und Daimler
sollten daraus lernen. In neuen klimafreundlichen Technologien liegen unternehmerische Chancen. Ich
hoffe auf mehr Unternehmer, die
zupacken – statt gegen vernünftige
Regeln anzulobbyieren. Es kommt
aber auch auf uns Einzelne an. Wir
entscheiden mit, wie groß unser
ökologischer Fußabdruck ist. Das
meint nicht Verzicht – man kann
auch mit weniger CO2-Ausstoß die
Sau rauslassen. Aber den Mut zum
Neuen, den braucht es. Ohne, dass
wir anders leben, essen und reisen,
wird es nix mit dem Klimaschutz.
Kein Strom aus Kohle
Der Klimawandel wird nicht gestoppt.
Er kann nur teilweise verlangsamt
werden, wenn der Ausstieg aus den
Braunkohlekraftwerken, auch den
neuen im Betrieb, erfolgt.
Ilonka, Leserin
Vielleicht Glück
Könnte gut sein, dass der viele Staub in
den oberen Schichten der Atmosphäre
den Klimawandel stoppt – oder wir
helfen mit Geoengineering nach.
DASS ES NICHT IMMER EINEN SIEGER GEBEN MUSS, ZEIGT DER AKTUELLE KLIMASCHUTZ-INDEX: WEIL
KEIN LAND DER WELT SICH STARK GENUG ENGAGIERT, BLEIBT DAS SIEGERTREPPCHEN EINFACH FREI.
Den Klimawandel stoppt nicht der
Mensch, sondern ein unvorhergesehenes Ereignis wie ein Vulkanausbruch
oder ein Meteoriteneinschlag; nur dass
eben dann eine Eiszeit erfolgen könnte.
Johannes Fuchs, Leser
Auto teilen
Der Klimawandel ist die logische
Konsequenz aus dem Verhalten der
Menschheit – er ist nicht wegdiskutierbar oder ignorierbar; er ist Teil
des Seins der Menschheit geworden.
Die Frage ist somit nicht korrekt gestellt und müsste lauten: „Wie lässt
sich der Klimawandel mit dem unbedingtem Überlebenswillen vereinbaren?“ Wir sind an dem Punkt
angelangt, an dem die Effekte der
klimatischen Veränderungen unumkehrbar sind, daher werden wir alle
massiv umdenken lernen müssen.
Das beginnt beim Einzelnen, der sich
klar bewusst machen muss, welchen
Beitrag er zur Klimaerwärmung leistet, bis hin zum Großunternehmen,
das nicht nur die Ressourcen vernichtet, sondern schädliche Stoffe
direkt in der Atmosphäre einbringt.
Es ist der Einzelne vor Ort, der mit
seinem Handeln beeinflusst, wie es
bei uns allen weitergeht. Wenn also
ein Pendler alleine im Auto zur Arbeit fährt, ist sein Verhalten egoistisch und ein Grund, warum wir da
sind, wo wir sind. Daher ist er aufgerufen, sich zu überlegen, seinen
Wagen mit drei Kollegen zu teilen,
was den Ausstoß an klimaschädlichen Gasen reduzieren würde – und
zwar um 75 Prozent! Wir alle sind
gefragt – nicht morgen, nicht in einer Woche, sondern sofort, hier und
jetzt. Daher müssen wir bereit sein,
unseren Luxus zu teilen und unsere Bequemlichkeit zugunsten eines
veränderten, aber noch lebenswerten Planeten aufzugeben.
Reinhard Lindenhahn, Leser
Nur alle. Also keiner.
Die Gesamtpunktzahl setzt
sich zusammen aus den
gewichteten Punktzahlen in
den jeweiligen Kategorien
Quelle: Germanwatch
Christina Deckwirth,
Campaignerin bei
Lobbycontrol
Der Kampf gegen die
Klimagegener
Die Lobbyisten der Industrie wirken
oftmals wie Bremsklötze, wenn es
darum geht, den Klimaschutz voranzutreiben. Verschiedene Wirtschaftsbranchen sehen ihre Interessen in Gefahr. Die dortigen Unternehmen und
deren Verbände verfügen über das
notwendige Geld und gute Kontakte,
um aufwändige Lobbyarbeit zu betreiben. So ist bekannt, dass der Ölkonzern Exxon in den Jahren 1998–
2005 über 16 Millionen US-Dollar
in klimaskeptische Gruppen pumpte. Mit Erfolg – in den USA glaubt
mittlerweile nur noch eine Minderheit, dass die Verbrennung fossiler
Rohstoffe das Klima verändert. In
Deutschland bietet das Europäische Institut für Klima und Energie
(EIKE) aus Jena eine Plattform für
Veranstaltungen und Publikation der
deutschen Klimaskeptiker. Über seine Finanzierung hüllt sich EIKE in
Schweigen – hier braucht es dringend
mehr Transparenz. Bedeutender als
die Klimaskeptiker sind in Deutschland allerdings die Akteure, die die
Instrumente der Klimapolitik in
Frage stellen. Die Energiewende sei
zu teuer, lautet das Argument. In
den Tagebauregionen im Rheinland
und in der Lausitz fahren RWE und
Vattenfall millionenschwere Kampagnen, um den Ausstieg aus der Kohle
zu verhindern. Die Autolobby vereitelte jüngst strengere Grenzwerte
für klimaschädliche Autoabgase in
Brüssel, um ihre schweren „Premiummodelle“ verkaufen zu können.
Diese Einflussnahmen erzeugen eine
Schieflage, durch die es Klimaschützer zuweilen schwer haben, mit ihren
Argumenten durchzudrin gen.