+3 Magazin April 2015 | Page 15

+3 Michael Jakob, Klimaforscher und Ökonom am MCC Berlin Das richtige Wachstum Wirtschaftswachstum kann kein Ziel an sich sein. Es ist nur nützlich, wenn es übergeordneten Zielen wie beispielsweise der Armutsbekämpfung dient. Wenn wir uns aber fragen, wie wir die Lebensbedingungen insbesondere der Ärmsten nachhaltig verbessern können, zeigt sich: Ohne Wirtschaftswachstum wäre die Armutsbekämpfung deutlich schwieriger. Zugleich hätte auch ungebremster Klimawandel negative Auswirkungen auf die Armutsbekämpfung. Eine Erhöhung der globalen Mitteltemperatur um vier Grad Celsius oder mehr würde viele Erfolge rückgängig machen. Beispielsweise würden viele Menschen durch verstärkte Extremereignisse wie Stürme und Dürren ihre Lebensgrundlage verlieren. Die Vermeidung solcher Folgen des Klimawandels durch eine Wachstumsreduktion nach dem Rasenmäher-Prinzip wäre aber sehr teuer: Eine Tonne CO2 weniger würde beinahe 2.000 Euro kosten, statt wie derzeit nur etwa fünf bis zehn Euro. Weniger Wachstum könnte sich sogar negativ auf das Klima auswirken, falls dadurch technische Innovationen verlangsamt werden. Denn Wachstum ist nicht gleich Wachstum: Wenn zum Beispiel emissionsintensive Sektoren der Wirtschaft schrumpfen, könnten dafür andere wie etwa Bildung und Gesundheit expandieren. Als Gesell- 15 schaft müssen wir daher einen öffentlichen und demokratisch legitimierten Diskurs darüber führen, welche Ziele wir uns setzen. Ob diese mit einem wachsenden oder sinkenden Bruttoinlandsprodukt erreicht werden, ist dann Nebensache. Johannes Ahrens, Leser Kraft und Schmerzen Im Dezember tagt die Weltklimakonferenz in Paris. Dorthin werden wir von Flensburg aus pilgern. Im September geht es los. Quer durch Europa auf einem ökumenischen Pilgerweg. Von Kirchengemeinde zu Kirchengemeinde. Manche laufen die ganze Strecke, einige nehmen sich gezielt Zeit für einzelne Etappen. Unterwegs sehen wir „Schmerzpunkte“ und „Kraftzentren“: Orte, die schon ein verändertes Bewusstsein aufweisen und solche, an denen die Zerstörungskraft der alten Denke sichtbar ist. Verlangsamen, bewusste Fortbewegung, ein Sinn für Zeit und Distanzen, geistliches Auftanken in jahrhundertealten Kirchen: das ist die eine Seite der Motivation. Die andere: in Paris eine gemeinsame Erklärung der Pilgergruppe überreichen. Retten wir damit die Welt? Wohl eher nicht. Aber es ist auch mehr als nur ein Zeichen. Denn wer pilgert, erlebt. Der Weg zur Veränderung beginnt zuerst in mir selbst. DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE Dr. Timm Kehler, Vorstand Zukunft ERDGAS e.V Effizienter Klimaschutz beginnt im Heizungskeller Im Kampf gegen den Klimawandel braucht es mit Sicherheit eine ganze Fülle von Maßnahmen aus allen möglichen Bereichen. Industrie, Politik, Verbraucher – jeder ist gefragt. Appelle allein aber werden nicht reichen. Effizienz entscheidet. Das gilt gerade beim Klimaschutz. Eine Leitfrage muss lauten: Wo bekommen wir den meisten Klimaschutz pro Euro? Dort, wo sich mit wenig viel erreichen lässt, ist Klimaschutz am einfachsten umsetzbar. Wir sprechen von Klimaef- fizienz. Eines der größten Potenziale zur CO2-Ersparnis liegt dort, wo wir leben und arbeiten. Über ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen fallen in Gebäuden an, mehr also als in Verkehr oder Industrie. Hier lässt sich mit den richtigen Maßnahmen viel sparen. Effizienter Klimaschutz beginnt im Heizungskeller. Wer einen alten Gaskessel gegen eine moderne Erdgasheizung tauscht, reduziert die Emissionen um e