+3
Michael Jakob,
Klimaforscher
und Ökonom
am MCC Berlin
Das richtige Wachstum
Wirtschaftswachstum kann kein Ziel
an sich sein. Es ist nur nützlich, wenn es
übergeordneten Zielen wie beispielsweise der Armutsbekämpfung dient.
Wenn wir uns aber fragen, wie wir
die Lebensbedingungen insbesondere der Ärmsten nachhaltig verbessern
können, zeigt sich: Ohne Wirtschaftswachstum wäre die Armutsbekämpfung deutlich schwieriger. Zugleich
hätte auch ungebremster Klimawandel negative Auswirkungen auf die Armutsbekämpfung. Eine Erhöhung der
globalen Mitteltemperatur um vier
Grad Celsius oder mehr würde viele
Erfolge rückgängig machen. Beispielsweise würden viele Menschen durch
verstärkte Extremereignisse wie Stürme und Dürren ihre Lebensgrundlage verlieren. Die Vermeidung solcher Folgen des Klimawandels durch
eine Wachstumsreduktion nach dem
Rasenmäher-Prinzip wäre aber sehr
teuer: Eine Tonne CO2 weniger würde
beinahe 2.000 Euro kosten, statt wie
derzeit nur etwa fünf bis zehn Euro.
Weniger Wachstum könnte sich sogar negativ auf das Klima auswirken,
falls dadurch technische Innovationen
verlangsamt werden. Denn Wachstum
ist nicht gleich Wachstum: Wenn zum
Beispiel emissionsintensive Sektoren
der Wirtschaft schrumpfen, könnten
dafür andere wie etwa Bildung und
Gesundheit expandieren. Als Gesell-
15
schaft müssen wir daher einen öffentlichen und demokratisch legitimierten
Diskurs darüber führen, welche Ziele
wir uns setzen. Ob diese mit einem
wachsenden oder sinkenden Bruttoinlandsprodukt erreicht werden, ist
dann Nebensache.
Johannes Ahrens,
Leser
Kraft und Schmerzen
Im Dezember tagt die Weltklimakonferenz in Paris. Dorthin werden
wir von Flensburg aus pilgern. Im
September geht es los. Quer durch
Europa auf einem ökumenischen
Pilgerweg. Von Kirchengemeinde zu
Kirchengemeinde. Manche laufen die
ganze Strecke, einige nehmen sich
gezielt Zeit für einzelne Etappen. Unterwegs sehen wir „Schmerzpunkte“
und „Kraftzentren“: Orte, die schon
ein verändertes Bewusstsein aufweisen
und solche, an denen die Zerstörungskraft der alten Denke sichtbar ist. Verlangsamen, bewusste Fortbewegung,
ein Sinn für Zeit und Distanzen, geistliches Auftanken in jahrhundertealten Kirchen: das ist die eine Seite der
Motivation. Die andere: in Paris eine
gemeinsame Erklärung der Pilgergruppe überreichen. Retten wir damit
die Welt? Wohl eher nicht. Aber es ist
auch mehr als nur ein Zeichen. Denn
wer pilgert, erlebt. Der Weg zur Veränderung beginnt zuerst in mir selbst.
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Dr. Timm Kehler,
Vorstand
Zukunft ERDGAS e.V
Effizienter Klimaschutz
beginnt im
Heizungskeller
Im Kampf gegen den Klimawandel
braucht es mit Sicherheit eine ganze
Fülle von Maßnahmen aus allen möglichen Bereichen. Industrie, Politik,
Verbraucher – jeder ist gefragt. Appelle allein aber werden nicht reichen.
Effizienz entscheidet. Das gilt gerade
beim Klimaschutz. Eine Leitfrage
muss lauten: Wo bekommen wir den
meisten Klimaschutz pro Euro? Dort,
wo sich mit wenig viel erreichen lässt,
ist Klimaschutz am einfachsten umsetzbar. Wir sprechen von Klimaef-
fizienz. Eines der größten Potenziale
zur CO2-Ersparnis liegt dort, wo wir
leben und arbeiten. Über ein Drittel
der deutschen CO2-Emissionen fallen
in Gebäuden an, mehr also als in Verkehr oder Industrie. Hier lässt sich
mit den richtigen Maßnahmen viel
sparen.
Effizienter Klimaschutz beginnt im
Heizungskeller. Wer einen alten Gaskessel gegen eine moderne Erdgasheizung tauscht, reduziert die Emissionen
um e